Wohl eines der Highlights des Sees: Die Tauchplätze können auch mit U-Boot „Kreidesee-Eurosub“ erkundet werden, in dem Gäste ab zehn Jahren mitfahren können. Auch Flugzeuge hat es im See schon gegeben, die von UW-Sportlern erkundet werden konnten. Vor kurzem wurde im See nach längerer Vorbereitungszeit nun eine neue Anlaufstelle für Taucher versenkt: eine Piper Aerostar 601.
Wie kommt man auf die Idee, ein Flugzeug zu versenken?
Bei der nun versenkten Piper Aerostar 601 handelt es sich nicht um das erste Flugzeug, das in den Fluten des Kreidesees versenkt wurde. Bereits zur hatte es eine kleine Maschine gegeben. Die Besonderheit dieser vorigen, quietschgelben Maschine war, dass sie dem Astronauten Alan Shepard gehörte, bevor sie in den Kreidesee gelangte und zu einem Anziehungspunkt für viele Taucher wurde. Nun folgt die Piper.
Die Idee hinter der Versenkung eines Flugzeugs im See, das dann zur Attraktion für Taucher wird, liegt auf der Hand: „Beim Tauchen ist es möglich, den dreidimensionalen Raum zu erleben. Es war daher damals naheliegend, ein Tauchobjekt im Wasser freischwebend zu verankern, so dass die Taucher ein Flugzeug ebenfalls dreidimensional im Wasser erleben können. Dies ist sonst nirgends möglich“, erklärt Holger Schmoldt von der Tauchbasis Kreidesee. „Beim Kauf war lediglich die Größe entscheidend. Am liebsten wäre mir aber ein richtiger Passagierjet gewesen, aber die sind unbezahlbar! Naja, in 10 Jahren muß dieses Flugzeug wahrscheinlich auch wieder erneuert werden. Ich habe das Flugzeug im Internet gefunden. Es stand in München als Blickfang für eine Firma“, so Schmoldt.
Intensive Vorbereitung vor der Versenkung
Die Piper von München aus nach Hemmoor zu bekommen, war eine große logistische Leistung. Das Flugzeug musste auf einen Schwertransport verladen werden. Dann ging es über die Autobahn nach Hemmoor. Anschließend fing die Arbeit erst richtig an: Der Flieger sei in fast zweijähriger Arbeit gereinigt und wieder zusammengesetzt worden, so Schmoldt. „Leider waren sehr viele Hydraulikleitungen nicht zugänglich, so dass wir den Flieger mit der Flex öffnen mussten. Anschließend haben wir die Hülle wieder zugenietet. Nebenbei wurde alles extrem gründlich gereinigt, da teilweise noch Hydrauliköl in den Leitungen war. Der Landkreis als Genehmigungsbehörde hat das Flugzeug aber vor der Versenkung abgenommen und das O.K. gegeben!“ betont der Tauchbasis-Betreiber. Anschließend konnte die Piper in einer spektakulären Aktion versenkt werden.
Endgültige Parkposition im Kreidesee erreicht
Nachdem die Vorbereitungen zu Ende waren, konnte der Flieger, der standesgemäß auf den Namen „Hemmoor“ getauft wurde, vor einigen Tagen in einer spektakulären Aktion versenkt werden. Dazu hat Tauchbasis-Chef Holger Schmoldt die Piper Aerostar 601P persönlich mit dem Auto zum See gezogen. Anschließend wurde die Maschine mit einem riesigen Kran zum Tauchplatz E0 gehievt. Dort wurde sie wie einst das gelbe Flugzeug freischwebend verankert im flachen Wasser bei ungefähr elf Metern verankert. Die gelbe Maschine des Astronauten Alan Shepard liegt übrigens auch noch im See: Sie befindet sich knapp jenseits der 50-Meter-Marke und kann von technischen Tauchern – oder dem U-Boot – angesteuert werden.
In Zukunft vielleicht ein Frachtschiff versenken
Tauchbasis-Betreiber Holger Schmoldt hat für die Taucher, die den Flieger zukünftig entdecken wollen, noch ein kleines Extra-Schmankerl mit eingebaut: „Kurz vor der Versenkung haben wir noch zwei Skelette mit Pilotenuniform und zwei gelbe Atomfässer reingestellt. So können die Taucher zusätzlich noch ihrer Fantasie freien Lauf lassen“, so Schmoldt. „Die Taucher wollen nicht nur tauchen, sondern dabei etwas entdecken und Objekte erforschen. Je ausgefallener diese Objekte sind, desto spannender wird der Tauchgang. Etwas auf den Grund stellen ist ja einfach, aber freischwebend ist schon sehr ungewöhnlich. Ich kenne keine Tauchbasis, die etwas Derartiges bietet!“
Die Tauchbasis am Kreidesee fällt auch nicht zum ersten Mal durch ungewöhnliche Versenkungen von Tauchobjekten auf. Zum Beispiel wurde vor einigen Jahren ein nagelneuer LKW versenkt und auf der Brücke des Rüttlers in etwa 18 Metern Tiefe abgestellt. „Das war auch so ein Ding, wo mich alle für Bekloppt gehalten haben, aber Schrott versenken kann ja jeder!“ berichtet Schmoldt. Zukünftig wolle er erstmal alte Objekte wieder aus dem Kreidesee herausholen, damit es nicht zu voll wird und um Platz für Neues zu schaffen. Ein seltenes oder teures Auto könnte er sich vorstellen oder gar ein großes Frachtschiff, das zerlegt nach Hemmoor gebracht wird und vor Ort wieder zusammengesetzt wird.
Genaue Details und weitere spannende Ideen sollen aber noch geheim bleiben, damit die Mitbewerber der kreativen Tauchbasis nicht zuvor kommen. Bis diese umgesetzt werden, können sich die Taucher erst einmal an der neuen Piper Aerostar 601P austoben und auf Entdeckungstour gehen.