Tauchurlaub am Mittelmeer. Mit Martina (rechts) aus unserer Tauchschule tauche ich häufig von Land aus. Dabei nützen wir die Gelegenheit, den Umgang mit dem Kompass ausgiebig zu üben.
Martina (links) und ich nehmen eine Kompasspeilung zu einem Abschnitt auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht. Da recht gute Sicht herrscht, wollen wir teilweise „auf Sicht“ tauchen.
Nach einigen Minuten entspannten Dahingleitens verständigen wir uns darauf, nach Kompasspeilung weiterzutauchen. Jeder verwendet dabei sein eigenes Instrument, schließlich wollen wir üben!
Wir schwimmen los. Als ich nach wenigen Metern einen raschen Blick nach links werfe, ist da schon keine Martina mehr! Ich breche ab und drehe mich völlig um. Auch sie scheint mich zu vermissen.
„Was soll das?“, signalisiert Martina mit einem unmissverständlichen Zeichen, als wir wieder zusammen sind. Mir ist nicht ganz klar, ob sie damit den Kompass meint oder wie ich mit ihm umgehe.
Wir peilen erneut, und diesmal bemerken wir, was vorhin schiefgelaufen ist: Orientieren wir uns beide an unserem eigenen Kompass, dann tauchen wir in unterschiedliche Richtungen. Das gibt’s doch nicht!
Als wir schließlich völlig verwirrt die Kompasse nebeneinander halten, erkennen wir den Kern des Problems, wenn auch nicht die Lösung: Beide Geräte zeigen unterschiedliche Richtungen an!
Martina stößt einen Laut des Erstaunens aus und zeigt auf meinen Kompass. Etwas scheint ihr klar geworden zu sein. Als ich nicht verstehe, winkt sie ab und übernimmt die Führung des Tauchgangs.
Sie bringt uns ans Ufer und erklärt ihre Theorie: Der kleine Schlüsselring am Kompass soll magnetisch sein und die Nadel abgelenkt haben. Der Beweis: Als sie ihn entfernt, funktioniert der Kompass tadellos!
Unser Fazit
Des Rätsels Lösung: Der Kompass befand sich an einem Retraktor, bei dem ein Stahlseil mittels Federspule automatisch aufgerollt wird, sobald man den daran befestigten Gegenstand loslässt. Dieser war mit einem Federring – auch Schlüsselring genannt – versehen. An diesem wurde zuvor häufig eine Tauchlampe mit Magnetschalter befestigt, der den Federring magnetisierte.
Dazu sagt der Physiker Dr. Dietmar Berndt, vereidigter Sachverständiger und Vizepräsident des Förderkreises Sporttauchen (www.foerderkreis-sporttauchen.de): „Ein magnetisierter Federring kann zum erheblichen Abweichen der Kompassanzeige führen. Die Bilder oben zeigen unterschiedlich starke Abweichungen in Abhängigkeit von der Position der Magnetpole des Rings im Verhältnis zum Kompass.
Die Fehleranzeige beim Vergleich der Instrumente kann übrigens auch durch das Magnetfeld des jeweils anderen Kompasses beeinträchtigt worden sein. Bei Abständen von bis zu 20 Zentimetern muss man mit diesem Effekt rechnen.“
Abhilfe bringt die Verwendung eines nicht ferromagnetischen Federrings. Dr. Dietmar Berndt: „Die Eignung eines solchen Federrings kann man ganz einfach testen, denn diese Ringe werden von einem Magneten nicht angezogen.“