Grenada gehört ab sofort zu den Top-5-Zielen in der Karibik. So lautet unser Fazit nach einem Besuch an den schhönsten Plätzen Grenadas – über und unter Wasser
Sista, sista, my sunshine!« Der Satz ist jetzt zum xten Mal in zehn Minuten gefallen. Roger, groß und stämmig, aber nicht dick, scheint hier jeden zu kennen. Und jeder kennt ihn. Er ist mitten in Grenadas Hauptstadt St. George‘s aufgewachsen. Neben dem bunten, wuseligen Markt, wo es alles gibt, was die Grenada zu bieten hat. Direkt an der Straße, die steil hinauf zur »Immaculate Conception Church« führt. Müsste man sich eine karibische Hauptstadt ausdenken, so würde man am Ende wohl genau hier landen. Kolonialstilbauten, gedrungen und eng gebaut. Kanonen aus dem 18. Jahrhundert, die zweckentfremdet als Straßenboller dienen. Überall schmale Gassen, die zu Treppen werden und in jede bergige Ecke der Inselkapitale führen. Besonders stolz ist man hier auf die Carenage. Die kleine Bucht, in der seit dem Jahr 1650 Schiffsladungen gelöscht oder aufgegeben werden, sieht rund um die Wharf Road noch immer so aus wie damals. Ist man früh genug am Tag hier, kann man den Fischern beim Verkauf zuschauen. Etwa 20 Minuten entfernt, vorbei am »neuen« Cruise Ship Terminal, wird es auf dem Fischmarkt dann »noch fischiger«. Carenage und Cruise Ship Terminal trennt eine kleine Landzunge, auf deren Spitze das Fort Georg thront. Der steile Weg nach oben lohnt sich, da man von hier die beste Aussicht auf beide Seiten der Stadt und das Hinterland hat.
Danach geht es wieder bergab, und am besten zur richtigen Zeit auf einen Sprung ins Schokoladenmuseum. Zur richtigen Zeit? Immer dann, wenn gerade kein(e) Kreuzfahrtschiff(e) Hunderte von Menschen in die kleine Stadt spülen. Viele der Ozeanriesen liegen hier nur ein paar Stunden. Der spätere Nachmittag ist also eine gute Zeit für die Stadterkundung. Das kann man auf eigene Faust machen, muss man aber nicht. Einfach vorab ins Web schauen und unter diversen Fahrern und Führern einen auswählen. Den engagiert man dann am besten für ein paar Tage für ein, besser noch zwei bis drei Rundfahrten über die Insel. »Du kannst auch ein Auto mieten. Aber hier gibt es keine Straßenschilder. Da wird es beim ersten Mal schon schwieriger, von A nach B zu kommen«, so der wohlgemeinte Hinweis der Einheimischen.
Inselvielfalt über Wasser
St. George‘s und die angrenzenden Gemeinden im Südwesten sind das insulare Ballungszentrum. Hier leben etwa 40.000 der ingesamt 125.000 Inselbewohner. Was bei unserer Rundfahrt auffällt: Die Straßen sind sehr sauber, die Häuser und Anwesen groß und gepflegt. »Als Teil des Commonwealth durften und dürfen wir in England VISA-frei arbeiten. Das bringt Geld auf die Insel«, lautet die einleuchtend einfache Erklärung. Neben diesem ersten guten Eindruck begeistert auch der zweite Eindruck in Bezug auf die Aufgeschlossenheit und Freundlichkeit der Menschen. Touristen gehören hier zum Alltag. Segler aus aller Welt nutzen Grenada als »Hurrikan«-Unterschlupf und bleiben auch schon mal etwas länger als nötig. Und auch eine der größten Medizin-Universitäten in der Karibik mit vielen ausländischen Studenten trägt zum »Wohlfühlen« ohne Sicherheitsängste bei. Im Ranking aller bisher von uns besuchten Karibikinseln liegt Grenada in diesen Punkten ganz weit oben. Hoch hinaus geht es auch für uns. Im Nordosten der Insel bietet der »Welcome Stone« den schönsten Blick auf die Atlantikseite mit Ausblick auf die Grenadinen und die Nachbarinsel Carriacou. Berge mit 800 Meter Maximalhöhe, eine raue Atlantikseite, eine scheinbar heißere Westseite, Zuckerrohr-, Muskatnuss und Kakao-Plantagen im Landesinneren – all das gilt es zu entdecken. Das schafft man nicht an einem Tag. Daher mindestens zwei Tage Inselrundfahrt einplanen. Wasserfälle mit auf die To-Do-Liste setzen. Am Straßenrand eine Kokosnuss schlürfen. Melonen für den Strandausflug kaufen und diese am angeblich schönsten Strand der Welt »Grand Anse« samt Cocktail genießen. Allein das Überwasser-Programm ist so vielfältig, dass eine Woche nicht ausreicht. Uns aber zieht es zudem ja auch noch in Grenadas Unterwasser-Welt.
