Paul Munzinger sucht den „Sardine Run“ im Roten Meer

Die News waren heiß – noch viel heißer als das Land im Januar 2009: erstes Tauchresort inklusive eigenem Hafen an der Saudi-Arabischen Küste in Al Lith eröffnet, schnelle Boote bringen einen in Tagestouren zu einem Teil der Farasan Banks. Niemand sonst taucht in diesem Gebiet, schlichtweg ein kleiner Tauchertraum. Alleine das ist schon eine Reise wert, aber was dann noch folgte, war eine taucherische Sensation! Axel Becker, Mitinhaber von Beluga-Reisen in Göttingen, entdeckte am 22. Dezember 2008, zufällig bei der Rückfahrt von den Topspots kurz vor dem Resort eine Art „Sardine Run“: Zahlreiche Vögel stürzen sich wie verrückt ins Meer, das Wasser brodelt von Thunfischen und kocht regelrecht. Das nicht nur an einem Spot, sondern auf einer Länge von etwa zehn Kilometern.
Die Erklärung dazu gibt gleich Eric Mason, der Generalmanager der Dreamdivers von Jeddah, Al Lith und Yanbu, der mit an Bord war. Seit ein paar Jahren leitet eine Krabbenfabrik mit einem künstlichen Fluss die Abfälle ins Meer – und genau auf das sind die Sardinen scharf. Das Spektakel wurde schon öfters in den Monaten zwischen Dezember und März beobachtet. Keine Frage, dass dies auch die großen Jäger der Meere anzieht wie Haie, Delphine und Schwertfische. Und was erstaunt: Selbst Walhaie treiben sich dann vereinzelt in der Bucht herum und fressen Sardinen. Es sind nicht die ganz großen Brocken, die angelockt werden, aber zwischen fünf bis acht Metern Länge sind es mehr als nur Halbstarke. Dies nur kurz zur Vorgeschichte.
Kurzerhand wird eine kleine Gruppe zusammengestellt, die notwendigen Formalitäten erledigt und am 23. Januar 2009 halte ich bereits Ausschau nach dem Naturschauspiel zusammen mit ein paar Tauchkumpels in der Bucht von Al Lith. Beluga hatte zusammen mit den Dreamdivers auf die Schnelle eine Reise organisiert, eine kleine Meisterleistung, zumal die „boot“ in Düsseldorf auch noch organisiert werden musste. Wir waren die ersten europäischen Besucher im Tauchresort – Premiere also!
Eine Woche wird täglich an den herrlichen Topspots der nördlichen Farasan Banks getaucht, bei der Ausfahrt und Rückfahrt immer wieder nach den Sardinen gesucht. Doch leider Fehlanzeige, nur kleine Ansammlungen können beobachtet werden. Auch die Giganten der Meere scheinen momentan keine Lust auf das große Fressen zu haben. Der guten Laune der  kleinen Tauchergruppe tut das aber absolut keinen Abbruch, denn täglich werden echte Highlights geboten, der Service der Dreamdivers ist exzellent.
„Was soll’s also – wir tauchen in keinem Aquarium oder Zoo ab, die Natur kann man nicht beeinflussen“- so der allgemeine Tenor aller nach der Reise. Auch der bekannte Sardine Run in Südafrika ließ schon kräftig auf sich warten. „Nicht kleckern, sondern für die Gäste klotzen“ – das ist das Motto der Veranstalter und wir dürfen gespannt sein, was sich daraus entwickelt.
Wieder zu Hause, musste dies natürlich alles brandaktuell Beluga-Reisen berichtet werden. Axel Becker ist etwas enttäuscht, eigentlich mehr als die Taucher, dass das eigentliche Ziel der Reise nicht in Erfüllung ging. Becker wäre nicht Becker und die Dreamdivers wären nicht die Dreamdivers, die dafür bestens bekannt sind, das Optimale für ihre Kunden herauszukitzeln und möglich zu machen. Zwei Tage nachdem die Taucher wieder zu Hause sind, findet eine kleine Telefonkonferenz statt zwischen mir, Beluga-Reisen und den Saudis, bei der am Ende folgendes herauskommt: Um die Geschichte zu optimieren wird in naher Zukunft ein Fallschirm gekauft, der am Tauchboot hinterhergezogen werden kann und mit dem sich dann die Dinge aus 200 Metern Höhe besser beobachten lassen.

Paul Munzinger
Die Eindrücke dieses Kurztrips könnt ihr bereits in einer der nächsten tauchen-Ausgaben nachlesen und so viel dürfen wir schon verraten: Die neu entdeckte Spezies der kolonialen Seescheiden liegen bereits bei dem Biologen Prof. Dr. Franz Brümmer unter dem Mikroskop – und von den Fotos war er richtig  begeistert.
Unter den Wellen faszinieren in dem Revier der Tagesausfahrten traumhafte Gorgonienwälder, herrliche Peitschenkorallengärten, riesige Schwarze Korallen und verschiedene Weichkorallen. Es wurden Weißspitzenhaie, Graue Riffhaie und Hammerhaie gesichtet, selbst eine Delphinschule gesellte sich kurz zu den Tauchern. Immer wieder beobachteten sie Schildkröten, schwammen in Barrakuda- und Makrelenschulen und an einem Riff wurde tatsächlich zum ersten Mal abgetaucht. Eines der Highlights waren Killerwale, die allerdings nur vom Boot aus gesehen wurden. Summa summarum nach sechs Tagen tauchen um Al Lith: „Das Thema leider verfehlt und trotzdem Note 1“!
Weitere Infos zu den ab sofort monatlich angebotenen Reisen nach Saudi-Arabien, die pro Woche für 1230 Euro zuzüglich rund 70 Euro Steuern und Kerosinzuschläge angeboten werden, gibt’s bei Beluga-Reisen.