Technik

Schnittige Angelegenheiten – Schneidwerkzeuge im Tauchsport heute

Seinen Rang als Statussymbol hat es augenscheinlich verloren – das Tauchermesser. Dennoch ist es ein wichtiges Unterwasser-Werkzeug. Hier seine Einsatzbereiche.

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Benjamin Schulze

So, dass es gerade noch ans Bein passt – das war die Devise vor 30 Jahren, für Messer die im Unterwasser-Einsatz waren. Schnittig im Sinne von stromlinienförmig war das nicht. Conan der Barbar hätte seine liebe Freude an solch einem Doppelhänder gehabt (vieleicht erinnert sich der eine oder andere noch an die Fantasiefigur, verkörpert durch Arnold Schwarzenegger im gleichnamigen Filmepos der Achtziger Jahre).

Die Zeiten sind vorbei, von Conan und den langen Messern gleichermaßen. In Deutschland wurde im Sommer das Waffengesetz für das Mitführen von Messern verschärft. Zur Diskussion stand die Klingenlänge einer feststehende Klinge auf sechs Zentimeter zu beschränken. Das hat sich nicht durchgesetzt. Vielmehr darf man im Öffentlichen Nahverkehr und an öffentlichen Plätzen gar keine Messer mit sich führen (wozu auch?). Ausserhalb öffentlicher Bereiche gilt weiterhin die Erlaubnis des Mitführens einer zwölf Zentimeter lange Klingen. Davon gibt es gibt nach §42a des Waffengesetzes Ausnahmen. So darf man eine bis zu zwölf Zentimeter lange Klinge bei »berechtigtem Interesse« mitführen. Dazu zählt auch die Ausübung von Sport. Nach Absatz 2, Nr. 3 dürfte die Klinge sogar länger sein als zwölf Zentimeter, wenn es zum Ausüben des Sports notwendig sein sollte. Schon mal einen Ordnungshüter erlebt, der einen Taucher auf seine Messerlänge hin und deren notwendige Länge kontrolliert? Unwahrscheinlich. Unrealistisch.

Was gilt den nun?

Wenn Sie also mit ihrem langem Tauchdolch von zwölf Zentimetern in eine Bahn steigen, dann machen sie sich strafbar (und ziehen mit ihrem Tauchgerät auf dem Rücken einige verwunderte Blicke auf sich). Hüpfen Sie in der Montur, inklusive Messer, in den nächsten Teich, dann ist das gesetzeskonform. Kleiner Tipp am Rande: die Längstseite eines Fünf-Euro-Scheines ist genau zwölf Zentimeter lang. Falls Sie nicht sicher sein sollten, wie lang ihr Tauchschwert aus dem Jahre 1980 ist, können sie das so kontrollieren. Und noch ein Tipp: es gibt auch andere Schneidwerkzeuge für Taucher, die auch toll sind und das gleich können: schneiden (manche haben soagr Vorteile gegenüber Messern).

Taucher und Organisationen, die den Meeresgrund von Geisternetzen befreien, benötigen übrigens immer noch recht amtliche Messer. Vor allem scharf müssen die sein. Bei dicken Tauen ist eine Säge erforderlich, entweder am Messer selber oder einzeln als Werkzeug.

Die Funktion der Klingen war nie, sich damit durch den nächsten Kelpwald zu fräsen oder irgendwelche Seeigel von ihren Steinen zu pulen. Nein, Tauchmesser retten Leben. Denn hat sich ein Taucher verfangen, muss er befreit werden. Die Hauptgefahr geht von Angelschnüren und Fischernetzen aus. Das Schneidwerkzeug ist ein Rettungsmittel. An diesem Szenario hat sich nichts geändert. Heute steht der praktische Nutzen im Vordergrund. Muss man ein Messer mitführen? Nein, aber irgendein Schneidwerkzeug ist sehr sinnvoll. Vielleicht benötigt man es in 1000 Tauchgängen nicht. Aber wenn man es braucht, ist es lebensrettend. Ein bißchen wie beim Sicherheitsgurt des Autos. Den braucht man auch lange nicht. Hoffentlich nie! Aber wenn, dann ist man froh, dass er da ist.