Völlig unterschätztes Paradies
Ganz ehrlich? Grenada war als karibisches Tauchziel zumindest auf »meiner« Karte ein schwarzes Loch. Ja, hier gibt es das größte Wrack der Karibik – hat man schon mal gehört. Aber mehr auch nicht. Völlig falsche Einschätzung. Bei unserem Besuch im März präsentierten sich die Riffe im Südwesten und Westen der Insel als extrem fischreich, gesund hinsichtlich der Korallenbleiche und extrem artenreich im Hinblick auf die Korallenvielfalt. Lichtdurchflutet und in einer subtilen Strömung leicht hin und her schwingend bietet sich dem Taucher in Tiefen zwischen zehn und 25 Meter eine tropische Gartenwelt – nur eben unter Wasser. Schwämme aller Art und Größe, Korallen von »weich« bis »hart«, von bunt bis bunter. Einfach nur schön. Die Sichtweiten an den küstennahen Divespots hängen vom Wetter ab. Wind und Wellen oder auch Regen auf der Insel – und schon sind es mal nur fünf bis zehn Meter. An klaren Tagen und weiter draußen geht es dafür ins Unendliche.
Wracks und andere
Einzigartigkeiten
17 bekannte und betauchbare Wracks, darunter mit der Bianca C. das größte der Karibik, und zudem noch zahllose unentdeckte Schiffsrelikte warten rund um Grenada auf taucherische Entdeckung. Das berühmteste und größte Wrack, die M/V Bianca C., ist für Sporttaucher leider auch das »kürzeste«. In etwa 30 Metern schlägt man im Pool auf, kann noch die Fliesen erkennen. Um die gesamte Länge des Wracks abzutauchen, braucht man entweder viel Luft samt geringem Verbrauch oder technische Ausrüstung. Was man sieht, ist viel Schrott, der wunderbar bewachsen ist. Großfische kann man erahnen. Gezeigt haben sie sich uns nicht. Der Abstieg lohnt sich dennoch. Allerdings sollte man, wie schon erwähnt, von einer eher kurzen Besuchszeit von zehn bis maximal 15 Minuten ausgehen. Das Wrack liegt zwischen 30 und 50 Metern Tiefe einfach eine Spur zu tief für ausgedehnte Erkundungen. Die Geschichte des Schiffs ist schnell erzählt: Kreuzfahrtschiff der Costa Cruises. Fing 1961 vor St. George‘s Feuer. Sank beim Versuch, es aus der Einfahrtsschneise des Hafens zu schleppen. Steht jetzt in 54 Metern Tiefe aufrecht am Grund, nur wenige Seemeilen vor der Insel. Insgesamt erstreckt sich das Wrack auf 180 Meter Länge. Der aufrecht stehende Bug ist mit weißen Korallen bewachsen, als hätte das Schiff über die Jahre einen grauen Bart bekommen. Die Strömung am Wrack ist moderat bis stark und sorgt für Wachstum. Aber auch für Zerstörung, was man dem Wrack teilweise ansieht. Neben der Bianca C. gibt es auf der Karibikseite noch weitere sehenswerte Schiffsrelikte, die alle in weitaus geringeren Tiefen liegen und somit noch einladender sind. Ein Großteil der karibischen Küstenlinie und Teile der Atlantikseite gehören zur Marinen Schutzzone (Marine Protected Area MPA). Fischen und ankern ist hier verboten, was den Fischreichtum erklärt. Aber nicht nur mit Schutzzonen wird an der »Attraktivität« der Unterwasserwelt von Grenada gearbeitet.
