Interviews

Tauchlegende Rodney Fox

Rodney Fox überlebte nur knapp einen Weißen-Hai-Angriff. Trotzdem ließen ihn die großen Haie nicht mehr los. Er erfand das Käfigtauchen mit Weißen Haien und gründete eine Foundation. Das ganze Interview aus der November-Ausgabe mit der Tauchlegende Rodney Fox lesen Sie hier:

Können Sie uns von Ihrer ersten Hai-Begegnung erzählen?

1963 war ich amtierender Harpunen-Meister in Süd-Australien. Ich war 21 Jahre alt und ein Jahr später wollte ich meinen Titel bei einem Wettkampf verteidigen. Ich schwamm so etwa drei bis vier Stunden umher. Leider ohne großen Erfolg, deshalb dachte ich, ich muss weiter raus schwimmen und tiefer tauchen, um an die wirklich dicken Fische zu kommen. Als ich gerade unter Wasser war und mich auf einen Abschuß konzentriere, rammte mich etwas mit der Kraft eines Zuges in meine Brust. Meine Harpune fiel aus der Hand, meine Maske rutschte weg und etwas schob mich mit unglaublicher Geswchwindigkeit durchs Wasser.

Ich dachte wirklich zu beginn an einen Zug, bis sich die Gedanken ordneten und ich realisierte, dass ich unter Wasser bin und es wohl eher ein großer Hai war. Ich schlug so hart wie ich konnte auf das Gesicht und die Augen des Tieres, weil ich mir dachte, dies sei wohl die empfindlichste Stelle an ihm. Es schien als ob er mich loslassen würde, ich fiel aus seinem Maul und versuchte instinktiv den Hai wegzuschubsen. Dabei geriet meine Hand direkt in sein Maul, ratsche über die Zähne. Kurz bevor der Hai sein Maul schliessen konnte, zog ich meinen Arm heraus. Er mußte später mit 94 Stichen genäht werden. Nur ein Finger blieb danach beweglich.

Bervor er mich wieder beissen konnte, schlug ich meine Arme um seinen Bauch, sodass er mich nicht mit seinem Maul erreichen konnte. Dann erst begriff ich, das ich mich in etwa zehn Meter Tiefe befand, immer noch die Luft anhielt und kurz davor war zu ertrinken. Also stiess ich mich vom Hai ab und und tauchte so schnell ich konnte zur Oberfläche. Nur ein kurzer aber tiefer Atemzug, dann sofort der Blick nacht unten – das Bild, das ich sah, war wirklich angsteinflößend: Durch das vom Blut rot gefärbte Wasser tauchte der große Kopf des Weißen Hais auf. Mit weit geöffnetem Maul kam er direkt von unten auf mich zu geschwommen. Ich machte mich bereit, so heftig wie ich nur konnte mit dem Fuß gegen seinen Kopf zu treten, als plötzlich ein Wunder geschah: Er biss nicht in mich hinein, sondern in einen schwimmenden Tank, den wir damals hinter uns herzogen.

Achtung: In dem Video gibt es blutige Szenen

Wie war die Reaktion der Menschen nach dem Unfall?

Wenn man von einem Hai angegriffen wird, wird man automatisch zu einer öffentlichen Person. Die Medien drehten durch! Ich bekam so viele Genesungsünsche, Blumen und Schokolade von Menschen, die ich gar nicht kannte. Mir war der ganze Trubel zu viel. Ich begriff, das die Angst vor dem Hai wirklich in sehr vielen Menschen akut war. So viele Menschen haben aufgrund meines Haiunfalls mit dem Tauchen oder dem Wassersport aufgehört, deshalb hatte ich ein echt schlechtes Gewissen. Ich fuhr dann mit dem UW-Filmer Ron Taylor raus aufs Meer um Haie zu filmen, und wir erkannten, dass es sich nicht um blutrünstige Monster handelte.

Fox hat das Käfigtauchen mit Weißen Haien erfunden (N. Robertson Brown).
Fox hat das Käfigtauchen mit Weißen Haien erfunden (N. Robertson Brown).

Sie haben das Hai-Käfigtauchen quasi erfunden. Wie kam es dazu?

