Eine Woche Dive Trophy-Finale schlaucht. »Es war fordernd, witzig, spannend. Doch was man nicht unterschätzen darf: Wir sind auch zwischen den Wettkämpfen echt angespannt«, erklärt Stephan Große. Denn laut dem erfahrenen Sporttaucher, der auf Platz 3 gelandet ist, hängt man in Gedanken immer schon bei der nächsten Übung und der nächsten Challenge. »Man stellt sich vor«, fügt Große an, »kann ich das? Oder was kommt überhaupt auf mich zu?«
Stephan ist ein Gewinner, einer von zehn. Denn alle zehn Finalteilnehmer erleben nicht nur eine ereignisreiche Woche oder gewinnen nützliche Sachpreise. Sie durchleben die Dive Trophy Experience – eine Erfahrung, die nur schwer mit Worten zu beschreiben ist. Denn einerseits besteht zwischen den Sportlern eine gewisse Konkurrenz, doch andererseits schlägt sich das nirgendwo negativ nieder. Im Gegenteil. Jeder unterstützt den anderen, feuert an, wo es nur geht. Christian Schulze war schon beim letzten Finale dabei: »Das macht einfach mega Spaß hier, es ist so schön familiär,« ordnet der Softwareentwickler aus Bamberg seine Erfahrung ein.
Für die ganze Truppe aus Teilnehmern, Begleitpersonen, Sponsoren und Organisatoren gilt etwas, das man jedes Jahr auf‘s Neue erlebt: Alle begegnen sich auf Augenhöhe. Der Umgang miteinander ist trotz des Wettkampfs und der klaren Tagesstruktur immer locker. Immer wird gescherzt. Entspannung ist wichtig. Denn Spaß und Tauchen stehen klar im Vordergrund. Und dass mit Manuel Beck mal wieder ein Österreicher die Krone des europäischen Tauchsports für ein Jahr auf hat, geht für alle sehr gut klar. Jeder gönnt dem sympathischen Sieger den ersten Platz. Denn er hat von allen Teilnehmenden die konstanteste Leistung gezeigt und zu Recht den Hauptgewinn verdient: eine Woche Urlaub inklusive Tauchen im Robinson Soma Bay.
Die Challenges werden jedes Jahr verändert. Das Team von SSI und der Tauchbasis des Robinsons legt Wert auf Niveau, Spannung und immer auch auf Sicherheit.
1. Skills
Hier werden die Basics auf Profilevel von Non Professionals erwartet. Okay, einige Finalisten haben in der Zeit zwischen Anmeldung bei der Dive Trophy und der Finalteilnahme ihr Tauchlehrerzertifikat gemacht. Interessanterweise schneiden hier viele Teilnehmende besser ab, die gerade frisch gebackene Taucher sind. Wahrscheinlich sind ihnen die Aufgaben Maske ab- und wieder aufsetzen, Atemregler wiedererlangen und Bleigurt ablegen noch präsenter.
2. Tauchparcours
Völlig aus der Puste und dann ein paar Fummelaufgaben meistern wie das Einfädeln eines Maskenbands oder das Knüpfen eines Palsteks – darin besteht hier die Herausforderung. Denn die etwa 500 Meter unter Wasser legen sich nicht von allein per Flosse zurück. Vor allem nicht, wenn einem neun Kontrahenten im Nacken sitzen.
3. Navigation
Im Buddy-Team geht‘s runter, im Buddy-Team geht‘s rauf. Dieses Jahr sorgte die sehr gute Sicht sowie das hohe Niveau der Finalisten für ein extrem gutes Abschneiden nahezu aller Taucher. Oder war der Kurs zu leicht gesteckt? Mitnichten. Die Fragen, die von einem Wegpunkt zum nächsten führen, werden vorher vom erfahrenen Orgateam eingehend geprüft, damit die Unterwasser-Schnitzeljagd auch spannend bleibt.
