Reiseberichte

Tauchen in Ägypten mit der Seven Seas: Kreuzfahrt mit Klasse

Wer beobachtet hier wen? Neugieriger Weißspitzenhochseehai am Daedalus-Riff. Foto: Norbert Probst

Eigentlich wollte sich Wolfgang May zur Ruhe setzen. Dass dann alles ganz anders kam, hatte der hoch aufgeschossene, stattliche Mann nicht auf der Rechnung. In jungen Jahren hatte er als Chef-Steward auf Kreuzfahrtschiffen und bei Steigenberger im Hotelgeschäft Karriere gemacht. 1960 kam es zur schicksalhaften Begegnung mit einem Kampfschwimmer der Bundesmarine, der ihm das Tauchen beibrachte. Wenig später trat Wolfgang May dem Verband Deutscher Sporttaucher bei und absolvierte beim damaligen Ausbildungsleiter Walter Matthes die Prüfungen zum TL-1 und TL-2. Das Angebot, die Vertretung einer Tauchbasis auf den Malediven zu übernehmen, konnte der frischgebackene Tauchlehrer nicht ausschlagen. Eine Erfahrung, die eine drastische Wende im Lebensweg des Bayern einläutete. May hing als gut verdienender HoNP-égypten-Abu Dabab-SS-Schiff-1-6136atelmanager seinen Beruf an den Nagel und begründete erfolgreich seine erste Basis auf Kuramathi. Im Laufe seines Lebens folgten weitere profitable Tauchbasen auf den Malediven, in Madagaskar und letztendlich zum Tauchen in Ägypten. Als der tauchende Weltenbummler ein paar Freunde in geselliger Runde mit seinem Ruhestandsentschluss konfrontierte, schüttelten die ungläubig den Kopf. „Kürzer treten, okay, aber ganz aufhören? Warum bauen wir nicht zusammen ein tolles Safariboot?“, meinten die Weggefährten enthusiastisch. Eine Idee, die schließlich auch Wolfgang May gefiel. Die Finanzierung war schnell in trockenen Tüchern, und ein Freund, der als Konstrukteur bei der renommierten Schiffswerft Bloom und Voss arbeitete, zeichnete den Bauplan. Das Schiff sollte ein neuer Meilenstein werden und neue Standards setzen. So, wie vor Jahren Rudi Kneips unvergessene „Number One“. An guten Ideen dazu mangelte es May nicht. „Ich brauchte mich nur auf den anderen Safarischiffen umzusehen und wusste sofort, was ich wollte“, meint der heutige Schiffseigner. Im Gegensatz zu den bisherigen, schnell verrottenden Safarischiffen war die „Seven Seas“ von Anfang an auf Langlebigkeit und Werterhalt ausgelegt.

Seven Seas – Neuer Maßstab beim Tauchen in Ägypten

Alle Räume wurden großzügig bemessen. Hochwertiges Material sollte in modernem Design und bester Qualität verarbeitet werden. In Ägypten wahrlich keine einfache Aufgabe. In Alexandria fand sich eine Werft, die sich auf die gestellten Anforderungen einließ. Bestes Holz, verstärkt durch Stahlstreben und 50 Tonnen Ballast bildeten die Grundlage des sogenannten Knickspannters. Eine Bauweise, die bei Seegangnpr_Shaaab_Malahi_Taucher spürbar weniger zum Rollen neigt und im Schiff mehr Nutzraum zulässt. Deutsche Tugenden gelten nicht nur bei der Konstruktion, sondern auch bei der technischen Ausstattung. Auf den Rundgängen durch das Schiff stößt man überall auf deutsche Wertarbeit: So arbeiten beispielsweise im Heck zwei 1000-PS-Maschinen von MAN aus Augsburg. Und damit die Gäste bei zwei bis vier Tauchgängen am Tag nicht auf die Flaschenfüllung warten müssen, pumpen zwei üppig dimensionierte Kompressoren von Lenhardt & Wagner aus Hüttenfeldt die Geräte auf. Es war auch Wolfgang Mays Entschluss, die Seven Seas als erstes Schiff mit dem Taucherortungssystem „Enos“ auszurüsten, mit dem jeder Taucher ausgestattet wird. Ein teures, aber allseits geschätztes Stück Sicherheit. Im Jahr 2006 wurde das Schiff fertiggestellt. Im Hafen von Ras Galib angekommen ließ der neue Luxusliner die gesamte Tauchszene aufhorchen. Mit 41 Metern Länge und acht Metern Breite war das Schiff der neue, viel beachtete Platzhirsch. Dieser Coup war also gelungen. Doch würde das Schiff auch erfolgreich sein? Denn auch mit den Safaripreisen hatten die Eigner eine neue Messlatte für das Tauchen in Ägypten gelegt.