Schauen wir uns verschiedene Werkzeuge und Materialien an, und welche Optionen es beim Befestigen gibt.

Merkmale, die ein Messer aufweisen sollten:

1. Die Klinge muss robust, korrosionsbeständig und scharf sein. Sie kann entweder gerade oder mit Wellenschliff versehen sein. Der Wellenschliff ist zum Schneiden von Seilen und Netzen effektiv. Eine Säge für dicke Taue muss nur dabei sein, wenn sie unbedingt benötigt wird. Die Länge der Klinge liegt typischerweise zwischen sechs und 12 Zentimetern. Es ist sinnvoll, ein Messer ohne Spitze zu wählen. Die abgeflachten Spitzen können als Schlitzschraubendreher dienen. Spitzen brechen ausserdem gerne mal ab. UND, wenn das Messer über bestimmte Merkmale verfügt gilt es als Rettungsmesser.

2. Der Griff muss einen sicheren Halt gewährleisten, auch wenn Tauchhandschuhen getragen werden. Gummi oder Griffe mit Stoffgewebe verbessern die Griffigkeit.

3. Die Befestigung des Griffs an der Klinge muss zuverlässig und stabil sein.

4. Ein Tauchmesser sollte über einen Griffschutz verfügen, der verhindert, dass die Hand während des Gebrauchs versehentlich auf die Klinge rutscht.

5. Die Messerscheide dient dazu, das Messer sicher zu halten, wenn es nicht verwendet wird, und um den Taucher vor Verletzungen zu schützen. Klassische Sicherungsschlaufen sind Druckknopf-Laschen. Hier ist das Verstauen schwieriger als bei Kunststoff-Schnellverschlüssen. Dafür sind sie langlebiger. Die Messerscheide sollte aus robustem Material sein und verschiedene Befestigungsmöglichkeiten bieten. Montage mit Bebänderung oder die Verschraubung am Tauchjacket sind sinnvoll.

6. Eine kleine, scharfe Ausbuchtung dient speziell dem Durchtrennen von Angelschnüren.

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Messer haben einen Nachteil: Möchte man etwas wie Netze oder Leinen durchtrennen, benötigt man immer zwei Hände. Scheren besitzen den Vorteil, dass einhändig so gut wie alles durchtrennbar ist. Nur bei dicken Tauen stoßen sie an Grenzen.

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Merkmale, die eine Schere aufweisen sollten:
1. Sie muss aus korrosionsbeständigem Material hergestellt sein. Beliebte Materialien sind Edelstahl oder Titan, da sie robust und langlebig sind.

2. scharfe, widerstandsfähige Klinge

3. ergonomischer Griff

4. Ein guter Verschlussmechanismus ist wichtig, um die Schere sicher zu halten. Dies kann ein Feder- oder ein Bolzenmechanismus sein, der verhindert, dass die Schere versehentlich aufschnappt.

5. Eine kompakte Schere ist leichter zu handhaben und zu verstauen.

6. Eine Feder, die sie nach dem Entsichern öffnet, unterstützt den Schneidenden.

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Merkmale von »Line-Cuttern«:
1. Ein Line-Cutter muss über eine scharfe Klinge verfügen, um problemlos verschiedene Arten von Leinen und Netzen durchtrennen zu können. Klingen aus Edelstahl oder Titan sind ideal.

2. Er sollte kompakt und leicht sein.

3. Ein ergonomischer Griff oder eine Schlaufe müssen vorhanden sein, um genügend Kraft übertragen zu können.

4. Er sollte über eine Befestigungsmöglichkeit verfügen. Beliebte Optionen sind eine kleine Schlaufe, ein Karabiner oder eine kleine Gewebetasche für die Begurtung.

