Es war wie in einer schlechten Kriminalkomödie: Ein Kanonenboot der philippinischen Marine wollte in den Gewässern der Provinz Palawan, nahe der Insel Linapacan, ein vietnamesisches Fischerboot kontrollieren. Dieses versucht plötzlich zu fliehen. Allerdings erfolglos. Als die Fischer schließlich gestoppt werden, versucht die 13köpfige Crew das eigene Schiff zu versenken. Der Grund: Die Vietnamesen waren Tier-Schmuggler, die im Laderaum über 100 Pazifische Karettschildkröten transportierten. Die vom Aussterben bedrohte Meeresschildkrötenart gilt in Südostasien als Delikatesse und ihr Panzer wird zu Schmuck und Kämmen verarbeitet, die Art wird jedoch durch das Washingtoner Artenschutzübereinkommen CITES streng geschützt. Handel und Jagd sind auch nach philippinischem Recht illegal. Offenbar nahmen die Vietnamesen lieber einen Verlust des Schiffes in Kauf, als beim Schmuggeln erwischt zu werden.
Zwar gelang es den philippinischen Beamten, das Sinken des Schiffes zu stoppen. Doch ein Teil stand zu diesem Zeitpunkt bereits unter Wasser. Zu spät entdecken die Kontrolleure im Laderaum die Meeresschildkröten. Zu diesem Zeitpunkt sind die meisten der Tiere bereits tot. Ertrunken. „Pazifische Karettschildkröten können eigentlich bis zu zwei Stunden unter Wasser bleiben, ohne Luft zu holen. Doch gestresste Tiere, wie die an Bord des Schiffes, müssen alle paar Minuten zum Atmen auftauchen. Das war jedoch im Laderaum nicht möglich. Sie saßen in der Falle“, erklärt WWF-Artenschutzexperte Volker Homes, wie es dazu kommen konnte, dass die Meeresschildkröten innerhalb kürzester Zeit ertranken.
Nach WWF Informationen kommt es in den philippinischen Gewässern immer wieder zu Zwischenfällen mit Tier-Schmugglern. Meistens sind es chinesische oder vietnamesische Boote, die in den Meeren des Inselstaats auf Beutefang gehen. WWF-Experte Volker Homes erklärt: „Diese dramatische Geschichte steht stellvertretend für das Schicksal unzähliger Meeresschildkröten und anderer bedrohter mariner Arten“ Nach Ansicht des WWF wendet die philippinische Regierung bestehende Gesetzte gegen illegalen Handel mit bedrohten Tierarten nicht konsequent genug an.