Gegen 18 Uhr sind wir am Sonntag von den Similan Islands Richtung Phuket gestartet, wobei sich zum späteren Abend hin plötzlich das Wetter verschlechterte, was aber nichts Ungewöhnliches in dieser Gegend ist, eben ein tropischer Regenschauer. Gegen halb elf werden meine Partnerin und ich vom Regen geweckt. Es regnete in die Kabine, da wir das Fenster offen gelassen hatten. Wir schlossen es, doch nach kurzer Zeit mussten wir noch einmal „nachbessern“: Durch den stärker werdenden Wind wurde das Wasser durch die kleinen Spalten am Fensterrahmen gedrückt. Wir dichteten das Fenster ab.
Plötzlich legte sich das Schiff überraschend ein Stück auf die Steuerbordseite – und wenig später nahm die Schlagseite in rasendem Tempo Stück für Stück zu. Die Möbel rissen heraus, alles wirbelte durcheinander – das Kabinenfenster lag nun auf einmal über unseren Köpfen! Geistesgegenwärtig konnten wir noch unsere Schwimmwesten anziehen und irgendwie die Kabine durch das Fenster verlassen – zu dem Zeitpunkt stand das Wasser bereits hüfthoch in der Kabine! Draußen, also oben auf dem Schiff, hielten wir uns noch kurz an der Reling fest und konnten einen Fender erwischen. Die „Dive Asia I“ sank, und wir hingen mit sieben, acht Personen an dem Fender. Es war nur der Zeitraum einer Minute, innerhalb derer das Schiff zur Seite kippte und versank!
Nach kurzer Zeit kamen die Rettungsinseln automatisch hoch. Was hatten wir für ein Glück, dass die „Dive Asia I“ mit diesen Inseln ausgestattet war! Meines Wissens sind sie in Thailand nicht vorgeschrieben! Wir waren dann mit 19 Personen in den beiden Inseln und haben diese miteinander vertäut. Elf Personen wurden noch vermisst. Größtenteils Personen, die auf der Steuerbordseite ihre Kabinen hatten. Wir wissen nur von zwei Gästen, die es geschafft haben, ihre auf der Backbordseite liegende Kabine zu verlassen: Auch sie verließen das Schiff durch eines der Kabinenfenster auf der Steuerbordseite.
Das Wetter beruhigte sich etwas und wir konnten in einiger Entfernung ein Blinklicht eines Rettungsrings sehen. Einer der Guides sprang von der Rettungsinsel ins Wasser und schwamm dorthin ohne an seine weitere Absicherung zu denken. Durch seinen Einsatz hat er weitere vier Überlebende gefunden und zu den Rettungsinseln gebracht. Nun waren wir 23 Personen in zwei Inseln.
Die Suche von Dive Asia am nächsten Tag verlief nach unserer Einschätzung vorbildlich. Die Polizei, das Militär, Fischerboote und die umliegenden Tauchbasen beteiligten sich an der Suche – Dive Asia hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, um uns schnellstmöglich zu finden.
Wir trieben am Morgen rund 30 Kilometer vor der Küste und konnten diese sehen! Schwimmend und paddelnd versuchten wir, die Inseln Richtung Küste zu bewegen. Wir hatten kein Trinkwasser, keine weitere Verpflegung und waren der Sonne und der Wassertemperatur schutzlos ausgeliefert. Mit einem Signalspiegel und dem Einsatz von Signal- und Rauchraketen gelang es uns, ein Fischerboot, das wir in einiger Entfernung entdeckt hatten, auf uns aufmerksam zu machen und wurden gerettet! Bis dahin haben wir rund 18 Stunden in den Rettungsinseln verbracht.
Ein großer Dank geht an die Mitarbeiter von Dive Asia! Auch über ihren Rettungseinsatz hinaus haben sich alle Mitarbeiter vorbildlich um uns gekümmert. Wir bekamen Kleidung, Geld, man organisierte unsere Ausreise, obwohl unsere Papiere nicht mehr existierten, und auch die Fluglinien setzten sich sehr für unsere zügige Rückreise ein. Unser Mitgefühl gehört den Angehörigen der Vermissten!
Der aktuelle Stand: Zwei Personen werden noch vermisst!
Der in unserer gestrigen News zum Untergang der „Dive Asia I“ genannte Notruf, der außerdem auf vielen Seiten im Internet beschrieben wird, hat indes nicht stattgefunden. Dies bestätigte uns auch Jürgen Schenker, der Miteigentümer von Dive Asia ist. „Für einen Notruf gab es gar keine Zeit mehr“, sagte er uns. So war der Grund für den Untergang auch keine hohe Welle, wie man inzwischen weiß, sondern eine Windhose, in die das Schiff geraten war – zehn Minuten vor dem Untergang sprachen die Gäste noch von einem schönen Abend bei ruhiger See! Der Kapitän des Schiffs einer der Überlebenden – fährt seit gut 40 Jahren zur See und seit rund 15 Jahren für Dive Asia und sagt selber, dass er so etwas noch nie erlebt hat.
Der Untergang der „Dive Asia I“ ist ein großes Unglück. Wie Dive Asia mitteilt, konnte inzwischen eine Person tot geborgen werden, vier Tote werden morgen aus dem Wrack geborgen werden dabei wird es sich wahrscheinlich um zwei Österreicher und zwei Schweizer handeln. Es bleiben zwei Gäste vermisst: ein Japaner und ein Thailänder. Den in unserer gestrigen Meldung genannten vermissten Deutschen gibt es, wie sich inzwischen herausgestellt hat, nicht. Bei dieser Person handelt es sich um einen Österreicher.