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»Den Affentanz um CITES haben wir schon beim Makohai erlebt!«

Die noch junge Umweltschutzorganisation ElasmOcean e.V. setzt sich aktiv für den Schutz der Meere ein.

In der TAUCHEN-Ausgabe 12/23 finden Sie ein Beispiel, wie der Verein arbeitet.

Im Gespräch: die Vorsitzende Friederike Kremer-Obrock

TAUCHEN: In welche Projekte seid ihr direkt involviert? Welche Forschung fördert ihr?

© M. Obrock – Friederike Kremer-Obrock ist Taucherin, Unterwasser-Fotografin und leidenschaftliche Umweltaktivistin.

FRIEDERIKE KREMER-OBROCK: Wir unterstützen zum Beispiel Stefanie Brendl von sharkallies.org sehr intensiv. Es ging im vergangenen Jahr dabei darum, einen Report zu erstellen, wie viel ein lebender Hai im Verhältnis zu einem toten Hai wert ist. Das gibt es zwar schon in Teilen, aber nur sehr allgemein. Stefanie arbeitet das jetzt auf einzelne Haiarten in einzelnen Gebieten aus. Hannes Jaenicke hat dieses Vorhaben mit seiner Stiftung für Tigerhaie auf den Bahamas finanziert. Wir haben die Hammerhaie auf den Bahamas finanziert und nun auch die Blauhaie auf den Azoren. Das ist gerade in Arbeit.

Da kommen irrwitzige Zahlen zustande und das Wichtigste ist: ein lebender Hai ist natürlich viel mehr wert ist als ein toter Hai. Stefanie wird das über weitere unterschiedliche Meeresgebiete ausgestalten. Am Ende haben wir ein umfassendes Werk, mit dem wir auf Regierungen zugehen können. Die eindeutige Message: Es macht Sinn, Haie zu schützen. Das betrifft auch die Arbeit z.B. auf Regierungsebene und auf Kommissionsebene in der EU. Und dann ist da noch Lukas Müller mit seiner Forschungsarbeit in Mosambik, ebenfalls ein wichtiges Projekt, das wir seit Jahren unterstützen und das nun langsam zum Abschluss kommt.

© F. Kremer-Obrock – Stefanie Brendl hat sich in den letzten Jahren durch ihre politische Arbeit an vorderster Front für den Schutz der Haie eingesetzt.

TAUCHEN: Im Rahmen welcher Aktionen gebt ihr diese Ergebnisse an die Bevölkerung weiter?

KREMER-OBROCK: Gerade, weil wir Stefanie und Lukas unterstützen, bekommen wir Ergebnisse. Bei Stefanie über die Reports zu Haiarten, bei Lukas über wissenschaftliches Arbeiten. Wir berichten regelmäßig darüber in den sozialen Medien und in unserem Blog. Deren Ergebnisse resultieren in Studien. Damit einher geht die Bildung in Mosambik. Dafür werden Virtual Reality-Brillen (VR-Brillen) genutzt.
Die Idee kommt eigentlich von Dr. Andrea Marshall mit der Marine Megafauna Foundation (MMF). Auch sie ist Mitglied in unserem wissenschaftlichen Beirat. MMF setzt Lehrer.innen in Schulen ein, die mosambikanischen Kindern Tauchgänge in VR zeigen, so dass die Kinder, die wahrscheinlich niemals in ihrem Leben ihren eigenen Ozean unter Wasser sehen werden, auf einmal die Schönheit des Meeres vor ihrer Haustür entdecken können. Das fördert zusätzlich deren Stolz. Und nur was du liebst, bist du auch bereit zu schützen. Ein Projekt, das wir weiterhin fördern werden.

© Dr. A. Marshall – Bei einem Schulprojekt in Mosambik gehen die Kinder mittels VR-Brillen auf einem virtuellen Tauchgang.

TAUCHEN: Werden diese Projekte ausschließlich über private Spenden finanziert?

KREMER-OBROCK: Wir hatten letztes Jahr sehr gute Spendeneinnahmen und sind sehr glücklich darüber, weil wir so u.a. das Mosambikprojekt sofort angehen konnten. Andrea war natürlich auch begeistert, denn mit unserer Unterstützung konnten wir die Lehrer.innen für das Projekt das komplette Jahr in Mosambik finanzieren. Parallel dazu arbeiten wir hier in Deutschland auch sehr intensiv mit Schulen und Kindergärten. Das hat sich hier in der Region, also Nordrhein-Westfalen, rumgesprochen. Wir können uns vor Anfragen nicht retten. Zum Glück haben wir guten Zuwachs an sehr netten Schulreferenten. Und ja, unsere Arbeit basiert ausschließlich auf Spendengeldern.

