Universelle Gehäuse für das Smartphone boomen. »Auf meiner letzten Safari hatten acht von zehn Teilnehmern ein Tauchgehäuse für ihr Handy dabei«, erklärte mir Freedive-Instructor Nik Linder vor kurzem. Die Vorteile liegen auf der Hand: Das Mobiltelefon ist meistens ohnehin mit dabei. Die Bilder und Videos sind direkt verfügbar. Die Kameratechnik in den Geräten wird immer besser, wie auch die Gehäusetechnik, die sich beständig weiter entwickelt und vor allem immer erschwinglicher wird.
Auch Actionkameras sieht man immer noch, wie auch die großen Spiegelreflex- oder Systemkameras in ihren teils Tausende Euros teuren Gehäusekombinationen.
Egal, ob günstig und kompakt oder teuer und riesig: Die Unterwasser-Mäntelchen für elektronische Geräte sind harten Umwelteinflüssen ausgesetzt. Da muss man sie schon richtig pflegen, um lange etwas davon zu haben. Wir haben mit Roland Conrad über diese Thematik gesprochen. Er ist Geschäftsführer von PanOcean Photo, einem der führenden Fachgeschäfte in diesem Bereich.
Vor allem, so Conrad, sei die Pflege über die Jahre deutlich einfacher geworden, da die Materialien besser geworden seien. Große Gehäuse müssten nur noch alle fünf Jahre oder alle 500 Tauchgänge (im Salzwasser) zur Revision.
Wie sollte man das Gehäuse nach dem Tauchen behandeln?
Richtig spülen. Rolands Tipp: Das noch verschlossene Gehäuse nach jedem Gebrauch kurz im Süßwasser spülen. Dabei alle Knöpfe einmal bewegen und nicht zu lange im Becken behalten. Ewiges Einweichen ist nicht nötig, da sich Salz im Süßwasser schnell löst. Zu langes Einweichen in chlor- und desinfektionshaltigem Wasser dagegen greift die Elloxierung oder die Silikondichtungen der Durchführungen an. Trockenpusten mit Druckluftpistolen geht. Aber gerade in sandigen Gegenden unbedingt aufpassen, denn sind Sandkörner am Gehäuse, könnte das sein wie Sandstrahlen! Im Hinblick auf die auditive Empfinden seiner Mitmenschen sollte man das Druckluft-Manöver nicht übertreiben.
Wie behandelt man die Dichtungen richtig?
O-Ringe nur leicht fetten, da das Fett lediglich Scherkräfte abmildern soll und nicht direkt zur Dichtigkeit beiträgt. Man kann auch markenfremdes Silikonfett verwenden. Dass man nur bestimmtes Fett verwenden darf, kommt aus früheren Zeiten, als es verschiedene Materialien gab. Heute sind nahezu alle Dichtungen aus Silikon.
Ballistol (Anm. d. Red.: Waffenöl) sollte man nicht unbedingt in die Durchführungen rein träufeln, da es das Silikonfett verdrängt. Zur Lagerung: am besten in der Nut belassen. Wenn weglegen, dann locker lagern, keine Knicke oder Quetschungen verursachen. Die machen die Dichtung unbrauchbar. Nicht feucht lagern. Am Silikon besteht Schimmelgefahr. Das ist zwar für die Funktion erstmal nicht erheblich, sieht aber häßlich aus.
Wie behandelt man den Domeport am besten?
Feuchtigkeit von außen: mit feuchten Tüchern nach dem Süßwasserspülen reinigen. Vorsichtig wegen Sand und Salz! Das vorher gründlich abspülen. Nicht fest trockenreiben, eher mit Gefühl mit Microfasertuch abtupfen. Wann immer es geht, den Port mit Deckeln und Schonern beidseitig abdecken. Wenn Staub innen drin ist, am besten mit der Öffnung nach unten zeigend mit Hilfe eines Blasebalgs für Fotoausrüstungen ausblasen.
Am besten nicht mit Mikrofasertüchern reingehen, denn meist sind Schlieren nicht komplett vermeidbar. Sollten Verschmutzung innerhalb des Domes vorhanden sein, kann man diese mit destilliertem Wasser und einem weichen, sauberen Tuch reinigen. Am besten nur das Tuch mit dem Wasser anfeuchten. Das hinterlässt die wenigsten Rückstände. Keine Reinigungsmittel verwenden. Die sind meist zu aggressiv.
Was kann man gegen Kratzer unternehmen?
Laut Roland Conrad kann man bei Acrylglas bei leichten Kratzern mit Polierpaste polieren. Dafür gibt es etliche Videos im Internet. Dabei holt man natürlich die Beschichtung komplett runter. Vorsicht: Bei tiefen Kratzern könnte man unter Umständen soviel Material abnehmen, dass sich sowohl die Eigenschaften unter Druck als auch die optischen Eigenschaften verschlechtern. Manchmal hilft hier nur komplett austauschen.
Bei Glasports hilft kein Polieren, sondern nur Austausch oder Neukauf. Davor gilt es allerdings genau zu prüfen, ob der Kratzer überhaupt auf dem Bild sichtbar wird. Wenn er sehr weit am Rand ist, klein ist, dann fällt er selbst bei Gegenlichtaufnahmen gar nicht auf.
Was ist beim Transport und bei der Lagerung zu beachten?
Kleine Gehäuse für Smartphones können ins Handgepäck. Große Gehäuse sollten in einem Hartschalenkoffer am Check-In aufgegeben werden. Domeports aus Glas sind ebenfalls im Handgepäck sicherer. Haben die Gehäuse ein Vakuumventil, kann man das Gehäuse vollständig verschlossen transportieren (natürlich ohne die Kamera darin). Ohne Vakuumventil sollten die Dichtungen entfernt werden, da sonst das Gehäuse am Zielort eventuell nur schwer zu öffnen wäre. Zu Hause kann man das Gehäuse am besten trocken, staubfrei und lichtgeschützt lagern.
Was tun mit Smartphone- und Actioncam-Gehäuse
Diese Gehäuse sind in der Regel aus Kunststoff. Dieser ist pflegeleicht. Dennoch sollte vor allem im Bereich der Linsen darauf geachtet werden, dass das Acrylglas vor der Linse nicht zerkratzt. Die Dichtungsringe kann man gelegentlich herausnehmen und etwas mit Silikonfett fetten. Das reicht je nach Gebrauch alles ein bis zwei Monate. Setzen Sie das Gehäuse keiner starken Hitze aus und lagern Sie es trocken.