Das Wasser und ich – das war keine Liebe auf den ersten Blick
Der in der Nähe von Mailand aufgewachsene Umberto Pelizzari ist weltweit bekannt und der Sunnyboy unter den Freitauchern. Der sympathische Italiener, der dieses Jahr 50 wird und drei Kinder hat, ist bei allen Erfolgen in seiner Sportart und trotz der internationalen Popularität durch den IMAX-Film „Ocean Men“ einer von uns geblieben: Am liebsten ist er mit Tauchern zusammen und unter Wasser. Mit Flaschen auf dem Rücken ist er aber nur selten zu sehen, wie er TAUCHEN-Reporter Frank Schneider verriet.
Sind deine Söhne auch schon Apnoe-Fans?
(Schmunzelt). Nein, irgendwie haben die es nicht so mit dem Wasser. Die drei Jungs toben sich lieber an Land aus.
Vielleicht kommt das ja noch. Wie war das denn bei dir?
Das Wasser und ich – das war auch keine Liebe auf den ersten Blick. Als Kind hatte ich Angst davor. Ich hab sogar geheult, wenn ich unter die Dusche sollte. Deswegen hat mich meine Mutter zum Schwimmkurs angemeldet.
Hast du zuerst Schwimmen oder das Luftanhalten gelernt?
Mit sechs habe ich an Schwimmwettbewerben teilgenommen. Das Freitauchen kam erst später.
Wie hast du denn vom Leistungsschwimmen zum Apnoetauchen gefunden?
Während der zehn Jahre Wettbewerbsschwimmen habe ich natürlich mitbekommen, dass es so was gibt. Als mir das Schwimmen mit 17 zu langweilig wurde, habe ich umgesattelt.
Wie hast du es damals gelernt? Kursangebote wie heute gab es doch nicht.
Ich hatte keine Ahnung, wie es geht. Also habe ich Briefe an Jacques Mayol und Enzo Maiorca – die ersten wirklichen und damals einzigen Apnoe-Helden – geschrieben. Allerdings haben die nie geantwortet.
Das hat dich aber nicht aus der Bahn geworfen.
Nein. Ich wollte das unbedingt und hab mich daher einfach selbst darum gekümmert. Zunächst habe ich Kontakt zum Yoga-Lehrer von Mayol aufgenommen und von ihm viel über Selbstkontrolle gelernt. Da war mir klar, ich will weitermachen. Als wir uns Jahre später kennenlernten, habe ich Enzo Maiorca das mit meinen Briefen erzählt und wir haben darüber gelacht.
Wann war dein erster Wettkampf?
1988. Es ging nicht um Tiefe, sondern statisches Tauchen. Ich hab’ mit fünf Minuten und 33 Sekunden meinen ersten Weltrekord aufgestellt. Das Tieftauchen hab’ ich 1990 begonnen. Während meiner Militärzeit auf Elba hatte ich das Sicherheitsteam von Mayol kennengelernt. Noch im selben Jahr habe ich Pipin (Anm. d. Red.: Francisco „Pipin“ Ferreras aus Kuba; er ist der zweite Protagonist des Films „Ocean Men“) mit 65 Meter Tiefe in der Disziplin „Konstantes Gewicht“, also nur mit Flossenkraft runter und wieder rauf, geschlagen.
Gibt es einen Tieftauchgang in deiner Laufbahn, an den du dich besonders erinnerst?
Ich habe in elf Jahren 16 verschiedene Rekorde aufgestellt. Jeder Rekord bringt Opfer und Entbehrungen mit sich. Aber der erste Tieftauchrekord war sehr besonders: Pipin war schon eine Legende und ich ein Niemand.
Warum hast du mit den Wettbewerben aufgehört?
Nach 17 Jahren intensivem Hochleistungssport war es Zeit, etwas anderes zu machen. In Italien sagen wir „Jede gute Geschichte hat einen Anfang und ein Ende“. Nach der Zeit der Wettbewerbe wollte ich einfach die Welt entdecken.
Gehst du im Urlaub tauchen?
Auch. Und am liebsten aber ohne Flaschen auf dem Rücken!