TAUCHEN: Wie genau sehen solche Schulbesuche aus?

@ B. Schulze – Ein Schulbesuch an der Gemeinschaftsgrundschule Stenzelbergstraße in Köln.

KREMER-OBROCK: Wir haben ganz viele unterschiedliche Materialien. Wir bringen den Kindern erstmal das »Ökosystem Meer« nahe. Das läuft im Kindergarten über Bastelarbeiten, Malen und über Bewegungsspiele. In der Grundschule arbeiten wir mit vielen haptischen Materialien, nicht nur zum Thema Ökosystem, sondern auch zu anderen Themen wie z.B. Plastik im Meer, Haie und Fischerei. In der Mittelstufe und in der Oberstufe arbeiten wir mit Vorträgen und ergänzend mit unserem VR-Brillen Programm. Wir nutzen gerade bei den jüngeren auch Ratespiele. So lernen die Kinder auf spielerische Art und Weise die Faszination für den Ozean und seine Lebewesen kennen. Das Verrückte ist: wir haben fast immer Hai-Experten als Schulreferenten mit dabei, die sich mit so manchem siebenjährigen Experten gut austauschen können. Es ist immer wieder erstaunlich, was manche Kinder an Fachwissen mitbringen.

© B. Schulze – Referentin Kremer-Obrock und Referent Jörn Pflitsch zeigen anschaulich, wie sich Fische in einem Netz fühlen könnten.

TAUCHEN: Wer sind diese Referenten?

KREMER-OBROCK: Menschen wie Du und ich, Haitaucher, Meeresmenschen und Ozeanverrückte, der ein oder andere Wissenschaftler und Pädagoge! Wir bilden unsere Leute aus, alles auf ehrenamtlicher Basis. Im Moment haben wir allein in NRW zwanzig Schulreferent.innen, die sich die Arbeit an den Kindergärten und Schulen aufteilen. Hinzu kommen die etwas kleineren Teams in den anderen Bundesländern.
Bei den Schwimmschulen sind wir regelmäßig mit einem größeren Team von sieben bis acht Leuten. Dort arbeiten wir uns u.a. im Rahmen des WDR Maus-Türöffnertages durch verschiedene Meeresthemen. Wir haben immer mehrere Stationen, an denen Kinder mit vielen Materialien das Meer entdecken können, aber auch lernen was sie selbst tun können, um es zu schützen. Bei einer der Station gehen sie dann ins Wasser und dürfen mit unserer »Haidemarie«, einem fast drei Meter großem Haimodell, schwimmen und tauchen gehen. Für die Kinder das absolut »Hailight«. Wichtig bei all dem, es gibt immer eine Lösung, einen Weg, eine Perspektive und damit einen positiven Ausgang!

TAUCHEN: Wie weit geht eure Weiterbildung? Hört das bei den jungen Erwachsenen in der Oberstufe auf?

KREMER-OBROCK: Nein. Wir gehen auch zu Firmen und zu Institutionen, auch zu Tauchschulen und halten dort Vorträge und Seminare nicht nur zum Artenschutz, sondern auch zum Thema Nachhaltigkeit. Das ist ein wichtiges Thema, das wir versuchen den Menschen näher zu bringen, auch und vor allem um die Lebewesen in unserem Ozean zu schützen. Wir können unsere Meere schützen, indem wir uns in einer gewissen Art und Weise bescheiden.
Jeder Einzelne kann etwas tun! Es muss nicht immer der große Umbruch sein. Man kann mit ganz vielen Kleinigkeiten dem Ozean große Gefallen tun: man kann seinen Fischkonsum überdenken, im besten Fall auch seinen Fleischkonsum. Man kann seinen Plastikkonsum überdenken. Man kann seinen CO2-Verbrauch überdenken.
Natürlich ist es schwierig für uns Europäer. Das ist vollkommen klar. Trotzdem, jeder Einzelne kann etwas tun. Man muss einfach kritisch hinterfragen, wie man sein Leben in Zukunft führen möchte, auch in Rücksicht auf unsere Kinder und Kindeskinder. Das sind Themen für uns, die wir den Menschen nahebringen wollen, auch im Erwachsenenbereich.

