Der WWF fordert einen Fangstopp für den bedrohten Roten Thunfisch im Mittelmeer. Der Bestand des beliebten und teuren Speisefischs, der vor allem in japanischen, europäischen und US-amerikanischen Edelrestaurants angeboten wird, steht vor dem Kollaps. „Nach Jahren rücksichtsloser Ausbeutung ist ein Moratorium die einzige Chance, um den Roten Tun noch zu retten“, erklärte Dr. Sergi Tudela vom WWF-Mittelmeerprogramm am Rande der heute beginnenden Thunfisch-Konferenz in der marokkanischen Stadt Marrakesch. Dort tagen bis zum 24. November die 46 Vertragsstaaten der Kommission zum Schutz des Atlantischen Thunfischs (ICCAT), zu denen auch die EU zählt.
Wissenschaftler empfehlen seit Jahren Fangquoten von etwa 15 000 Tonnen pro Jahr. Die ICCAT-Staaten hatten die zulässigen Mengen jedoch immer etwa doppelt so hoch angesetzt. Wegen der massiven illegalen Fischerei lag der tatsächliche Fang allein im letzten Jahr bei etwa 60 000 Tonnen. Vor allem die Türkei, Italien, Kroatien, Libyen, Frankreich und Spanien überschreiten immer wieder die Fangquoten. „Wir haben es hier mit einer regelrechten Tunfisch-Mafia zu tun“, erläutert WWF-Fischereiexpertin Karoline Schacht. Eine von ICCAT eingesetzte Expertenkommission stellte kürzlich fest, dass das Fischereimanagement bisher versagt habe und sprach aufgrund der bedrohlichen Situation für den Roten Tun sogar von einer „internationalen Schande“.
In Marrakesch könnte es jedoch zu einer Wende kommen, hofft der WWF. Mit Japan und Spanien haben sich im Vorfeld überraschend zwei der wichtigsten Länder für einen Fangstopp ausgesprochen (siehe dazu auch unsere News vom 28. Oktober 2008). Zudem hat die EU bereits im Juni die Fangsaison ausgesetzt, weil die europäischen Fischer ihre Quote überschritten bereits überschritten hatten. Auch Supermarktketten, Fischverarbeiter und Spitzenköche fordern ein Moratorium. Sie fürchten, dass der Rote Tun künftig komplett verschwinden könnte.
Der WWF will einen Fangstopp, bis ein umfassendes Rettungsprogramm auf den Weg gebracht worden ist. Dazu zählen Schutzgebiete für Jungfische, schärfere Kontrollen und eine drastische Verkleinerung der Fangflotte. Weitere Infos: www.wwf.de