Manta müsste man sein. Einfach dezent mit den Schwingen wedeln und mühelos gegen die Strömung angleiten. Aber zum Glück sind es nur ein paar Minuten in Raupenformation knapp über dem Grund, bis das »Westend« und ruhiges Wasser erreicht sind. Über dem Geröll schweben Gruppen von Süßlippen. Doktorfische stehen Schlange an der Putzerstation in einem Kelchkorallen-Bäumchen.
Und lose Schulen von Wimpelfischen üben den Synchronflug im Blau, ohne sich von den Weißspitzen- und Grauhaien aus der Ruhe bringen zu lassen. Pure maledivische Außenriff-Romantik. Nach einigen Ausflügen ins Blau und zurück zum »Windschatten« sollte es eigentlich zurückgehen an die Oberfläche, oder? Fehlanzeige.
Mitten in die Strömung lotst uns Hameed. Mit Wasserkraft im Rücken sausen wir noch 15 Minuten vorbei an Makrelenschwärmen, Zackenbarschen und Stachelrochen, bis plötzlich ein künstliches Riff und Führungsleinen vor uns erscheinen. Das wird doch nicht etwa …? Doch! Ein kleiner Schlenker nach rechts, und schon stehen wir auf den breiten Treppenstufen der Tauchbasis.
»Hab‘ ich Dir doch gesagt, dass Vadoo ein tolles Kanal-Hausriff hat«, kommentiert der Chefguide sichtlich amüsiert meine Verwunderung. Beim nächsten Abstieg geben ihm nicht nur je ein gutes Dutzend Adlerrochen und Grauhaie, ein seltener Igelrochen und große Doktorfischschwärme Recht, sondern auch Geisterpfeifenfische, Sepias und junge Fledermausfische in der benachbarten kleinen Hafenbucht.
Wenn der Butler zwei Mal klingelt
Im Adaaran Prestige Vadoo zu urlauben, bedeutet, jeden realistischen Wunsch nach Möglichkeit erfüllt zu bekommen. Der Wille zur Perfektion spiegelt sich auf der 2009 eröffneten Resortinsel allerorts wider: Auf der mit 200 mal 100 Meter kleinen Fläche wurde praktisch jeder Winkel durch meisterhafte Landschaftsarchitekten konzipiert. Wohlweislich aber auch nicht überladen.
So gibt es nur zwei Restaurants – das Hauptrestaurant mit offener Küche, erlesener Wein- und Zigarrenauswahl und einen »Japaner« – sowie eine Bar auf dem Dach des Empfangsbereichs und eine Strandbar in Dhoni-Form mit Tanzfläche. Neben dem kombinierten Tauch- und Wassersportzentrum endet die Infrastruktur an Land mit einer kleinen Ladenzeile mit Rezeption und dem Süßwasserpool inmitten eines wunderschönen, mit Pavillons veredelten Ziergartens.
Weder an der Außen- noch an der Lagunenseite stören Erosionsbremsen wie Sandsäcke die makellose Strandidylle. Vom Neigungswinkel der gepflanzten Kokospalmen bis zum hügeligen Relief der gewundenen Pfade im Dominostein-Muster stimmt jedes Detail. Entlang der Lagune im Westen erstreckt sich ein gut 300 Meter langer Steg mit Wellness Center und 46 Wasservillen, die im Duo entweder auf den Sonnenuntergang mit Ozeanaussicht oder den Sonnenuntergang mit Blick auf Lagune und Insel ausgerichtet sind.
Mit vier separaten Villen an einem separaten Steg genießen Flitterwöchner noch mehr Privatsphäre. Ganz gleich, an welchem Steg künftige Traumurlauber nun landen: Die luxuriöse Ausstattung der Gästedomizile ist identisch. Auf 90 Quadratmeter erstrecken sich Schlaf- und Wohnbereich mit Zwischentüren zum Bad, das mit Regendusche, Couchecke nebst TV, Glasbaustein im Boden zur Stachelmakrelen-Beobachtung und Jacuzzi im Außenbereich spektakulär ausgestattet ist.
