Nicht all diese Tipps sind in jedem Gewässer notwendig, um Frösteln oder Frieren vorzubeugen. Der Mix macht es. Zwei Hinweise vorweg: Informieren Sie sich vor dem Tauchausflug, welche Wassertemperaturen Sie zu erwarten haben, und welchen Kälteschutz andere Taucher dort in der Regel tragen.
Vergessen Sie dabei nicht: Jeder Mensch ist unterschiedlich kälteempfindlich. Welcher Typ sind Sie? Der Schnellfrierer? Die Heizung? Außerdem gibt es im Folgenden Tipps, die nur für den Trockentauchanzug geeignet sind oder ausschließlich beim Nasstauchanzug angewendet werden können.
Schwitzen unter dem Trocki unbedingt vermeiden
Timing ist alles. Zieht man den Trockentauchanzug zu früh vollständig an, geht vor allem in den warmen Jahreszeiten das große Schwitzen los. Wenn die Unterzieher erstmal durchgeschwitzt sind, dann wird es unter Wasser sicher wesentlich kühler, als wäre man trocken geblieben.
Gesicht vor dem Tauchen kalt anfeuchten
Unsere Temperaturrezeptoren im Gesicht sind besonders empfindlich. Vor allem, wenn Sie in kaltem oder sehr kaltem Gewässer unterwegs sind, sollten Sie diesen ebenso simplen wie effektiven Tipp beherzigen: einfach eine Handvoll Wasser ins Gesicht schmeißen, und schon stellt sich der Körpern auf das ein, was da noch kommen mag. Auch Ihr Herz-Kreislaufsystem wird diese Vorabinformation dankend entgegennehmen und weniger geschockt auf die Kälte reagieren.
Lippenschild an der zweiten Stufe platzieren
Das sogenannte »Lipshield« ist nichts weiter als eine kleine Gummischeibe mit einem Loch in der Mitte, so groß wie das Mundstück des Atemreglers. Es wird einfach über das Mundstück geschoben und kostet unter zehn Euro. Dabei bewirkt es vor allem in Gewässern unter zehn bis zwölf Grad Celsius enorm viel, denn es deckt besonders kälteempfindliche Stellen im Gesicht ab. Je nach Gesichtsform kann es nötig sein, das Gummi im Bereich der Nasenscheidewand individuell auszuschneiden.
Haut im Gesicht mit Melkfett einreiben
Kurz bevor es unter Wasser geht, können Sie Stirn und Wangen, also sämtliche freiliegende Hautpartien im Gesicht, mit Melkfett einreiben. Vor allem bei einstelligen Temperaturen in Gewässern, die länger betaucht werden sollen, ist der so erzielte Wärmeerhalt spürbar.
Hände unter den Handschuhen mit Melkfett einreiben
Was im Gesicht gut tut, hilft auch unter den Taucherhandschuhen. Einfach eine kräftige Schicht Melkfett auftragen, und schon bleiben die Finger länger warm. Positiver Nebeneffekt: Man flutscht widerstandsarm in die Handschuhe hinein.
Nicht zu viele Lagen übereinander anziehen
Wenn es unter dem Trockentauchanzug zu eng wird, wird die Blutzirkulation gestört. Das gilt in erster Linie für Arme, Hände, Beine und Füße. Schnüren zu viele zu eng sitzende Kleidungsstücke die Blutzufuhr in den Gliedmaßen ab, fangen diese schneller an zu frieren. Auch der Stickstoff-Abtransport in der Dekompressionsphase wird dadurch behindert. Es gilt hier die richtige Balance zwischen Isolation und Beweglichkeit zu finden.
Komfortblei
Überbleien ist nicht gut. Aber die richtige Bleimenge für den Trockentauchanzug mitzuführen ist ebenfalls ein Akt der Balance. Denn ein Kilo Blei zu wenig bedeutet, den Trocki immer nahezu »leer« – also mit sehr wenig Luft als Volumenausgleich – zu tauchen. So kriecht die Kälte, vor allem bei Trilaminattrockis, schneller in den Anzug. Mit einem Kilo mehr an Komfortblei kann man etwas mehr Luft einfüllen und erzielt eine bessere Isolation, vor allem auf Tiefe, wo es besonders kalt ist.
Neoprensocken in Füsslinge
Dieser Tipp gilt in erster Linie für Nasstaucher. Es hilft dem gesamten Wärmehaushalt, wenn die Füße warm sind und bleiben. Schon ab 27 bis 28 Grad lohnt es sich, die 15 Euro in Neoprensocken zu investieren. Sie können problemlos als zweite Schicht unter dem eigentlichen Füßling getragen werden, wenn dieser groß genug ist. Am einfachsten gestaltet es sich, wenn Sie Füßlinge und Socken beim Fachhandel gemeinsam kaufen. Auch unter dem Trocki gilt: mindestens zwei Lagen Socken tragen.
Haube mit Kragen tragen
Kopfhauben gibt es in verschiedenen Ausführungen. Solche mit breiten Krempen am Hals wärmen zusätzlich, wenn man sie richtig anlegt. Also so, dass der Kragen nicht wieder von allein hochrollt. Der Trick ist, sie unter dem noch leicht geöffneten Anzug anzuziehen und dann den Reißverschluss darüber zu legen und nicht nachträglich darunterzufummeln (beim Nasstauchanzug). Vermeiden Sie extreme Kopfbewegungen, damit die Haube nicht unter dem Neo heraus rutscht.Auch in warmen Gewässern kann ein Haube das Frösteln deutlich mindern und den Tauchcomfort massiv erhöhen.
Vorab lauwarmes Wasser in den Anzug gießen
Dieser Tipp gilt ausschließlich für den Nasstauchanzug. Eine Thermoskanne mit lauwarmem Wasse, entleert in den Anzug, behindert kaltes Wasser vor dem Eindringen in den Anzug. Vor allem die sogenannten Halbtrocken-Tauchanzüge mit ihren breiten Glatthautmanschetten und dicken Untertritten unter den Reißverschlüssen profitieren von solchen Warmwassergüssen. Doch Vorsicht: Kein kochendes Wasser einfüllen! Es besteht Verletzungsgefahr.
Kein uraltes, löchriges Neopren anziehen
Das gilt für Kleinneopren wie Handschuhe und Füßlinge genauso wie für große Ausrüstungteile wie Neoprenanzüge. Wenn Löcher und kaputte Reißverschlüsse im Einsatz sind, sind das Kältebrücken. Kaltes Wasser strömt ein und zerstört den wärmenden Wasserfilm zwischen Haut und Neopren. Zwar ist es nachhaltig, einen Anzug lange zu nutzen. Doch Neopren ist irgendwann »platt« getaucht. Das bedeutet: Die Dicke des Neoprens hat durch die ständige Kompression nachgelassen und entsprechend auch dessen Isolierfähigkeit. Alle acht bis zehn Jahre oder zirka alle 600 Tauchgänge ist bei hochwertigem Neopren ein neuer Anzug fällig.