Der chinesische Drache, Sinnbild der ständig wachsenden Wirtschaftskraft Chinas, hat nicht nur Hunger nach Rohstoffen oder Energie. Auch der Handel mit seltenen Tier- und Pflanzenarten oder Produkten daraus verzeichnet enorme Zuwachsraten. Zu diesem Schluss kommt der aktuelle WWF- und TRAFFIC-Report „The State of Wildlife Trade in China“. Der Bericht zeichnet ein – in Augen von Artenschützern -„erschreckendes“ Bild: Die Volksrepublik ist der weltweit zweitgrößten Importeur afrikanischer Tropenhölzer. Das Geschäft mit der traditionellen, chinesischen Naturmedizin boomt. Der Hunger auf Fleisch von Schlangen und Süßwasserschildkröten nimmt beständig zu. „Chinas enormer Bedarf wird zur Gefahr für ohnehin schon seltene Tier- und Pflanzenarten“, warnt die China-Referentin des WWF Deutschland, Susanne Honnef. „Der illegale Handel muss stärker als bisher bekämpft werden und die chinesischen Behörden müssen die mafiösen Strukturen der Tier- und Pflanzenschmuggler zerschlagen.“
Seit 2003 verzeichnet die traditionelle chinesische Medizin jährliche Wachstumsraten von 10 Prozent. Die Nachfrage nach Naturmedizin nimmt nämlich auch im Westen beständig zu. Jährlich werden 162 Millionen US-Dollar auf dem europäischen und 144 US-Dollar auf dem nordamerikanischen Markt mit Produkten der chinesischen Medizin umgesetzt. Doch viele Bestände an Heilpflanzen sind bereits übernutzt und haben keine Zeit mehr, sich zu erholen. Rund 15 000 Arten gelten weltweit als bedroht. Der WWF und TRAFFIC haben aus diesem Grund vor wenigen Wochen die Einführung eines FairWild-Labels für Produkte aus nachhaltig gesammelten Heil- und Aromapflanzen angekündigt.
Gestiegen ist auch der Bedarf an Holz, der bisher hauptsächlich mit Importen aus Russland gedeckt wurde. Doch in den vergangenen Jahren stieg der Anteil afrikanischer Tropenhölzer auf dem chinesischen Mark beständig an. Das wiederum hat zu einer Zunahme des illegalen Holzeinschlags in Afrika geführt.
Der Genuss von Reptilienfleisch ist für das Überleben von verschiedenen Schildkröten- und Schlangenarten zur Gefahr geworden. Eine Untersuchung in fünf südchinesischen Städten ergab, dass auf 13 von 25 Märkten und in 20 von 50 Restaurants wildlebende Tierarten angeboten wurden. In China gilt das Fleisch von Reptilien als Delikatesse. „Es gibt seltene Arten von Süßwasserschildkröten, die wir nur von chinesischen Märkten kennen und noch niemals zuvor in ihrer natürlichen Umgebung beobachten konnten“, berichtet Susanne Honnef vom WWF Deutschland.
Eine gute Nachricht kann der Report vermelden: Der illegale Handel mit Elfenbein ist weiterhin rückläufig. „Der Rückgang von illegalem Elfenbeinhandel stimmt optimistisch und zeigt, dass es möglich ist, den illegalen Arten-Schmuggel erfolgreich zu bekämpfen“, sagt China-Referentin Susanne Honnef. Weitere Infos: www.wwf.de