4. Himmel & Hölle
Nie war die Aufgabe heftiger als in diesem Jahr. Von »Himmel« ist da nichts zu spüren. Tauchfertig angezogen geht es ins Wasser. Es muss die vollständige Ausrüstung inklusive Anzug abgelegt werden, und sogar die Flasche muss vom Jacket getrennt werden. Dann alles wieder zusammenbauen, anlegen, freischwebend, ohne den Grund oder die Wasseroberfläche zu berühren. Und das alles in acht Minuten. Der viertplatzierte Johannes Hummel, gleichzeitig der Rookie unter den Finalisten, sagt über die Disziplin: »Bei mir hat das nicht ganz so gut geklappt, was in Ordnung ist. Die Aufgaben müssen auch schwer sein. Denn hier sind nur die zehn Besten! Da muss das Niveau entsprechend hoch sein.«
5. Apnoe-Puzzle
»Man muss hier im Finale die Luft anhalten können, das hilft,« findet der Gesamtsieger Manuel Beck. Und da hat er Recht. Denn die Fähigkeit, sich auf den Punkt zu entspannen und seine hervorragende Apnoe-Fähigkeit waren sicher ein Schlüssel zu seinem Gesamtsieg. Das Puzzle kann so häufig angetaucht werden, wie man möchte. Allerdings gibt es mit sechs Minuten eine klare Zeitvorgabe, innerhalb der man das vorher unbekannte Puzzle zusammensetzen muss. Manuel schaffte es mit zwei Atemzügen innerhalb von drei Minuten und 19 Sekunden als schnellster.
6. Apnoe-Kombi
Marc Hagen, Platz neun, sagt dazu: »Apnoe liegt mir eigentlich. Aber es ist nochmal was anderes, wenn man so einen Wettkampfdruck dahinter hat. Es ist auch was anderes, im Urlaub entspannt auf fünf Metern rumzudümpeln, als hier im Wettbewerb mit einem Atemzug 40 Meter blind in genau einer Minute auf drei Metern Tiefe zurückzulegen,« so der Medizinstudent aus Villingen.
7. Theorie
Die Theorieprüfung im Strandkorb und mit den Füßen im Sand – natürlich unter den wachsamen Augen der Prüfer. Bei der vorletzten Challenge werden die physischen Kräfte geschont, damit für den Abschlusswettkampf noch genügend Resourcen zur Verfügung stehen.
8. Triathlon
Bis zuletzt bleibt es spannend. Manuel und der zweitplatzierte Alexander Yatsuk liefern sich ein enges Rennen. Doch im Triathlon macht Manuel das Ding endgültig klar. Nach einem kurzen Lauf am Strand, bepackt wie ein ägyptisches Kamel, muss er eine Strecke von etwa 500 Metern schnorchelnd oder ähnlich zurücklegen. Er führt das Feld an, kommt mit großem Abstand in die Wechselzone. Dort zieht er sich schnell um, erhält die Vorgabe, welche Knoten er im Ziel knüpfen muss und schon macht er sich auf den Weg. Er gewinnt den Triathlon souverän. Äußerlich sieht er gar nicht so geschafft aus, aber auf die Frage »Wie war der Triathlon für dich?« antwortet er mit zwei Worten: »Sehr anstrengend!«
WER IST MANUEL BECK?
Die Startnummer drei scheint Manuel Glück zu bringen. Denn er konnte drei von acht Challenges für sich entscheiden und bei den anderen ebenfalls sehr gut punkten. Dabei ist er zu Beginn unsicher: »Ich wusste am Anfang nicht, was mich bei der Dive Trophy im Finale erwartet. Aber es hat sich so was von gelohnt mitzumachen«, freut sich der junge Österreicher mit dem stets fröhlichen Lächeln auf den Lippen über seinen Hauptgewinn. Was ihn am Finale dieses einzigartigen Events fasziniert? Dass man sich kaum auf die Challenges vorbereiten kann und überrascht wird. »Klar muss man ein guter Taucher sein. Aber die Wettkämpfe sind so speziell und haben mit dem »normalen« Tauchen nur sehr wenig gemein. Da kann man sich fast nicht drauf vorbereiten. Daher haben alle die gleichen Chancen, und ich hätte es auch jedem anderen gegönnt, hier zu gewinnen,« sagt er voller Überzeugung.
Bei der Dive Trophy ist Manuel Beck mehr nebenbei gelandet. Sein Tauchlehrer hatte ihm beiläufig davon erzählt. Daraufhin hat er sich bei SSI angemeldet, alles geloggt, was es zu loggen gab und dann die Einladung zum Semifinale im Monte Mare, Rheinbach erhalten. Dort belegte er ohne Vorbereitung einen guten dritten Platz.
Bereits im Alter von 16 hat der inzwischen 31-jährige Vorarlberger mit dem Tauchen begonnen. Intensiviert hat er es in den letzten zwei Jahren. In dieser Zeit hat er fast 200 Tauchgänge gemacht. Tauchen bedeutet für ihn Entspannung. Er taucht aber auch, weil er sich sehr für den Umweltschutz und die Natur interessiert. Er möchte mehr darüber erfahren und dieses Wissen und seine Erfahrungen auch als frischgebackener Tauchlehrer weitergeben. »Denn«, so Manuel Beck, »wenn man etwas schätzen lernt, möchte man es auch schützen.«