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Natürliche Klimaanlage schützt Korallen vor Bleiche

Weltweit kommt es immer wieder zu starken Korallenbleichen, vor allem aufgrund der Meereserwärmung. Die geisterhafte Blässe kann ganze Korallenriffe befallen. In vielen Fällen können sich die betroffenen Korallen nicht mehr oder nur teilweise davon erholen. Am Bremer Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie (ZMT) gehen Riffökologen der Frage nach, unter welchen Bedingungen Korallen dem Phänomen der Korallenbleiche trotzen können. An der Karibikküste Kolumbiens fanden sie eine Kombination von Umweltfaktoren, die diese Meeresregion zu einem natürlichen Refugium für Korallen macht.

In einer Bucht des Tayrona National Park, einem Meeresschutzgebiet im Norden Kolumbiens, untersuchten die Ökologin Elisa Bayraktarov und ihre Kollegen über zweieinhalb Jahre Umweltbedingungen, Bleichereignisse und Erholungsprozesse der Riffkorallen. In diesem Zeitraum führte das Klimaphänomen El Niño, bei dem sich das Meerwasser stark erwärmt, vor der Küste Kolumbiens zweimal zu Korallenbleichen. Die Ergebnisse Ihrer Forschung sind nun online in der Public Library of Science (PLOS) erschienen.

Ein saisonaler Auftrieb schafft im Tayrona National Park besondere Umweltbedingungen. Von Dezember bis April treiben ablandige Passatwinde das Oberflächenwasser von der Küste fort. Kaltes, nährstoffreiches Wasser aus den Tiefen des Meeres dringt dann nach oben. Der Unterschied ist gewaltig, bis zu 10 Grad kühler kann das Wasser hier im Vergleich zu anderen Küstenabschnitten werden. Der Auftrieb setzt in der trockenen, heißen Jahreszeit ein, also genau dann, wenn die Wassertemperatur am höchsten ist.

„Die kühlen Wassermassen wirken wie eine natürliche Klimaanlage für die Korallen“, beschreibt Elisa Bayraktarov das Phänomen. „Sie konnten während der El Niño Ereignisse die Temperatur zum Teil ausgleichen.“ In der Tat fanden sich in der Bucht bis zu neunmal weniger geblichene Korallen, als in anderen benachbarten Küstenabschnitten ohne Auftrieb, wo an die 70 Prozent der Korallen betroffen waren.

Eine weitere Entdeckung überraschte die Forscher besonders. Bayraktarov und ihre Kollegen untersuchten zwei gegenüberliegende Seiten der Bucht: die windzugewandte war starken Wasserströmungen ausgesetzt, die andere davor geschützt – beide wiesen jedoch die gleiche Temperatur auf. Das Team konnte feststellen, dass die Korallen an der geschützten Seite viel stärker von der Bleiche betroffen waren und sich auch deutlich schlechter regenerieren konnten.

„Wir vermuten, dass die Korallen durch die Wasserbewegung besser mit Nährstoffen versorgt werden. Schädliche Sauerstoffradikale, die durch die Meereserwärmung entstehen, könnten effektiver abtransportiert werden“, erklärt Bayraktarov. Sie betont auch den Wert derartiger Auftriebsgebiete für die empfindlichen Korallen: „Diese Rückzugsorte werden immer wichtiger, je mehr die globale Klimaerwärmung fortschreitet. Vielleicht wird es in 50 Jahren nur noch Korallen in solchen natürlichen Refugien geben. Deswegen sollten diese Gebiete eine Umweltschutzpriorität haben.“ Vor allem lokale Verschmutzungen durch nährstoffbelastetes Wasser, gelte es im Tayrona National Park zu vermeiden.

Bereits jetzt wird die Bucht einer besonderen Nutzung zugeführt: Kolumbianische Projektpartner haben hier eine Korallenaufzuchtsfarm errichtet. Dort werden Baby-Korallen von Arten aufgezogen, die in der Karibik nahezu ausgestorben sind, wie zum Beispiel die Elchgeweihkoralle. Die Studie von Elisa Bayraktarov und ihren Kollegen zeigt, dass sie im Tayrona Nationalpark die besten Überlebenschancen haben.

Weitere Infos findet ihr auf www.zmt-bremen.de.