Schuppen geben Auskunft
„Bisherige genetische Studien waren darauf ausgerichtet, Verwandtschaftsverhältnisse von Quastenflossern zu Lungenfischen und Landwirbeltieren aufzudecken“, erklärt Dr. Kathrin Lampert, Biologin an der Ruhr-Universität Bochum. „Es wurde davon ausgegangen, dass sich die bekannten Populationen vor der Küste Süd- und Ostafrikas seit Jahrtausenden nicht mehr weiterentwickelt haben.“ Um die genetische Vielfalt der Quastenflosser genauer zu untersuchen, sammelten die Biologen an verschiedenen Orten Gewebeproben von möglichst vielen lebenden und toten Exemplaren. Dafür konstruierte „JAGO“-Pilot Jürgen Schauer vom Geomar in Kiel eine Vorrichtung für den Greifarm des Tauchboots. So konnten die Forscher auf ihren Tauchgängen einzelnen Tieren aus einem Meter Entfernung vorsichtig Schuppen entnehmen. „Die großen Schuppen lösen sich sehr leicht aus ihren Hauttaschen. Schon eine geringe Gewebe-Menge reicht aus, um daraus DNA für genetische Untersuchungen zu isolieren“, so die Biologin Karen Hissmann, die am Geomar die Einsätze des Tauchboots koordiniert.
Privilegierte Forscher
Die bis zu 1,80 Meter langen altertümlichen Fische reagierten erstaunlich gelassen, erinnert sich Schauer. „Die Schuppen wachsen wieder nach. Wir können die Tiere anhand ihres Fleckenmusters unterscheiden und haben bei späteren Tauchgängen gesehen, dass sie keinen Schaden genommen haben.“ Auch nach vielen Begegnungen löst der „Dino der Meere“ immer noch eine große Begeisterung bei den beiden Geomar-Mitarbeitern aus. „Es gibt nur wenige Menschen, die bisher das Privileg hatten, lebende Quastenflosser zu beobachten. Einige Exemplare kennen wir nun schon seit mehr als 20 Jahren. Wahrscheinlich werden sie uralt“, schätzt Schauer. „Anhand der genetischen Untersuchung an 71 erwachsenen Tieren konnten wir belegen, dass die genetische Diversität unter den ostafrikanischen Quastenflossern zwar generell gering ist“, so die Biologin Lampert. „Aber es fanden sich auch Unterschiede“. Die Forscher vermuten, dass die ostafrikanischen Quastenflosser ursprünglich von den Komoren kamen, wo auch heute noch die größte bekannte Population lebt. „Es haben sich dort aber zwei genetisch unterscheidbare Gruppen gebildet. So konnten wir zeigen, dass sich Quastenflosser trotz ihrer langsamen Evolutionsrate immer noch weiterentwickeln“, erklärt Lampert. Dies belegt nicht nur, dass der Quastenflosser kein passives Relikt aus längst vergangenen Zeiten ist. „Wir vermuten auch, dass er sich sogar potenziell an neue Umweltbedingungen anpassen könnte.“ Weitere Infos findet ihr auf www.geomar.de