Save the ocean

Squalen – Wenn es Haien an die Leber geht


T N. Eschner/ Sharkproject

Mit dieser Problematik beschäftigt sich Sharkproject, deren Ziel es ist, Haie zu schützen und Klarheit für den Konsumenten zu schaffen. Squalan wird aus Squalen hergestellt, einer öligen Flüssigkeit, welche um die Jahrhundertwende in der Leber von Haien (Squalus: lateinisch Hai) entdeckt wurde. Es ist ein Kohlenwasserstoff der als natürlicher Bestandteil in vielen Organismen wie Tieren, Pflanzen und sogar in der menschlichen Haut vorkommt. Die höchste Konzentration weist die Leber von Tiefseehaien auf. 
Wegen seiner feuchtigkeitsspendenden und antioxidativen Eigenschaften stieg der Bedarf an Squalen seit den 1960er Jahren rasant an und reicht vom Lippenstift bis zur Sonnencreme, als Adjuvans in Impfstoffen, als industrielles Schmiermittel, oder als Nahrungsergänzungsmittel. Der Einsatzbereich von Squalen ist unüberschaubar und wirkt sich katastrophal auf die Haipopulation aus.  

Kaum ein Endverbraucher weiß, woher das in vielen Kosmetika ausgewiesene »Squalane« herkommt. In den meisten Fällen aus der Leber von Tiefseehaien, lautet die Antwort. Dabei gibt es wesentlich bessere Alternativ-Quellen wie Oliven und Zuckerrohr. Sinnvoll wäre eine verpflichtende Angabe der Squalan-Quelle auf den Produkten. Foto: Sharkproject

Mit Grundschleppnetzen werden Haie in Tiefen bis zu 2400 Metern gefangen. Noch an Board wird die Leber herausgeschnitten. Der Rest des Haies geht über Board. Das nennt man dann »Shark-Livering«. Bereits auf See oder in einem ölverarbeitenden Betrieb an Land wird aus der Leber das wertvolle Haileberöl herausgepresst, welches je nach Art des Haies bis zu 85 Prozent Squalen enthält. Reines Squalen reagiert sehr schnell an der Luft. Um es chemisch stabiler und leichter transportierbar zu machen, wird es hydriert und kommt dann als Squalan auf den Markt. 

Für eine Tonne Haileber-Öl werden zirka 3000 Haie benötigt und man schätzt, dass derzeit pro Jahr um die drei Millionen Haie für Squalen sterben müssen.  

Dabei sind die Tiere weltweit bedroht. Tiefseehaie sind in ihrem Lebensraum nicht sehr gut erforscht. Sicher ist jedoch, dass sie sich noch langsamer fortpflanzen als andere Hai-Arten. Schlingerhai, Portugiesischer Dornhai und verwandte Arten sind auf der Roten Liste der IUCN bereits als »gefährdet« oder »bedroht« eingestuft. Auch der Grönlandhai, das langlebigste Tier auf unserem Planeten, dessen Öl in Skandinavien als »Heilmittel« sehr beliebt ist, wird als »gefährdet« gelistet. Für viele Tiefseehaie gibt es bei der IUCN keine Einstufung mangels Daten. 
Squalen wird entweder direkt oder über Großhändler weltweit vermarktet. Sobald es die letzte Verarbeitungsstätte verlässt verflüchtigen sich alle Hinweise über die Herkunft. Squalen oder Squalan sind dann nur noch chemische Grundstoffe ohne Erwähnung dass diese Substanz »von wildlebenden Haien« stammt. Einzige Ausnahme ist die Pharmaindustrie, denn bei Arzneimitteln müssen Herkunft, Gewinnungsmethode und Lieferant bei der Zulassung benannt und für jede Charge nachverfolgbar sein. Auch bei Nahrungsergänzungsmitteln sind Herkunftsangaben wie »Haiöl«, »Haileberöl« oder »Haisqualen« verpflichtend. 

Ganz aktuell steht das Thema auch im Fokus hinsichtlich der Impfstoff-Herstellung gegen Covid-19. »Shark Allies« und andere Umweltschützer haben eine Petition ins Leben gerufen, die sich gegen die Impfstoff-Herstellung aus Hai-Squalen einsetzt. Foto: Shutterstock.com

Squalen und Squalan kann aber auch aus Pflanzen (Oliven, Zuckerrohr u.a.) oder biotechnologisch aus Hefen produziert werden. Vor allem die Kosmetikindustrie ist Abnehmer von pflanzlichen Squalan. Aber leider fehlen bisher Gesetze zur verpflichtenden Angabe, ob es sich um tierisches oder pflanzliches Squalen handelt und der Konsument bleibt über die Herkunft im Dunkeln.  
Ein großes Thema seit Corona sind Adjuvantien, also Wirkverstärker, in Impfseren, von denen einige aus Hai-Squalen hergestellt werden. Covid-19-Impfstoffe mit Hai-Squalen befinden sich erst in der Entwicklung. Im Grippeimpfstoff »Fluad« ist es bereits enthalten.  
Um einen bereits zugelassenen Impfstoff mit Hai-Squalen auf alternatives Squalen umzustellen, muss ein Änderungsantrag eingereicht und mit Daten belegt werden. Das kostet viel Geld und vor allem Zeit.  

Selbst bei Produkten, deren Squalen pflanzlich gewonnen wurde, fehlt dieser Hinweis (wie hier im Bild »The Ordinary«). Foto: Shutterstock.com

Daher fordert Sharkproject, dass bei neuen Impfstoffen direkt eine »haifreie« Variante getestet wird. Die chemische Zusammensetzung von Squalen aus Hai, Pflanzen oder biotechnologischer Herstellung ist identisch. Im Gegensatz zu biotechnologischem Squalen enthält das von Haien Schwermetalle und andere Schadstoffe! Höchste Zeit für ein Umdenken! Zum Wohle der Haie und auch für uns. 

 

Was können Sie tun? Hier geht es zur Petition von Shark Allies »für Impfstoffe ohne Qualen aus Haien«.

Weitere Informationen: www.sharkproject.org, www.sharkallies.com