Interviews

Freitauch-Weltrekordhalter Christian Redl im Interview

Ich kenne keine Limits  – Ich möchte meine Visionen realisieren!

Christian_RedlInsgeheim wird Formel-1-Rennfahrer Kimmi
 Raikönen vor Neid erblassen: Der wahre „Iceman“ ist der Freitauch-Weltrekordhalter Christian Redl. Der 1976 in Wien geborene Extremsportler begibt sich mit Vorliebe unter die Eisfläche zugefrorener Seen – ohne Tauchgerät und nur mit einem 3-mm-Anzug. TAUCHEN-Reporter Frank Schneider hat mit ihm gesprochen – bei Zimmertemperatur.

Hast du in der Schulzeit zu denen gehört, die beim Schwimmunterricht immer als erstes die Ringe aus dem tiefen Becken nach oben geholt haben?

Das Witzige daran ist, dass ich im Schwimmunterricht die Lehrerin zum verzweifeln gebracht habe. Ich konnte nicht an der Oberfläche schwimmen, ich bin immer unter Wasser geschwommen.

Wann hast du deine ersten Apnoe-Erfahrungen gesammelt?

Mit sechs Jahren habe ich zu Weihnachten von meinem Onkel meine ersten Flossen und Maske bekommen und habe sie sofort im Sommer ausprobiert. Ich war den ganzen Tag im Wasser. Mit zehn habe ich dann zum ersten Mal mit der Pressluftflasche getaucht – im Swimmingpool in unserem Garten. Mit 17 sah ich Film „The Big Blue“ und begann mit dem Freitauchen.

Wieso machst du einen Unterschied zwischen den Begriffen Apnoe- und Freitauchen?

Weil der Begriff Apnoe bei Nichtkennern sofort Begriffe wie Extremsport, unglaubliche Weltrekorde, Todesfälle und so weiter auslöst. Freitauchen klingt nicht so dramatisch, ist aber eigentlich genau das gleiche.

Oft ist zu lesen, dass Freitaucher auf fernöstliche Meditationsriten beim „trockenen“ Training zurückgreifen. Was steckt dahinter?

Das Wichtigste beim Freitauchen ist die Atmung vorm und die Entspannung während des Tauchens. Egal, wie man das erreicht. Die Atemtechniken kommen aus dem Yoga. Durch die Entspannung verbraucht der Körper weniger Sauerstoff – negative Gedanken verbrauchen mehr Sauerstoff als positive!

Warum bist du unter dem Eis nur mit einem Tropenanzug unterwegs?

Ein zu dicker Anzug hat zuviel Auftrieb, und ich bräuchte dadurch mehr Blei – und das erschwert das schwimmen.

Normalerweise geht die Jagd nach Rekorden in die Tiefe. Bei dir nicht …

Das stimmt so nicht ganz. Ich hab auch schon Rekorde in die Tiefe aufgestellt: Zwei in einer Höhle und mein letzter unter Eis war 61 Meter tief. Allerdings finde ich das Streckentauchen unter Eis spannender. Da ist mentale Stärke gefragt – man kann ja nicht jeden Meter auftauchen. Und es kommt die Herausforderung der Temperatur hinzu.

Wird das, was du machst, von den Tiefenjägern anerkannt oder sind das zwei Disziplinen, die zu trennen sind?

Prinzipiell sind meine Rekorde vom Guinnessbuch anerkannt. In der Szene gibt es aber einige Freitaucher, die sie belächeln. Aber ich denke, das ist nur der Neid, weil ich seit sechs Jahren als Freitauchprofi lebe.

Du warst schon mehrfach bei Johannes Kerner und Stefan Raab im Fernsehen: Stehst du gern in der Öffentlichkeit?

Ich mag es tatsächlich. Ich glaube, das braucht man auch, um als Profisportler zu überleben. Es ist außerdem für meine Sponsoren wichtig. Und ist es auch wichtig für den Sport. Je öfter positiv darüber gesprochen wird, desto mehr Menschen werden hoffentlich den Sport ausüben.

Hast du persönliche Limits?

Ich habe über diese Frage noch nie nachgedacht. Ich möchte meine Träume und Visionen realisieren, wie etwa den höchsten Freitauchgang der Welt.

www.tauchen.de/news/filmprojekt-soll-haischutz-vorantreiben

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