Minibar, Kaffee- und Tee-Ecke fehlen ebenso wenig wie ein zweiter Fernseher und Bluetooth-Lautsprecher. Die Terrasse wartet nicht nur mit typischen Wasserbungalow-Annehmlichkeiten wie Liegeflächen, Tisch und Treppe ins Meer auf, sondern verfügt zudem über einen Privat-Pool an der Wasserkante. Echte fünf Sterne also, und das alles mit Privatbutler.
Nicht jede Statistik lügt
Auch wenn das 2009 eröffnete Adaaran Prestige Vadoo im Rahmen von 5700 Bewertungen (Stand Mai 2023) auf Google mit 4,9 von 5 Punkten rekordverdächtig abräumt, mag mancher Non-Limit-Taucher aus Leidenschaft mit den Augen rollen und sich fragen: »Echt jetzt? Die nächste Wellness-Insel?« Eben weil die Verfügbarkeit weißer Trüffel und ausgesuchter Ayurveda-Öle möglicherweise mehr Priorität genießen könnte als ortskundige Diveguides und die versprochene Nitrox-Mischung in der 15-Liter-Flasche.
»Das wird gern falsch verstanden«, drückt DivePoint-Geschäftsführer Marcus Hauck auf den Veto-Knopf. »Eine echte Fünf-Sterne-Insel zeichnet sich dadurch aus, dass man nirgendwo Abstriche machen muss, und alles möglich gemacht wird«, sagt der gebürtige Pfälzer mit Wohnsitz auf der Insel Rannalhi. »Natürlich gibt es viele Schnuppertaucher. Und das Hausriff eignet sich wunderbar für Schnorchler. Aber davon abgesehen sind wir mit DivePoint ein externer Anbieter. Und der Tauchbetrieb auf Vadoo ist ebenso wichtig und für erfahrene Taucher geeignet wie unsere anderen sechs Zweigstellen.«
Vadoo taucht was
Zahlreiche Divespots am Nordende des Süd-Male-Atolls werden weniger durch die klassischen maledivischen Rifftypen Thila, Faru und Giri geprägt als durch Außenriffe mit Wänden und dramatischen Landschaften, an denen sich Felsen und robuste Steinkorallen in etwa die Waage halten. Begegnungen mit verschiedenen Arten von Haien und Rochen, Napoleons, Barrakudas, Schildkröten und Schwärmen von Füsilieren und Doktorfischen sind an Klassikern wie dem Embudu Canyon völlig normal.
Die Wände tief eingeschnittener Überhänge wie jene der Vadoo Caves sind hingegen dicht mit bunten Weichkorallen bewachsen, während von unten rote Peitschenkorallen in Richtung Decke streben und auch den ein oder anderen Ammenhai zum Nickerchen im Schutz der Dunkelheit verleiten. Länger als eine gute halbe Stunde ist das Dhoni selten unterwegs zum Tauchplatz. Selbst Nitrox-Puristen, die sich trotz der Traumkulisse hartnäckig der Entschleunigung und Stickstoffmüdigkeit verwehren, erleben mit dem ergiebigen Hausriff als Bonus genügend Attraktionen und Abwechslung für mehr als eine Tauchwoche.
Auch das imposante, 82 Meter lange Wrack der »Maldive Victory« und ein noch relativ frisch erschlossenes »Knorpelfisch-Karussell« nahe der Hauptstadt Malé, an dem Hunderte Stachelrochen, Gitarrenrochen, Spinnerdelfine und selbst Tigerhaie um Überreste aus einer Fischfabrik buhlen, liegen in der Nachbarschaft.
Lichter der Großstadt
Da Malé und die Flughafeninsel nur sechs Kilometer von Vadoo entfernt sind, gestaltet sich nicht nur der Anreiseweg kurz. Nach Einbruch der Dunkelheit lässt sich die Skyline wunderbar vom Strand oder vom Wasserbungalow aus genießen. Zahl und Höhe der Bauten in Malé sind noch ein Stück zu weit von Manhattan entfernt, als dass man automatisch den Sinatra-Klassiker »New York, New York« pfeifen möchte.