TAUCHEN: Was bietet Ihr speziell für Tauchcenter und Unternehmen an?

KREMER-OBROCK: Hier geht es neben generellem Meeresschutz oft darum Haie kennen zu lernen, mit Haien zu tauchen, sprich Tauchsysteme und Vorsichtsmaßnahmen, als auch das wichtige Thema Haiunfälle und deren Analyse. Unsere Kernkompetenz ist »der Hai«. Nicht umsonst leitet sich unser Name von den Elasmobranchii ab, also den Plattenkiemern: Haie und Rochen. Wir kommen aus dem Haischutz, haben die Experten in unseren Reihen und sind sehr stolz darauf genau diese Kompetenz zu vereinen.

TAUCHEN: Wie und wo arbeitet ihr auf politischer Ebene?

KREMER-OBROCK: Ein ganz wichtiges Projekt ist die Idee, das Thema Haiflossenfang und Handel wieder auf die europäische Bühne zu hieven. Anfangs, um genau zu sein 2018, war das nur eine Schnapsidee von Christine (Anm. d. Red.: Christine Staacks, Designerin und Gründungsmitglied Sharkproject) und mir. Wir wollten eigentlich nur die StopFinning Kampagne wiederbeleben. Ich merkte damals an: Ich habe keine Zeit dafür, ich muss einen Verein führen. (Anm. d. Red.: Vorsitzende Sharkproject Germany bis Nov. 2019). Also habe ich Nils (Anm. d. Red.: Dr. Nils Kluger, Chairman stopfinning.eu) gefragt und der stimmte zu. Christine kam dann mit der Idee einer EU-Bürgerinitiative um die Ecke, und so nahm alles seinen Lauf. Nils hat dann den Verein mit StopFininngEU gegründet und die Bürgerinitiative gehörig angeschubst.
Und dann hat uns im Grunde die Corona-Pandemie in die Karten gespielt. Denn wir durften die Initiative zwei Jahre, statt nur ein Jahr laufen lassen. Nach einem Jahr wären wir wahrscheinlich grandios gescheitert. Aber dadurch, dass zum Schluss noch verschiedene Prominente wie Robert Marc Lehmann, Florian Weiß, Sara Conner und Rezo auf diesen Zug aufgesprungen sind, wurde das Ganze richtig voran gepusht. Hinzu kam ein grandioses Team in 17 EU-Staaten, die die Bürgerinitiative zusätzlich tatkräftig unterstützten, so dass wir ein paar Tage vor Ablauf der Frist am 31. Januar 2022 über die 1.000.000 Stimmen gekommen sind.
Das war vollkommen irre! Jetzt geht es weiter. Jetzt haben wir die Verantwortung. Jetzt müssen wir den EU-Verantwortlichen klarmachen, dass der Haiflossenhandel in der EU definitiv beendet werden muss. Diese Aufgabe war im Jahr 2023 maßgeblich mit mehreren Terminen im Brüssel und sehr viel politsicher Arbeit vor Ort verbunden. Ich bin stolz ein Teil dieses Kernteams von StopFinningEU zu sein.

© F. Kremer-Obrock – Blauhaikadaver in einer Auktionshalle in Vigo, Spanien.

TAUCHEN: Wo siehst du da die größten Schwierigkeiten?

