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Die Rettung der Meere? Forscher entdecken Plastik-fressende Bakterien im Plastikmüll

Plastikmüll ist eine Katastrophe für die Meere.
Plastik hat den Ruf, nahezu unabbaubar zu sein und sich nur ziemlich langsam bis gar nicht zu zersetzen. Jetzt haben Forscher ein Bakterium entdeckt, dass sich praktisch von Plastik ernährt und somit den Stoff zersetzt. Plastik konnte bisher nur von ganz wenigen Pilzarten zersetzt werden, nicht aber von Bakterien, so die japanischen Forscher in der Fachzeitschrift „Science“.

PET wird von Bakterien zersetzt

Ideonella sakaiensis 201-F6 heißt das Plastik-verspeisende Bakterium. Der kleine Einzeller hat sich auf den Stoff Polyethylenterephthalat spezialisiert, den man auch als PET kennt und aus dem viele Getränkeflaschen bestehen. Es verwendet zwei Enzyme, um den PET-Stoff in zwei andere, unschädliche Stoffe zu zersetzen. Daraus nährt sich die Hoffnung, dass das Bakterium in der Lage ist, mit PET belastete Flächen und Gewässer zu säubern. Aber nicht nur PET, sondern diverse Substanzen, die Erdöl enthalten, könnten von dem Bakterium recycelt werden, kommentiert ein deutscher Experte den Fund der japanischen Wissenschaftler.

Plastikmüll im Meer: 300 Millionen Tonnen Kunststoff werden pro Jahr produziert

Insgesamt werden weltweit pro Jahr über 300 Millionen Tonnen Kunststoff produziert. Ungefähr 56 Millionen davon entfielen in den vergangenen Jahren auf PET. Dieses Material wird für Flaschen und Verpackungen verwendet, und der geringste Teil davon wird letzten Endes wiederverwendet. Das Meiste landet in der Umwelt – beispielsweise im Meer. Plastik zersetzt sich extrem schlecht: Es dauert laut Umweltbundesamt ungefähr 450 Jahre, bis Plastik in seine Bestandteile zerfallen ist. Doch selbst das bedeutet lediglich, dass der Stoff in immer kleinere Plastikbestandteile, die dann über die Nahrung wieder zurück in den Menschen gelangen und hochgradig gefährlich sind.

Video: So schlimm ist Plastikmüll

Plastikmüll: Bakterien erzeugen umweltfreudliche Stoffe

Die gute Nachricht ist: Die Bakterien reduzieren PET in umweltfreundliche Substanzen. Die Untersuchungen der Forscher hatten gezeigt, dass nicht nur in Flüssigkeit, sondern ebenfalls direkt am Kunstoff das Bakterium enthalten war. Die Bakterienzellen hafteten auch an der Oberfläche des Kunststoffs und waren miteinander über kleine Enden verbunden. Es dauerte ungefähr 60 Wochen bei einer Außentemperatur von 30 Grad, bis die Bakterien den kompletten Film aufgefressen hatten. Um den Plastifilm abzubauen, hatten die Bakterien zwei Enzyme verwendet und den Stoff in zwei für die Umwelt ungiftige Stoffe umgebaut – Terephtalsäure und Glykol heißen die beiden Substanzen. Beide Stoffe seien ungefährlich für die Natur, so die japanischen Forscher.

So gut die Nachricht auch erstmal klingt, die Bakterien sind noch nicht die Lösung für die Plastikvermüllung der Meere: «Der Abbauprozess ist relativ langsam», erklärt der deutsche Forscher Uwe Bornscheuer von der Universität Greifswald in einem Kommentar zu der japanischen Studie. Besonders interessant sei die Entdeckung jedoch im Hinblick auf das Recycling von PET:

«Wenn die Terephthalsäure isoliert und wiederverwertet werden könnte, würde das erhebliche Einsparungen bedeuten bei der Produktion neuer Polymere ohne Erdöl-basierte Ausgangsmaterialien.» Außerdem wäre es möglich, die Bakterien gezielt einzusetzen, um Plastik aus der Umwelt zu entsorgen. Ein neuer Ansatz für die Bekämpfung des Plastikmülls in den Meeren ist jedenfalls jetzt gefunden.