5. Der Cutter sollte einfach zu warten sein. Leicht zu reinigende und rostbeständige Materialien erleichtern die Wartung und verlängern die Lebensdauer des Werkzeugs.

Materialien

Die Klingen werden aus verschiedenen Materialien hergestellt:
1. Edelstahl ist robust und korrosionsbeständig, was es zu einer häufig verwendeten Wahl für Tauchmesser macht. Am besten sollte V4A-Edelstahl benutzt werden. Indem man die Klinge regelmäßig mit Melkfett einreibt, schützt man sie vor Korrosion, denn auch der V4A-Edelstahl wird vom Salzwasser angefressen. Als Pflege gilt hier mit Süßwasser spülen und leicht einfetten.

2. Titan ist leicht und robust. Es bietet eine hervorragende Korrosionsbeständigkeit. Allerdings ist Titan wesentlich teurer.

3. Kohlenstoffstahl ist bekannt für seine außergewöhnliche Schärfe und Haltbarkeit, ist jedoch anfällig für Rostbildung und daher für den Gebrauch im Salzwasser eher weniger geeignet.

Wo verstaut man die Notfallmittel?

Wichtig ist, dass man das Werkzeug schnell und sicher erreichen kann, am besten mit beiden Händen gleich gut. Außerdem sollte man es nicht unabsichtlich lösen können.
Hier verschiedene Möglichkeiten:

Paayanne lake, Finland – September 2019. Diver checks equipment near the lake. Male diver in wetsuit checking equipments before immerse. Fasten the knife on the leg

1. Bein-Schlaufen: Lange Klingen können dort gut verstaut werden. Jedoch sind sie so maximal weit von den Händen entfernt. Wenn man sich verheddert, gerne am Bein, dann kann es schwer werden, das dringend benötigte Messer zu erreichen.

2. Montage an der Tarierweste: Mit Hilfe einer speziellen Halterung wird das Messer direkt an der Tasche oder der Begurtung des Auftriebsmittels befestigt. Es ist leicht zugänglich. Allerdings ist man meist auf die Messeroptionen der Hersteller angewiesen, die die Scheiden speziell für ihre Werkzeuge optimieren. Besitzt die Messerscheide eine einfache Gurtdurchführung, ist man besonders flexibel.

3. Arm- oder Handgelenk-Halterung: Sie bietet eine einfache Möglichkeit, auf das Messer zuzugreifen, ohne die Hände freihalten zu müssen. Unterwasser-Jäger nutzen diese Option. Im Sporttauchen ist sie kaum verbreitet, da man zu häufig an der Ausrüstung hängen bleibt.

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4. Montage am Bauchgurt: Vor allem bei Wing-Jackets, die im vorderen Bauchbereich viel Freiraum bieten, wenn keine Bleitaschen montiert sind, kann der Bauchgurt sehr gut für das Schneidwerkzeug benutzt werden. Es kann mit der linken oder rechten Hand erreicht werden und nach der Benutzung gut verstaut werden.

INFO

Schneidwerkzeuge in Ägypten
Hier ein Auszug, wie Ägyptens Chamber of Diving and Watersports (CDWS) zum Einsatz von Messern im Roten Meer steht:
»Das Mitführen von Tauchermessern als Werkzeug ist nicht eingeschränkt; die Verwendung von Tauchermessern als Signalgerät, zum Durchtrennen von Leinen und zum Lösen von Verwicklungen ist erlaubt; die Verwendung von Tauchermessern als Waffe oder zum Schneiden, Beschädigen, Töten, Berühren oder Belästigen von Meerestieren ist streng verboten.«

Es ist sinnvoll vorab bei der Tauchbasis der Urlaubsdestination mal nachzufragen, wie die gesetzliche Lage zum Tauchen mit Messern ist.