Hohe Erwartungen an Mensch und Maschine auf der Seven Seas

npr_Big_Brother_NumediaSo gründlich der Bau der Seven Seas vorbereitet wurde, ganz ohne Pannen und Planungsfehler ging es nicht ab. Bei voller Belegung ist das Platzangebot in der Grill-Lounge, dem beliebtesten Treffpunkt der Gäste, unerwartet knapp. Auch dem Restaurant hätten ein paar Zentimeter mehr gutgetan, und die steilen, aber platzsparenden Treppen sind gewöhnungsbedürftig. Damit hat die Kritik aber auch schon ein Ende. Das Jammern auf höchstem Niveau schmälert aber keinesfalls den positiven Gesamteindruck. Ein Schiff ist ein komplexes, technisches und wartungsintensives Gebilde und sollte auch unter widrigsten Umständen funktionieren. Dass dem nicht immer so ist, bleibt eine leidvolle Erfahrung, die Wolfgang May auch heute noch machen muss. Mit seinem reichen Erfahrungsschatz aus der Hotelbranche und als Basisleiter ist er der bestgeeignete Mann für das Schiffsmanagement und stellt sich dieser Aufgabe mit großem Engagement. Sein Anspruch und der seiner Gäste ist für ihn Motivation genug. Mit der Gestaltung der Kabinen ist ihm ein besonderes Highlight gelungen. Auf 16 Quadratmetern gibt’s jede Menge Stauraum und die Ausstattung ist kaum zu toppen. Das Bad schießt den Vogel ab: Es gibt mit Rosengranit verkleidete Wände und riesige Spiegel mit Top-Halogenbeleuchtung. Die morgendliche Rasur wird zum Genuss. Die Krönung ist die separate, geräumige Duschkabine und selbst ein Fön fehlt nicht. Herz, was willst du mehr?

Feintuning und Ölwechsel bei der Seven Seas

nprl_Aegypten_Brothers_Land_021008_14In der kalten Jahreszeit, zwischen Dezember und Februar muss die Seven Seas ins Trockendock. Soll ein Schiff nicht mit den Jahren veralten, muss es mit der Entwicklung Schritt halten. Der Einbau von technischen Neuerungen, (Dezember 2014 wurden zwei neue Maschinen eingebaut), Wartung von Generatoren, Kompressoren, elektrischen Einrichtungen, Kühl- und Klimaanalagen, Wasserentsalzungsanlagen sind unumgänglich. Nicht zu vergessen die Schönheitsreparaturen und Malerarbeiten. Wolfgang May weiß, dass das alljährlich richtig ins Geld geht. Doch für die Attraktivität und den Werterhalt des Schiffes ist diese Investition ein Muss. Kein Wunder, dass die „Seven Seas“ selbst nach neun Dienstjahren kaum Verschleißerscheinungen zeigt. Durch Feintuning in
technischen Bereichen und Arbeitsabläufen funktioniert heute alles noch ein wenig runder. Außerhalb der Wartungsintervalle ist die Crew für das Schiff verantwortlich. Regelmäßige Filter- und Ölwechsel bei den Kompressoren, das Auf- und Abfieren der Schlauchboote von der Tauchplattform vor, beziehungsweise nach großen Fahrtstrecken, das An- und Ablegen an den Tauchplätzen, die Schiffsreinigung vom Salzwasser, die Beladung mit frischen Lebensmitteln. All das läuft unauffällig und reibungslos. Das beste Tauchsafarischiff taugt nichts ohne diese engagierte, erfahrene Crew. Sie hat einen entscheidenden Anteil daran, ob der Tauchurlaub für den Gast unvergesslich bleibt. Das beginnt beim verantwortungsvoll, aber meist unauffällig agierenden Kapitän und endet bei der ebenso geschätzten Arbeit des Roomboy in den Kabinen. Die Küche steht gleich mehrmals täglich im Fokus der Betrachtung. Kaum etwas bleibt von einem Urlaub so im Gedächtnis wie eine verkorkste Küche. Die Kochkunst der Smutje in der Kombüse  gereicht jedem Restaurant zur Ehre. Die argentinischen Steaks auf der „Seven Seas“ sind legendär. Neben den drei Hauptmahlzeiten lässt die Küchenmannschaft nichts unversucht, unliebsame Pfündchen bei den Gästen zu platzieren. Hier schlägt die Stunde von Hobbykoch May, der die Köche persönlich auf europäische Geschmacksnerven trainiert. Alle zwei Wochen verweilt er zur Serviceverbesserung und Qualitätssicherung des Gesamtkonzepts an Bord. Gespräche mit jedem Mitarbeiter helfen, das Team auf ihre Aufgabe einzuschwören – und die Männer sind sich durchaus ihrer Sonderstellung bewusst: Wer auf der „Seven Seas“ seinen Mann steht, bekommt überall einen Job! Beim Tauchbetrieb sind die helfenden und sichernden Hände der Crew allgegenwärtig. Der Tauchguide fungiert als Schnittstelle zwischen Mannschaft und Gästen. Auf der „Seven Seas“ ist er sogar weit mehr als das, denn ohne ihn läuft an Bord nichts. Vom Einkauf der Lebensmittel, dem Betanken des Schiffs, der Zusammenarbeit mit der Hafenpolizei, dem zwischen Kapitän und Gästen abzustimmende Safariverlauf, der medizinischen Betreuung und Einweisung von Gästen, über die Abrechnung von Gebühren bis hin zum Briefing und der Begleitung unselbstständiger Taucher liegt alles in seiner Hand. Der Tourguide steht seinen Gästen mit Rat und Tat zur Seite. Leibeigener und Kindermädchen ist er aber freilich nicht! Sein Geschick im Umgang mit den Menschen an Bord ist aber mit entscheidend für den Erfolg jeder Safari.