KREMER-OBROCK: Wir hatten 2013 große Hoffnungen in die »Fins-Attached-Policy«, also in das Anlandeverbot von separaten Haiflossen von EU-Flotten. Damit sollte es keine Schlupflöcher mehr für Spanien und Portugal geben. Wir hatten gehofft: jetzt wird der Flossenfang unlukrativ. Es ist das exakte Gegenteil passiert: man hat einen Markt für Haifleisch kreiert, so dass man das Fleisch mitvermarkt konnte, wodurch sich die Fangzahlen überhaupt nicht reduziert haben. Die Fischer waren sehr kreativ und geschäftstüchtig!
Die Tonnagen sind die gleichen geblieben, teils sogar drastisch gestiegen. Es war die Hoffnung, dass dieses Gesetz den Handel stoppt. Das hat nicht stattgefunden. Daher nun der konsequente Schritt: wir wollen, dass die Haiflossen und die Köpfe beim Anlanden, sowohl im EU-Binnenhandel als auch beim Import und Export komplett am Körper bleiben. Das erschwert den Flossenhandel ungemein. Es ist ein feiner Unterschied, ob nur die Flossen oder der ganze Körper nach Hongkong exportiert werden muss, 5 Prozent Flossen versus 95 Prozent Körper. Es hat zudem den Vorteil, dass man geschützte Arten zuverlässig und unkompliziert identifizieren kann.
Da sind wir nun beim nächsten Punkt: bei der CITES-Konferenz vom November 2022. Denn jetzt, im November 2023 treten die in Panama 2022 beschlossenen Regelungen in Kraft: Nun sind alle Requiem-Haie unter Schutz gestellt und mittlerweile auch alle Hammerhaiarten. Hier ist extrem wichtig: wenn überhaupt noch Haie angelandet werden, müssen die Spezies sofort im Hafen identifiziert werden können, um die Regeln des CITES-Abkommens kontrollieren zu können. Dabei reden wir von allen kommerziell gefangenen Requiem-Haien, zu denen auch der Blauhai zählt, der der meist gefangen Hai weltweit ist.
Als Beispiel: Wir haben über 100 vom Zoll beschlagnahmte Flossen von diversen Requiemhai-Arten in unserem Besitz, die wir als Anschauungsobjekte mit Freigabe des Hauptzollamtes nutzen dürfen. Die kommen aus Mexiko und wurden 2018 beschlagnahmt.

© F. de Ribaucourt – Kremer-Obrock präsentiert eine beschlagnahmte Haiflosse im EU-Parlament.

TAUCHEN: Woher wisst ihr, dass die Flossen aus Mexiko kommen?

KREMER-OBROCK: Das war ein Händler, der die Flossen aus Mexiko über das Drehkreuz Frankfurt Airport nach Hongkong schicken wollte. Dort ist er mit drei Tonnen (3000kg!) Flossen aufgeflogen. 400 Kilogramm wurden aussortiert als offensichtlich geschützte Arten. Die Krux dabei, einmal vom Hai entfernt und getrocknet, ist es wahnsinnig schwer überhaut noch die Flossen einer Spezies zuzuordnen. Also entschlossen sich Jürgen Pollerspöck und Nicolas Straube, die Verantwortlichen, die als Experten vom Zoll herbeigerufen wurden, die Blauhaiflossen, die man recht gut als solche erkennen kann, von den anderen Flossen zu separieren. Heraus kam das Verhältnis 400 zu 2600 Kilogramm. Heute wissen wir Dank einer Studie, an der ich ebenfalls beteiligt war, dass es sich bei den Flossen um diverse Requiem-Haiarten handelt, darunter Seidenhaie, Bullenhaie, Düsterhaie, Schwarzspitzenhaie und Weißspitzen-Hochseehaie. Das kann man nur noch anhand von aufwendigen genetischen Tests herausfinden. Wären Körper und Köpfe noch vorhanden, wäre das um ein Vielfaches einfacher.

TAUCHEN: Wie viele solcher Kontrollen finden denn statt? Denn was nutzt das Verbot und irgendwelche Regeln, wenn sie nicht durchgesetzt werden?

KREMER-OBROCK: Am Flughafen Frankfurt waren es damals drei Tonnen und es stand ganz offiziell »Sharkfins« darauf. Bei den EU Longlinern ist das anders. Die landen teils bei Nacht und Nebel an. Wenn es keine staatliche Auktion gibt, landen die irgendwo an, z.B. in Uruguay, auf den Kapverden oder in Namibia. Dann werden die nicht oder nur unzureichend kontrolliert. Aber ich habe es auch auf den Azoren, im Hafen von Horta erlebt, dass nach 2013 Flossen heimlich separat angelandet wurden. Keiner schaut hin und siehe da, auf einmal wandern die Flossensäcke in den Überseecontainer.
Die meisten großen Schiffe landen in Vigo in Spanien direkt bei der staatlichen Auktion an. Dort werden die Tiere am gleichen Tag noch versteigert und dort kann es kontrolliert werden und dort wird es auch von der Guardia Civil kontrolliert. Wir reden in der EU, allein nur bei den Spaniern und Portugiesen, von rund 95.000 Tonnen Haifisch im Schnitt pro Jahr.

