Fotoschule

Besondere Momente der Unterwasser-Höhlen-Fotografie einfangen

In einer Höhle mit einfallendem Umgebungslicht ein perfektes Bild einzufangen, ist nicht unmöglich. Wie das geht, verrät unser Profi.

Martin Strmiska

Wenn Sie ein leidenschaftlicher Höhlentaucher sind, kennen Sie die magische Atmosphäre. Sie schwimmen durch eine interessante halbgeschlossene »Kammer«. Das Umgebungslicht beleuchtet den Innenraum schwach. Man erstarrt und möchte diesen Moment so lange wie möglich hinauszögern. Hier und jetzt erzählt die Szene vor unserem Auge die Geschichte des Moments.

Genau diesen gilt es nun in einem Bild festzuhalten. Aber um aus der Perspektive der Fotografie ein passendes Ergebnis zu erzielen, müssen Sie ein bestimmtes Verfahren anwenden. Dank des Anteils an natürlichem Licht nehmen Sie den Raum in drei Dimensionen wahr, obwohl noch viele dunkle Bereiche aus Sicht der Kamera vorhanden sind. Unser Ziel beim heutigen »Making-of« ist es, diesen spannenden Moment einzufangen und den »Rahmen« mit einigen zusätzlichen Elementen abzustimmen.

© Martin Strmiska – Die Cenote Maravilla / Mexiko 2019

Analysieren Sie den Moment

Das ist die Grundlage, um mit der Komposition zu beginnen. Wenn dieser magische Moment eintritt, nutzen Sie zunächst Ihr eigenes Sehvermögen, um sich die Komposition und die wichtigsten Objekte im Bild zu vergegenwärtigen.

Überlegen Sie: Was ist der Hauptgrund, der Sie innehalten und staunen lässt? Was ist der starke Impuls, der die Aufregung verursacht? Wenn Sie diese Fragen beantwortet haben, wissen Sie, worauf Sie sich konzentrieren müssen. Heben Sie die Kamera und betrachten Sie die Szene durch den Sucher. Die Szene wird anders aussehen als in Ihrem eigenen Blickfeld. Aber Sie haben das gewünschte Bild mit seinen Schlüsselelementen im visuellen Gedächtnis gespeichert.

Identifizieren Sie diese durch den Kamerasucher und nehmen Sie die entsprechenden Einstellungen vor. Da die Kamera ein größeres Sichtfeld hat, müssen Sie unter Umständen nach vorne schwimmen, um die Geschichte, die Sie mit Ihren Augen aufgenommen haben, mit der Perspektive der Kamera in Einklang zu bringen.

Natürliches Licht

»Töten« Sie das natürliche Licht nicht! Nachdem Sie an Ihrer Bildkomposition gearbeitet haben, müssen Sie sich bestmöglich auf das Umgebungslicht in Ihrem Bild konzentrieren. Ich verwende oft Verschlusszeiten zwischen 1/50s bis 1/15s, um das Licht länger auf den Sensor treffen zu lassen. Wählen Sie Ihren eigenen Wert entsprechend Ihrer Fähigkeit, während der Belichtung ruhig zu bleiben.

Versuchen Sie, eine angemessene Schärfentiefe beizubehalten, indem Sie die Blende zwischen f6,3 bis f9 bei Vollformatkameras und f5,6 bis f8 bei DSLR-Kameras mit Cropped-Faktor wählen. Passen Sie Ihren ISO-Wert entsprechend an. Wenn Ihre Kamera gut mit »Rauschen« zurechtkommt, können Sie bis zu ISO 1600 gehen, bevor Sie die Blende verringern. ISO-Werte von 3200 bis 6400 können gelegentlich verwendet werden. Aber bevor Sie so hoch gehen, öffnen Sie die Blende auf f4,5.

»Belichtung« und »Kontrast« wurden leicht angehoben. »Schatten« fast völlig aufgezogen und »Lichter« leicht reduziert.

Erneut prüfen

Überprüfen Sie Ihre Belichtung erneut.Vergewissern Sie sich noch einmal, dass Ihre Belichtung stimmt, indem Sie das Histogramm überprüfen. Da sich das menschliche Auge schnell an schlechte Lichtverhältnisse anpasst, kann die Ansicht des Bildes auf dem Display oft irreführend sein. Das Histogramm ist ein genaueres Instrument zur Überprüfung der Belichtung und verhindert, dass Sie mit einem Haufen gut geplanter und eingerahmter, aber unterbelichteter Bilder an die Wasseroberfläche zurückkehren.

Ausrüstung

Da in der Natur gerade Linien in der Regel kein wichtiger Faktor sind, sind eine Vollformat-DSLR (spiegellose Kamera) und ein Fischaugenobjektiv die beste Wahl. Wenn Sie kein Fan von leicht gekrümmten Sonnenstrahlen infolge der tonnenförmigen Verzeichnung sind, sollten Sie sich für ein geradliniges Objektiv entscheiden. Ich empfinde die kissenförmige Verzeichnung, die durch geradlinige Objektive verursacht wird, als noch störender. Aber das ist eine Frage des persönlichen Geschmacks.

Aufnahmedaten: Ort: Cenote Maravilla/Mexiko 2019 Kamera: Nikon D850, Sigma 15 mm FE F/2.8 Blitzgeräte: keine Blitzgeräte Einstellungen: f8, 1/40s, ISO640

Unbedingt notwendig

Ein Taucher in unserem Bild ist ein Muss! Technisch gesehen erhält der Raum durch einen Taucher seinen Maßstab. Aber vor allem erzählen wir durch einen Taucher unsere Geschichte und verbinden unser Publikum mit ihr.

Insidertipp

Fokussieren Sie die Kamera vor und schalten Sie den Autofokus aus. Das kann eine sehr hilfreiche, zeit- und frustrationssparende Technik sein. Stellen Sie einfach zu Beginn des Tauchgangs unter Wasser auf eine bestimmte Entfernung ein. Ich fokussiere auf meine Flosse bei voll gestrecktem Bein und schalte den Fokus aus. Fangen Sie den Lampenstrahl des Tauchers ein. Verwenden Sie eine längere Verschlusszeit (1/30s-1/50s), um das Licht des Tauchers einzufangen, da dies der Szene einen starken Effekt verleiht und den Taucher mit seiner Umgebung verbindet. »Schießen Sie« aus der Hüfte. 

Martin Strmiska Porträt
TAUCHEN-Fotograf Martin Strmiska fotografiert bereits seit Jahren die Wunder der Unterwasserwelt und gibt seine Erfahrungen weiter. Mit seinen Aufnahmen hat er schon mehrere Preise und Auszeichnungen gewonnen (aquasphere.sk).