Ein neuer im Team der Seven Seas

npr_shaap_ClaudeTauchguide Jonas Heeb ist Schweizer und tritt, während ich diese Zeilen im Dezember 2014 schreibe, in die großen Fußstapfen seines Vorgängers Wolfgang Müller. Der Österreicher war bei der Mannschaft sehr beliebt und hatte unter den Gästen viele Fans.Samir, sein Mitspieler, ist charmant und humorvoll zugleich. Der smarte Ägypter hat schon einige „Seven Seas“-Dienstjahre auf
dem Buckel und wird Jonas in seine neue Aufgabe einführen. Dabei geht es nicht nur darum „seinen Job zu machen“, sondern sich nahtlos in das Mannschaftsgefüge einzufügen. Die Interessen der Gäste mit den Prämissen der Mannschaft zu vereinbaren gerät manchmal zur Gratwanderung und verlangt ein geschicktes Händchen. Wer das nicht schafft, hat keinen leichten Stand auf dem Schiff und wird an Bord kaum glücklich. Ungeachtet mancher Unkenrufe ist die Seven Seas ein großer Erfolg. Taucher, die herausragenden Komfort und Service zu schätzen wussten, sorgten selbst in den zurückliegenden, schwierigen Jahren Ägyptens für passable Buchungszahlen. Dies hat Wolfgang May in seiner Arbeit bestätigt. Wir dürfen gespannt sein, was passieren wird, wenn er sich wieder einmal zur Ruhe setzen will …

Tauchen in Ägypten mit der Seven Seas 

Länge: 41 Meter
Breite: 8,5 Meter
Kabinen: 8 auf dem Unterdeck
Suiten: 4 auf dem Oberdeck
Sonnendecks & Lounge:
rund 100 Quadratmeter
Dining Room: circa 60
Quadratmeter
Salon mit Bar: rund 100
Quadratmeter
Leihausrüstung: An Bord
kann Mares-Equipment geliehen
und getestet werden
www.seven-seas-sports.com

Ambiente und Routen der Seven Seas

Mit schickemnpr_Small_brother_SWoft_Corals0002 Design, bester Ausstattung, großzügigem Raumangebot und tollem Service bedient die „Seven Seas“ ein Tauchsafari-Konzept, das sich an ein Publikum mit hohem Komfort- und Serviceanspruch richtet. Der große Salon mit den kleinen Clubtischen fungiert quasi als Wohnzimmer. Blickfang in der Raummitte ist die schicke Bar. Alle Kabinen sind mit Flachbildschirm, DVD-Player (große Filmauswahl an Bord), Aircondition, Mini-Bar und Safe ausgestattet. Äußerst angenehm sind auch die großen Badezimmer (Foto rechts). Das ebenfalls großzügig angelegte Tauchdeck ist unter anderem mit Edelstahlhängern für die Tauchanzüge, mehreren Ladestationen und zwei Spülbecken sowie zwei Toiletten und Duschen ausgestattet. Lieblingsort vieler Gäste ist die windgeschütze Lounge über dem Tauchdeck, die eine kleine Bar und gemütliche Bänke besitzt. Die „Seven Seas“ fährt ab Ras Ghalib bei Marsa Alam beziehungsweise von Hurghada aus. Auf dem Programm stehen im Norden Ras Mohammed, Jackfish Alley, Sheikh Rock sowie viele Wracks. Im Süden werden die Brother Islands, Elphinstone, Rocky Islands, Daedalus-, St.-Johns-Riffe und Zabargad angefahren. Getaucht wird entweder von der Plattform oder von den beiden Schlauchbooten aus. Nitrox ist inklusive. Jeder Taucher wird während des Aufenthalts kostenlos mit dem „Enos“-Ortungssystem ausgestattet.

Buchung

7 Nächte Tauchkreuzfahrt (Nordtour mit Ras Mohammed) kosten inklusive Flug mit SunExpress ab Frankfurt, Vollpension, Transfer, Visum und Tauchen ab 1298 Euro pro Person. Info: Orca, Tel. 08031/188 50, www.orca.de

Weitere Veranstalter: www.actionsport.de, www.aquaactive.de, www.belugareisen.de, www.manta.ch, www.nautilus-tauchreisen.de, www.sam-reisen.de, www.sub-aqua.de, www.tauchenweltweit.de, www.tourmare.de, www.wirodive.de


Diese Story ist ursprünglich erschienen in TAUCHEN 02/2015 unter dem Titel „Kreuzfahrt mit Klasse“.