TEXT & FOTO: Martin Strmiska
Das magische Gefühl, durch das Innere eines Wracks zu schwimmen, das von sanftem Licht erhellt wird, ist jedem Wracktauch-Liebhaber bekannt. Während diese Erfahrung einen starken Einfluss auf unsere Sinne hat, ist es viel schwieriger, sie in eine passende fotografische Botschaft zu übersetzen.
Der Fotograf muss sowohl mit dem emotionalen als auch mit dem pragmatischen Teil seines Gehirns arbeiten. Die Fotografie beginnt immer mit der Geschichte. Bei den meisten Wracks wird die Geschichte jedoch durch das Wrack selbst bestimmt, und das Motiv wurde schon hunderte Male fotografiert.
Unsere Aufgabe ist es also, das Motiv unter optimalen Bedingungen abzulichten. Was bedeutet, dass wir die Beleuchtung, den Bildausschnitt und andere unterstützende Elemente perfekt in Szene setzen und unseren eigenen Stil beimischen.
Recherche
Die meisten bekannten Wracks und ihre Innenräume sind bereits beliebte Objekte für die Fotografie und zigfach abgelichtet. Scheuen Sie sich nicht, Nachforschungen anzustellen, um sich einen ersten Überblick über das Objekt, die Komposition, die Lichtverhältnisse und andere wichtige Faktoren zu verschaffen.
Scheuen Sie sich auch nicht, Bilder anderer Fotografen zu studieren. So erhalten Sie einen guten Ausgangspunkt für das erste Bild und können im Detail kreativer und effektiver sein. Letzten Endes ist unsere Geschichte die gleiche, aber die Präzision in der Ausführung macht den Unterschied!
Planung
Sie kennen Ihren »Rahmen« und wissen, wie Sie die allgemeine Geschichte ergänzen können. Je besser Sie die Ausführung planen, desto besser wird das Ergebnis sein. Planen Sie das gesamte Szenario bis ins kleinste Detail, definieren Sie alle Rollen und sprechen Sie alle am Prozess beteiligten Personen an. Vor allem detaillierte Anweisungen an das UW-Model machen einen großen Unterschied im Endergebnis.
Kommunikation
Die Besprechung zur Verwendung von Kommunikationsmitteln ist für eine erfolgreiche Durchführung von wesentlicher Bedeutung. Ohne klare Signale gehen auch die besten Pläne schief. Verwenden Sie die Tauchlampe, um Ihrem UW-Model Signale zu geben. Denn wir positionieren sie gegen das Licht, und während wir sie deutlich sehen, können sie uns nicht sehen
Weitwinkel
Um interessante Ideen zu entwickeln, müssen wir ein gewisses Maß an »Weitwinkelsicht« erlangen. Das menschliche Auge hat ein zentrales 3D-Sehvermögen von 60 Grad und ein breiteres peripheres Sehvermögen. Es ist das periphere Sehen, das uns Fotografen hilft, die Szene ähnlich wahrzunehmen wie unser Weitwinkelobjektiv.
Die Entwicklung des »Weitwinkelsehens« braucht Zeit zum Lernen. Aber anfangs können Sie ein einfaches Rezept ausprobieren: Schauen Sie in die Mitte, schauen Sie nach links, schauen Sie nach rechts und erstellen Sie eine »Panorama-Aufnahme« in Ihrem Kopf. Diese Ansicht kommt dem tatsächlichen Bild sehr viel näher als die zentrale Sicht Ihrer Augen.
Probieren
Jetzt kommt unsere Kreativität ins Spiel. Selbst die besten Szenarien lassen sich in der Regel noch verbessern. Die besten Fotografen sind in der Lage, die Situation zu beurteilen und in Echtzeit Anpassungen vorzunehmen. In unserem Fall bedeutet das, dass Sie mit der Ausführung wie geplant fortfahren, bis Sie neue Ideen und andere Perspektiven sehen. Achten Sie auf diese und folgen Sie Ihrem Instinkt. Halten Sie die Augen offen.
Ausrüstung
Wrack-Innenräume sind ein wenig knifflig, was die Wahl des richtigen Objektivs angeht. In vielen Fällen kann die tonnenförmige Verzeichnung, die durch die Verwendung eines Fisheye-Objektivs verursacht wird, störend sein. Daher empfehle ich die Verwendung eines geradlinigen Superweitwinkelobjektivs. Mein Favorit ist das Canon RF 14-35/F4 in Kombination mit der Canon R5. Aber auch jede andere DSLR mit einem Ultraweitwinkel-Zoom ist gut geeignet.
Umgebungslicht
Nicht zuletzt ist das Umgebungslicht wichtig. Ich lege immer großen Wert auf das richtige Gleichgewicht zwischen Umgebungs- und Kunstlicht. Unabhängig davon, wie viel Umgebungslicht Sie mit externen Lichtquellen in die Szene einbringen, sollten Sie immer darauf achten, dass auch die richtige Menge an Umgebungslicht in Ihrem Bild vorhanden ist. Es verleiht Ihrem Foto eine angemessene Tiefe und einen 3D-Effekt.
Aufnahmedaten
Ort: Wrack von Karavella/Mittelmeer-Insel Gozo
Kamera: Canon R5
Gehäuse: Seacam-Gehäuse
Blitze: 2 x Subtronic Pro160 @ 1/16 Leistung an Bord
1 x Subtronic Pro160 @ 1/2 Leistung außer Bord
Einstellungen: Canon RF 14-35/F4 mm @14mm, f5.6, 1/30s, ISO1250
Martin Strmiska fotografiert bereits seit Jahren die Wunder der Unterwasserwelt und gibt seine Erfahrungen weiter. Mit seinen Aufnahmen hat er schon mehrere Preise und Auszeichnungen gewonnen (aquasphere.sk).