Ein Team von Wissenschaftlern kam auf die ungewöhnliche Idee, Unterwassergeräusche entlang geschädigter Bereiche des australischen Great Barrier Reefs abzuspielen, die die üblichen Geräusche eines gesunden, aktiven Riffs reproduzieren. Dabei stellten sie fest, dass die Fische von der Musik angezogen wurden und eher bereit waren, dort zu bleiben.
Korallenriffe sind laute Orte
Dr. Stephen Simpson, ein Forscher an der Universität von Exeter, Großbritannien und einer der Autoren der Studie, sagte in einer Pressemitteilung, dass „Korallenriffe bemerkenswert laute Orte sind – das Knistern von Garnelen und Fischen bildet eine schillernde biologische Geräuschkulisse„.
Dies sind die Geräusche zu denen junge Fische angezogen werden. Aber wenn ein Riff erst einmal abgestorben ist, klingt es weniger attraktiv für die Jungfische. Die lassen sich dann an einem anderen Ort nieder, wodurch der weitere Abbau des Riffs beschleunigt wird.
schwere Korallenbleichen
Die Wissenschaftler führten ihr Experiment im Lizard Island Research Center im nördlichen Bereich des Great Barrier Reef durch. Vor der Studie (die Ende 2017 stattfand) waren in diesem Gebiet schwere Korallenbleichen aufgetreten. Dabei starben ca. 60% der Korallen.
Die Riffe erhielten eine von drei experimentellen Behandlungen. Sie hatten entweder:
- keinen Lautsprecher
- einen Dummy-Lautsprecher (zur Kontrolle visueller Hinweise, die das Verhalten der Fische beeinflussen könnten)
- oder einen echten Lautsprecher, der Riffgeräusche wiedergab.
Die Wiedergabe erfolgte an 40 aufeinanderfolgenden Tagen, immer zur Nachtzeit.
Erstaunliche Ergebnisse der Studie
Am Ende der Versuchsperiode stellten die Forscher fest, dass akustisch angereicherte Riffe Fische schneller angezogen hatten als nicht angereicherte Riffe.
Aus der Studie: „Nach 40 Tagen gab es doppelt so viele junge Riffbarsche auf akustisch angereicherten Riffe, als in beiden Kategorien akustisch unmanipulierter Riffe. Ohne signifikanten Unterschied zwischen den beiden Kontrollbehandlungen“. Auch die Biodiversität nahm um 50% zu, wobei mehr als nur Riffbarsche vom Schall angezogen wurden.
Erholung wird durch Fische unterstützt
Während die Anwesenheit von Fischen allein die Gesundheit eines Korallenriffs nicht wiederherstellen kann, erklärte Studienautor Dr. Mark Meekan, dass „die Erholung durch Fische unterstützt wird, die das Riff reinigen und Raum für das Nachwachsen der Korallen schaffen„. Die akustische Anreicherung könnte „einen ‚Schneeballeffekt‘ begünstigen, bei dem Fische positiv auf andere Gruppen von Fischen reagieren, wodurch die Besiedlung weiter zunimmt“.
Riffe benötigen jede Hilfe!
Die Forscher hoffen, dass diese Entdeckung zu den Bemühungen um die Wiederherstellung der Riffe beitragen kann, denn zu diesem Zeitpunkt benötigen die Riffe alle Hilfe, die sie bekommen können. Die vollständige Studie kannst du hier lesen. Veröffentlicht wurde sie in der Zeitschrift „Nature Communications“.