Neben Korallenaufzucht-Projekten war es ein ganz besonderes Projekt, das Grenada im Jahr 2007 in die weltweiten Schlagzeilen brachte: der erste Unterwasser-Skulpturenpark. Auf 800 Quadratmetern wurden 65 lebensgroße Statuen in Tiefen zwischen zwei und acht Metern versenkt. Mystisch, wenn man vom tieferen Tauchgang kommend plötzlich auf Figuren, Gruppen und Szenen trifft, die sich beim Näherkommen als bunt bewachsene Betongebilde mit teilweise filigran ausgearbeiteten Gesichtszügen entpuppen. Sehr sehenswert für Taucher. Und Schnorchler! Dass man hier selten mit seiner Tauchgruppe allein ist, muss in Kauf genommen werden. Am Ende unserer einwöchigen Recherchereise standen nur zehn Tauchgänge im Logbuch. Zu wenig, um wirklich alle Spots rund um Grenada beurteilen zu können. Zudem fehlen uns die gesamte Atlantikseite sowie die Reviere um die Nachbarinsel Carriacou, die laut Aussagen der Basenbetreiber auf Grenada sogar noch mehr bieten sollen. Dennoch bleibt an dieser Stelle zu sagen: Grenada gehört für uns ab sofort auf die Top-Ten-Liste der besten Tauchziele in der Karibik. Und in Kombination mit all dem über Wasser Gebotenen zu den Top-5-Zielen, die man unbedingt besucht haben muss.
Reisinfos
- Anreise: Condor fliegt Grenada in Kombination mit Tobago ein Mal wöchentlich (Sonntags) ab Frankfurt an. Derzeit beschränkt sich dieses Angebot auf den Zeitraum von November bis April. Darüber hinaus erreicht man die Karibikinsel über Flüge via London.
- Wetter: Grenada ist ein Ganzjahresziel mit warmem, tropischen Klima. Von Juni bis November herrscht die Regenzeit. Hier regnet es öfter mal. Lufttemperaturen zwischen 22 und 30 Grad Celsius. Wassertemperaturen 25 bis 29 Grad Celsius.
- Währung: Die Währung auf Grenada ist der Ostkaribische Dollar, der an den Dollar gebunden ist. US-Dollar werden auch überall akzeptiert.
- Tauchen: Getaucht wird vor Ort vom Boot aus. Die Ausfahrten dauern zwischen 5 Minuten bis hin zu Tagesausflügen, wenn es auf die atlantische Seite geht. Mit einem 5-mm-Anzug ist man optimal beraten. Es kann aber gern auch weniger dick sein. Getaucht wird sowohl mit Nitrox als auch mit Luft (tiefere Wracktauchgänge). Darüber hinaus findet man auf der Insel auch Mischgas- und Rebreather-Logistik.
- Tauchbasen-Empfehlungen: Aquanauts Grenada (www.aquanautsgrenada.com), Scubatech Grenada (scubatech-grenada.com), Dive Grenada (www.divegrenada.com)
- Unterkunft: Auf der Insel gibt es alles Arten von Unterkünften. Angefangen von Häusern, die man mieten kann bis hin zu Luxus-Resorts. Wir haben eine Woche lang im True Blue Bay Resort (www.truebluebay.com) gewohnt und würden dies vor allem Familien oder aber auch Gruppen empfehlen. Zum Essen sollte man sich auch die Restaurants außerhalb des Resorts bzw. in St. Georg’s und anderen Hotels ansehen.
- Buchungen: derzeit findet sich Grenada unter anderem bei folgenden Tauchreiseveranstaltern im Angebot: sun+fun (www.sundandfun.com), Aqua Active Agency (www.aquaactive.de), fish & trips (fish-trips.com), Absolut Scuba (as-tauchreisen.de), u. a.
Darüber hinaus wird die Insel auch von vielen großen Reiseveranstaltern als Pauschalreise angeboten.
Weitere Informationen: www.puregrenada.com