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Taucher auf Reisen: die Klima-Falle

Unsere Mediziner werfen einen Blick auf die Reisefalle »Klimaanlage«.

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TEXT Prof. Dr. med. Claus-Martin Muth & Prof. PD Dr. med. Tim Piepho

Zu den Besonderheiten einer Fernreise gehören regelhaft die unterschiedlichen klimatischen Bedingungen zwischen dem Abflugort und dem Reiseziel. Denn während es zu Hause häufig eher kühl ist, ist es vor Ort meist heiß, manchmal auch feucht und heiß. Das wiederum ist nicht für jeden Mitteleuropäer so leicht erträglich. Und auch die meisten Einheimischen vertrauen selbst in entlegensten Gebieten den Errungenschaften moderner Klimatechnik.

Die unmittelbare Folge davon: Klimaanlagen kann man heute kaum noch aus dem Weg gehen. Flughafengebäude sind ebenso klimatisiert wie Mietwagen, Hotelzimmer oder Schiffskabinen. Das Problem dabei: Wurde man früher in manchen Ländern bei längeren Wartezeiten im eigenen Saft gegart, so wird man heute eher schockgefroren, denn vielfach sind die Anlagen viel zu kalt eingeregelt.

Für die Reise empfiehlt sich der Zwiebellook. Für das Hotelzimmer: Lüften, wenn man nicht drin ist.

Das ist besonders dann problematisch, wenn es ständige Wechsel zwischen heiß und kalt gibt. Bei noch fehlender Anpassung an die Hitze vor Ort läuft die körpereigene Klimaanlage (Schweiß-Produktion) aber auf Hochtouren, und der verdunstende Schweiß kühlt den Körper ab. Diese Abkühlung wird dann aber in der kalten (»klimatisierten«) Umgebung zur Auskühlung. Die Erkältung droht.

Brutstätten

Die nächste Falle lauert dann im Hotelzimmer, denn die sind nahezu überall auf der Welt inzwischen mit Klimaanlagen ausgestattet. Meist sind diese so angebracht, dass die kalte Luft bei laufender Klimaanlage nachts über den Körper der Schlafenden streicht und so über eine verstärkte Wärmeabgabe zur verstärkten Auskühlung führt, wodurch der Körper empfänglicher für Infektionen durch Keime wird.

Und um diese Keime braucht man sich noch nicht einmal selbst zu kümmern, denn die Klimaanlage liefert diese oft selbst gleich mit. Klimaanlagen sind ideale Brutstätten für Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze. Diese führen in den Filtern und Rohren ein unbemerktes und sorgenfreies Eigenleben. Insbesondere dann, wenn die Klimaanlagen bei hoher Luftfeuchtigkeit zum Einsatz kommen, wie dies in den Tropen der Fall ist.

Dieser hohen Luftfeuchtigkeit wird bei Abkühlung der Luft in der Klimaanlage die Luft entzogen und es bildet sich eine größere Menge Kondenswasser. Da die Anlage selbst eher warm ist, kann sich in diesem feuchten und warmen Klima so ziemlich alles prächtig entwickeln, was als Krankheitserreger etwas taugt. Abhilfe könnte eine sehr regelmäßige Wartung mit entsprechend häufigen Filterwechseln und Desinfektion der Anlage liefern, was aber leider nicht immer im ausreichenden Maß gewährleistet ist.

Nicht in die Falle tappen

Sich vor diesen »Fallen« zu schützen, ist nicht immer ganz einfach. Es wird sicher niemand in öffentlichen Gebäuden wie Flughäfen die Klimaanlage herunterstellen oder gar ausschalten, nur weil ein verrückter Mitteleuropäer Angst vor einer Erkältung hat. Doch das ist auch gar nicht nötig.

So ist es während der Reise pfiffig, sich nicht nur mit einer dicken Jacke (für zu Hause) und einem T-Shirt (für die Ankunft) zu bekleiden, sondern auch hier das »Zwiebelschalenprinzip« zu nutzen. Dazu sollten mehrere Schichten Kleidung getragen werden. Diese ist idealerweise eine moderne Funktionskleidung, weil sie Schweiß rasch ableitet und gleichzeitig gegebenenfalls auch gut wärmt, dabei aber leicht ist.

Das gilt auch für die klimatisierten Räume im Hotel, die allgemein zugänglich sind wie Lobby, Speiseraum oder Bar. Im eigenen Hotelzimmer sollte dann die Klimaanlage nicht permanent laufen, zumal das bei tagsüber ungenutzten Zimmern Energieverschwendung ist. Das »nicht permanent laufen lassen« gilt ganz besonders aber auch für die Nachtstunden, in denen man sich ihr unmittelbar aussetzt.

Es ist besser, die Klimaanlage auf hoher Leistung einzuschalten, wenn man abends zum Essen und danach noch etwas ausgeht, und sie bei der Rückkehr auszuschalten, bevor man ins Bett geht. Die Raumtemperatur hat sich dann soweit abgekühlt, dass ein Einschlafen möglich ist, aber man nicht die ganze Nacht über mit kalter Luft und Keimen »bepustet« wird.