Doch wenn die Füße bei dem Anblick im Privatpool baumeln, das Aroma von Bitterschokolade-Mango-Püree gerade vom Cuba Libre im Glas voller knisternder Eiswürfel abgelöst wird, und der Privatbutler sich nach dem Abräumen des Fünf-Gänge-Menüs mit einem herzlichen Gute Nacht verabschiedet, dann darf man sich auch als Reisejournalist schon mal kneifen. Von einem gesichtslosen, unpersönlichen Luxusresort ist das mondäne und doch überaus tauchtaugliche Fleckchen Erde Vadoo Lichtjahre entfernt.
REISEINFO:
Adaaran Prestige Vadoo/Süd-Male-Atoll/Malediven
Die Malediven sind eine Kette von Inseln im Indischen Ozean, südwestlich von Indien und Sri Lanka. Sie erstrecken sich über 870 Kilometer in Nord-Süd-Richtung.
Anreise
Neben Gabelflügen über die Golfstaaten bieten Condor und Lufthansa ab Deutschland, Swiss ab Zürich und Austrian Airlines ab Wien Direktflüge zum Internationalen Flughafen Malé (Velana). Vadoo wird von dort in einer Viertelstunde per Speedboot erreicht.
Das Resort
2010 wurde das Fünf-Sterne-Resort Adaaran Prestige Vadoo im Rahmen der World Travel Awards zur weltweit besten Wasserbungalow-Oase gekürt. Das Premium All Inclusive-Paket beinhaltet einen privaten Butler-Service (24 Stunden), eine Flasche Sekt, kostenlose Minibar und Kaffee/Tee-Station, täglich frisches Obst, Pralinen und Canapés, Frühstücksservice, Frühstück, Mittagessen (oder Snackoption) und Dinner, japanisches Restaurant-Erlebnis, Sundowner-Cocktail, eine Shisha pro Tag, Leih-Schnorchelausrüstung und kostenloses Wifi.
Für Transfers zu den weiter entfernten Wasservillen stehen Golfcarts als Taxi zur Verfügung. Neben Wellness, Yoga und Angeboten für Hochzeitsgäste stehen Ausflüge zu Sandbänken mit Picknick, Angeln morgens und abends, Delfin-Safaris, Unterseeboot- und Schnorchel-Exkursionen zur Auswahl. Neben dem Tauchen mit Dive Point bietet die Schwestermarke Watersport Point Jet- und Wasserski, Katamaran-Segeln, Parasailing, Fun Tube und Wakeboarding.
Weitere Infos: adaaran.com
Tauchen mit Dive Point
Auf Vadoo wird täglich eine Doppeltank-Ausfahrt sowie ein flacher Nachmittags-Tauchgang per Dhoni angeboten. Hausrifftauchen mit Guide oder im Buddyteam ist nach Anmeldung praktisch jederzeit möglich. Nightdives erfolgen auch nach Absprache. Alle Dive Point-Tauchbasen bilden nach SSI-Standards bis zum Instructor Trainer aus und verfügen über neue Leihausrüstungen und Scooter der Marke Seabob.
Nach dem Firmen-Motto Tauche mit Freunden auf sicherstem Niveau wird anstelle eines verpflichtenden Checkdives ein Orientierungstauchgang mit kostenloser Übungsoption durchgeführt. Wiederholungsgäste erhalten bis zu 20 Prozent Rabatt auf Tauchpakete. Die obligatorische Tauchversicherung kann vor Ort abgeschlossen werden.
Preisbeispiel
Bei Reisecenter Federsee kosten
sieben Nächte im Adaaran Prestige Vadoo in einer Sunrise Villa mit Premium All Inclusive, Transfers und Flug ab/an München ab 3644 Euro pro Person. Das Buddy Package mit zwölfTauchgängen gibt es bei Vorausbuchung ab 710 Euro.
Kontakt und Buchung:
www.rcf-tauchreisen.de
www.divepoint-maldives.com