Marline mit Messonden versehen
In allen tropischen Ozeanen existieren unterhalb einer gut durchlüfteten Wasserschicht an der Meeresoberfläche Zonen mit reduziertem Sauerstoffgehalt. Sie werden Sauerstoffminimumzonen genannt. Bedingt durch den CO2-Anstieg in der Atmosphäre und den damit verbundenen Temperaturanstieg erwarten Forscher eine allgemeine Abnahme des Sauerstoffgehalts im Ozean. Das liegt zum einen daran, dass wärmeres Wasser nicht so viel Sauerstoff aufnehmen kann. Zum anderen sinkt weniger sauerstoffreiches Wasser in subpolaren Regionen ab und folglich werden die tiefen Schichten des Ozeans weniger belüftet. „Anhand von Modellrechnungen und Messungen im tropischen Atlantik kennen wir die Ausbreitung der Sauerstoffminimumzonen. Außerdem kennen wir die Sauerstoffkonzentration, die Hochseefische zum Leben benötigen. Daraus konnten wir berechnen, wie groß deren Lebensräume in Atlantik sind“, erklärt Dr. Stramma. Zusätzlich haben die Wissenschaftler insgesamt 47 Blaue Marline mit Messsonden versehen, um ihr Tauchverhalten zu beobachten. Diese Daten haben die Annahmen bestätigt. „Die Marline tauchten nur in den vorhergesagten Wasserschichten. Die Wassertiefe, in die sie vordringen, wird dabei immer kleiner, weil sich die Sauerstoffminimumzonen in Richtung Wasseroberfläche ausdehnen“, erklärt Dr. Stramma. Eine Ausdehnung der sauerstoffarmen Gebiete führt also in den oberen Wasserschichten des Ozeans zu einem Verlust des Lebensraums. Damit ist gleichzeitig das Risiko verbunden, dass oberflächennahe Fischereimethoden die Bestände der großen Hochseefische noch mehr bedrohen.
Berücksichtigung gefordert
Die Stärke des Lebensraumverlusts könnte tiefgreifenden Einfluss auf das Ökosystem des offenen Ozeans und die Hochseefischerei zum Beispiel. für Schwert- und Thunfischfang nehmen. Hohe Fangraten in Gebieten mit reduziertem Lebensraum könnten zu einer Überschätzung der Fischpopulation führen. „Somit sollte das Phänomen der Reduzierung des Lebensraums bei der Festsetzung der erlaubten Fangmengen berücksichtigt werden“, resümiert der Kieler Ozeanograph.
Ergebnisse fließen in Sonderforschungsbereich
Die vorgestellten Messergebnisse sind ein wichtiges Zwischenergebnis für die laufenden Arbeiten im Kieler Sonderforschungsbereich SFB 754: „Klima – biogeochemische Wechselwirkungen im tropischen Ozean“. Der SFB 754 soll helfen, das Wechselspiel von Klima, Chemie, Physik und Biologie des tropischen Ozeans besser zu verstehen. „Gerade die aktuelle Studie zeigt, dass die Veränderungen des verfügbaren gelösten Sauerstoff im Ozean sehr konkrete Auswirkungen auf die Lebewelt und letztendlich auf den Menschen haben kann“, betont Dr. Stramma.
Weitere Infos: www.ifm-geomar.de, Originalarbeit: Stramma, L., E.D. Prince, S. Schmidtko, J. Luo, J.P. Hoolihan, M. Visbeck, D.W.R. Wallace, P. Brandt, und A. Körtzinger (2011): Expansion of oxygen minimum zones may reduce available habitat for tropical pelagic fishes. Nature Climate Change, http://dx.doi.org/10.1038/NCLIMATE1304