In Deutschland ist die Benutzung von Funkgeräten auf Schiffen klar geregelt. Sobald ein UKW-Funkgerät an Bord ist, muss auch eine Person an Bord sein, die dieses bedienen darf. Hierfür braucht diese Person mindestens ein »UKW-Sprechfunkzeugnis für die Binnenschifffahrt« (UBI). Die Verordnung in Deutschland schreibt sogar vor, dass diese Person der Skipper sein muss. Ein ähnliches Zertifikat heißt »SRC«, was für »Short Range Certificate« steht.
UBI ist auf Binnengewässern gültig. SRC benötigt man für Küsten und Meere (Reichweite der Anlage bis 35 Seemeilen). Wer seinen Bootsführerschein macht, kennt das Spiel. Denn dafür wird mindestens der UBI zwingend benötigt. Besser noch, man hat beide Scheine. Die Kosten für so einen Kurs belaufen sich mit Theorie, Praxis und Prüfung auf ungefähr 400 Euro.
Funkkenntnisse für Taucher relevant?
Interessant werden diese Kenntnisse für Taucher, wenn man vorhat, sich ein persönliches elektronisches Rettungs- und Ortungssystem zuzulegen. Hier sollte man darauf achten, nicht auf irgendwelche Verkaufstricks hereinzufallen. Denn in der Vergangenheit kam es vor, dass Geräte angeboten wurden, die in Deutschland (und in vielen anderen Ländern) keine Zulassung besaßen, oder dass bei deren Besitz ein Sprechfunkzeugnis notwendig wurde.
Das lag vor allem an den Frequenzen, auf denen die Geräte arbeiteten. Also immer genau nachfragen und im Zweifel die Finger davon lassen. Auf Safarischiffen hat sich das System »ENOS« bewährt, denn hier ergeben sich für den Taucher keinerlei Zeugnispflichten. Hier eine Übersicht über die wichtigsten Frequenzen und Systeme:
Kanal 16
Das ist der internationale Seenotruf-Kanal (VHF). Er darf nur mit einem entsprechenden Zeugnis benutzt werden. Vor allem, da ein Notruf auf diesem Kanal unter einem strengen Sprachprotokoll abgesetzt werden muss. So sollen Missverständnisse und Fehlalarme vermieden werden. Wird einfach drauflos geredet, wird dem Notruf höchstwahrscheinlich nicht nachgegangen.
AIS
Ein weitverbreitetes Rettungssystem ist das »AIS«. Das System wurde für die Berufsschifffahrt entwickelt. Landantennen und Schiffe übertragen Daten auf speziellen Frequenzen. AIS dient dazu, den Schiffsverkehr zu überwachen und Kollisionen zu vermeiden und wurde im Jahr 2000 verpflichtend in der Berufsschifffahrt. Zehn Jahre später wurde es für Personensender zugelassen – mit geringerer Sendeleistung. Da Sendeleistung und Empfang von AIS-Signalen stark variieren (sie werden von vielen Faktoren beeinflusst) kommen nicht alle AIS-Notrufsignale durch. Die Fehlalarmquote liegt in Deutschland bei AIS bei 99 Prozent! Es kann daher sein, dass einem Alarm nicht nachgegangen wird.
406 MHz
Das ist eine internationale Notruf-Frequenz. Notrufsender für Personen auf See, die mit dieser Technologie arbeiten, heißen PLB (Personal Locator Beacon). Diese Art des Notrufs löst eine sehr umfängliche Rettungskette aus: Das Alarmsignal geht an einen Satelliten, dann wieder an Land zu einem Kontrollpunkt (LUT). Von dort an das nächste Maritime Rescue Coordination Center (MRCC). Dort wird die Echtheit des Signals umständlich, aber sicher überprüft. Liegen keine Zweifel vor, wird das Rescue Coordination Center (RCC) benachrichtigt, das dann ein Search & Rescue (SAR) einleitet. Bei einem PLB müssen persönliche Daten hinterlegt sein, um die Echtheit des Signals überprüfen zu können.
DSC 70 (Digital Selective Calling)
Dieser Notruf-Kanal besitzt eine hohe Reichweite mit bis zu 40 Seemeilen. Damit es nicht wie bei anderen Technologien wie den bereits erwähnten AIS und 406 MHz zu einer Überlastung durch Fehlalarme kommt, ist der Personen-Notruf stark reglementiert. Dieser Notruf darf nur im »closed loop« angewendet werden. »Closed loop« bedeutet: Es darf nur mit dem eigenen Schiff kommuniziert werden. Das Schiff muss vorher mit einer genauen Kennung, der MMSI, in den Sender eingegeben werden. Für DSC benötigen Schiffe ein spezielles Empfangsgerät, das nicht auf jedem Schiff vorhanden ist, da dies nicht gesetzlich vorgeschrieben ist.
Satellitentelefonie
Geräte, wie zum Beispiel das Garmin inReach mini 2, können Notrufe per Satellitentelefonie absetzen. Das funktioniert weltweit und bedarf keines speziellen Funkzeugnisses. Voraussetzung ist die Hardware (Preis: 299€) und ein »Mobilfunkvertrag« mit einem Satelitentelefonieanbieter, wie zum Beispiel Iridium. In entlegenen Gebieten ist diese reichweitenunabhängige Lösung eine immer interessanter werdende Notruf-Variante, da die Preise für die Satellitentelefonieverträge gesunken sind (17,99€ pro Monat für den einfachsten Tarif, Stand Dez. 2024) und die Tarife auch monatlich kündbar sind. Notrufe mit dem Garmin inReach werden von der Garmin-Notrufzentrale koordiniert.