Ich bleibe dicht beim Guide, der sich als Buddy angeboten hat, um notfalls zu helfen. Die drei anderen tauchen hinter uns. Einer davon ist Klaus mit über 100 Tauchgängen.
Plötzlich schließt Klaus zu uns auf. Er will die Muräne sehen, die Diveguide Achmed mir zeigt, drängt sich zwischen uns und trennt mich von meinem Buddy (Fehler 1).
Achmed signalisiert ihm energisch, Abstand zu halten. Klaus macht sich daraufhin selbstständig, wechselt dabei ständig Tiefe und Position in der Gruppe (Fehler 2).
Achmed hat Mühe, Klaus im Auge zu behalten. Sein unkontrolliertes Verhalten stört ihn sichtlich (Fehler 3). Er signalisiert Klaus, dass er bei uns bleiben soll.
Klaus bleibt, wechselt aber weiterhin die Tiefe. Beim Absinken rempelt er mich wieder an, und Achmed muss seinen Kopf vor dessen Flossen schützen (Fehler 4).
Nach 20 Minuten zeigt Klaus an, dass er nur noch 70 bar in seiner Flasche hat. Bei mir sind es 120 bar, bei den anderen mehr. Achmed bricht den Tauchgang ab.
Dem anderen Buddyteam ist offensichtlich nicht klar, was los ist. Aber sie reagieren sofort wie im Lehrbuch gefordert, indem sie das Auftauchsignal bestätigen.
Wieder an Bord erklärt Achmed, dass er abgebrochen hat, weil Klaus in jeder Hinsicht ein Problem dargestellt hat. Wir alle sind sauer über den vermiesten Tauchgang!
Fazit
Es ist traurig: Da nimmt ein Anfänger extra eine große Flasche mit, um niemandem den Tauchgang zu verkürzen, und dann läuft ein relativ Erfahrener buchstäblich Amok. Ob Klaus wirklich alle geloggten Tauchgänge gemacht hat, bleibt ohnedies fraglich. Aber der Reihe nach:
Fehler 1: Dass ein relativ erfahrener Taucher mit 100 Tauchgängen einen Anfänger von dessen Buddy trennt, ist extrem rücksichtslos. Dafür gibt es einfach keine Entschuldigung.
Fehler 2: Der ständige Tiefenwechsel ist auch als Jo-Jo-Tauchen bekannt. Er kann selbst bei an sich unkritischen Tauchprofilen zu Dekounfällen führen. Außerdem verbraucht man dabei durch das Tarieren viel Luft. Das Beispiel von Klaus hätte das nicht besser zeigen können.
Fehler 3: Wenn man weiß, dass der Guide sich um einen Anfänger kümmert, macht man ihm den Job nicht unnötig schwer. Das völlig chaotische Verhalten von Klaus muss den Guide beunruhigen. Schließlich hat er auch und vor allem durch seine Ortskenntnis eine besondere Verantwortung gegenüber der ganzen Gruppe.Das schließt und viele wissen das nicht auch sehr erfahrene Taucher ein. Da sollten sich selbst ganz alte Hasen und Tauchlehrer nicht ausnehmen. Es zeugt von Souveränität und gutem Stil, den Guide als Verantwortlichen anzuerkennen.
Fehler 4: Ein wenig Raumgefühl gehört zum Tauchen dazu. Wo man seine Flossen hat, sollte man jederzeit wissen. Auf den Köpfen der Tauchpartner oder ins Riff gehören sie nicht.
Der Abbruch des Tauchgangs war richtig. Die restliche Luft hätte er ebenfalls schnell verbraucht. Hier geht Sicherheit vor! Klaus von weiteren Tauchaktivitäten auszuschließen, wäre sinnvoll gewesen. Er muss erst lernen, dass Rücksicht keine Schwäche ist.