Meine Frau und ich waren im Zoo und beobachteten Löwen und Tiger hinter Gitter. Dabei kam mir der Gedanke: Vielleicht kann man Haie auch aus einem Käfig heraus beobachten. Etwa 1965 organisierte ich dann eine Expedition mit zwei andere Haiunfallopfern, um die Weißen Haie aus der Nähe, aber sicher zu beobachten. Die Tiere waren mehr an den Fischködern interessiert, als an uns.

Als ich da im Wasser war mit den großen Tieren, wurde mir bewusst, dass ich kein Versicherungsvertreter mehr sein wollte. Also kündigte ich meinen Job, fing an Abalone-Muscheln zu sammeln und Weiß-Hai-Trips anzubieten. Dann kam dieser unglaubliche Anruf aus Hollywood, ob ich dem Film-Team bei den Hai-Aufnahmen zum Film „Der Weiße Hai“ helfen könnte. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir keine Ahnung, dass dieser Film dem Hai so ein schlechtes Image verleihen würde. Die Film-Crew besuchte mich in Port Lincoln, wo ich lebte. Dabei war auch einer der Drehbuchautoren Carl Gottlieb. Sie gaben mir ihr Storybook und zeigten mir welche Aufnahmen sie brauchten. Wir filmte in den nächsten tagen die Weißen Haie von rechts, von links, von oben von unten.

War Ihnen bewusst, als Sie bei dem Kinofilm „Der Weiße Hai“ assistierten, dass dieser Film den Tiere so ein schlechtes Image geben würde?

Nein, niemals. Ich arbeitete daran Käfige zu entwickeln, damit ich die Weiße Haien ungestört unter Wasser beobachten und studieren kann. Als Hollywood mich fragte bei dem Spielfilm mitzuarbeiten, sah ich das als Chance meine Untersuchungen voranzutreiben. Es sah überhaupt nicht danach aus, dass dieser Film solch eine Angst vor dem Hai auslösen würde. Heutzutage wissen alle, die an den Tieren forschen, dass diese Furcht völlig unbegründet ist.

Wie ist Ihre Reaktion auf Menschen, die sagen, dass Ihre Hai-Trips ein für Menschen gefährliches Verhalten bei den Tieren auslösen?

Erst einmal würde ich diese Person darüber aufklären, dass diese Trips, wie Sie sie nennen, Expeditionen sind. Sie wurden ins Leben gerufen, um unwissenden Menschen über die Weißen Haie aufzuklären und ihnen die Möglichkeit zu geben, einen Einblick in das Verhalten und Leben der Tiere zu bekommen. Sie sollen ihre Schönheit erkennen. Natürlich sind die Gäste auch auf der Suche nach dem besonderen Thrill, wenn sie in die Käfige steigen, aber es verstärkt auch ihre Wertschätzung den Tieren gegenüber.

Werden die Haie auch angefüttert?

Ohne Futter im Wasser, gibt es für die Gäste keine Haie zu sehen. Wir füttern in dem Sinne auch nicht, sondern locken sie mit einem konstanten Fischblutstrom ans Boot. Manchmal benutzen wir auch große Fischköder an Haken, um die Tiere vor die Käfige zu locken. Es kommt nur selten vor, das die Haie den Köder auch wirklich zu fassen bekommen. Wir grenzen uns sehr von den Firmen ab, die die Tiere tatsächlich unter Wasser mit Fischködern füttern.

Die Rodney Fox Foundation fördert und unterstützt wissenschaftliche Untersuchungen über Weiße Haie.
Die Rodney Fox Foundation fördert und unterstützt wissenschaftliche Untersuchungen über Weiße Haie.

Was genau macht die Rodney Fox Foundation, die 2001 gegründet wurde?

Die meisten Menschen sehen im Weißen Hai einen bösen Killer. Sein Name steht auf einer Stufe mit dem Begriff Teufel. Auf der anderen Seite haben wir immer mehr Menschen, die in Australien auf die Straße gehen und für den Weißen Hai kämpfen. Ich glaube die Stimmung verändert sich. Als wir die Foundation gründeten, war es eine Hilfe um die Kosten der Untersuchungen und den Imagewandel des Weißen Hais zu finanzieren. Das Geld fließt heutzutage in viele verschiedene wissenschaftliche Projekte.

Weiterführende Links: www.rodneyfox.com.au