© F. Kremer-Obrock – Auf großen Paletten werden die Haie bei Auktionen in Südeuropa versteigert.

Der Punkt dabei: Wir müssen aktuell schauen, wie geht die EU mit dem CITES-Abkommen um. Der Blauhai darf nur noch aus »gesunden« Populationen gehandelt werden. Ich befürchte, die EU wird beschließen, dass die Blauhai-Population im Nord- und Südatlantik augenscheinlich gesund ist, da wir dort recht konstante Fangzahlen mit derzeit zwar leicht abnehmender Tendenz haben. Den Affentanz um CITES mit leicht anderen Vorzeichen haben wir schon beim Makohai seit seiner Unterschutz-Stellung 2019 erlebt.

TAUCHEN: Also gibt es demnächst Blauhaiflossen mit CITES-Bescheinigung aus der EU?

© F. Kremer-Obrock – Blauhaie gehören zu den am meisten befischten Haiarten weltweit.

KREMER-OBROCK: Das wäre fatal, denn Europa ist immer noch Weltmarktführer mit 112.000 Tonnen Haifängen jedes Jahr. Wir machen den Reibach mit den Flossen und dem Fleisch und in Asien werden sie konsumiert. In China hat es sehr gute Kampagnen vom WWF und Wild Aid gegeben. Der Konsum ist dort um 82 Prozent zurückgegangen. Aber in Thailand, Taiwan, Vietnam, Korea, den chinesischen Enklaven und neuerdings auch in Japan wird immer noch Haiflossensuppe serviert. Die Anzahl der getöteten Haie können wir nicht genau bestimmen. Laut offiziellen Zahlen werden etwa 600.000 Tonnen Hai pro Jahr gefangen, wohlgemerkt, da ist der Schwarzmarkt noch nicht mit dabei. Die Dunkelziffer dürfte weit höher sein.

TAUCHEN: Du sagtest, ihr arbeitet auch investigativ. Wie läuft das ab?

KREMER-OBROCK: Genau. Wir arbeiten mit Journalisten und mit Fernsehteams zusammen. Wir haben in den letzten Jahren mehrere französische Fernsehteams in verschiedenen Locations geguided. Teilweise sind wir selbst nicht vor Ort, aber die Teams bekommen von uns ganz klare Anweisungen, wo und wie sie sich bewegen müssen. Wir haben mittlerweile das Know-how, um zu wissen, wo sie ihre Leute hinschicken müssen. Ich habe nicht immer den Anspruch, dass wir das selbst machen. Es reicht mir schon, wenn das Fernsehen so etwas macht. Wir freuen uns darüber, wenn das Ganze in Medien mit größerer Reichweite getragen wird.
Diesen Sommer war ich allerdings zum dritten Mal mit einem Kamerateam in Vigo, um mich dort selbst wieder umzusehen. Die Fischhalle ist und bleibt ein Ort des Grauens mit tausenden von Blauhaien, die regelmäßig Tag für Tag dort angelandet und versteigert werden!

TAUCHEN: Zurück zu den Tauchern. Wie viele von euren Unterstützern kommen denn aus der Tauchbranche?

KREMER-OBROCK: Mittlerweile haben wir, neben unseren treuen Unterstützern aus der Tauchbranche, auch viele Menschen, also Privatpersonen und Unternehmen, die aus ganz anderen Branchen kommen. Wenn ich mir manche unserer Supporter ansehe, da sind einige dabei, die noch nie ihren Fuß ins Meer gesetzt haben, allenfalls mal irgendwo geschnorchelt haben, aber es sind keine Taucher, genau wie 50 Prozent unserer Mitglieder keine Taucher sind. Es sind einfach Menschen, die das Meer lieben und erkannt haben, man muss es schützen. Viele Unternehmer, die uns unterstützen, haben Kinder und Enkel und begreifen wie wichtig Meeresschutz für uns Menschen und vor allem für die nächsten Generationen ist. Schließlich ist der Ozean die wichtigste CO2-Senke und damit einer der wichtigsten Schlüssel zum Klimawandel.

TAUCHEN: Habt ihr Kontrollmechanismen, damit ihr nicht in irgendwelche Greenwashing-Geschichten reingezogen werdet?

KREMER-OBROCK: Wir haben ganz klare Richtlinien, was Greenwashing betrifft. Wenn eine Firma Shell oder BP ankommen würde: no chance! Wir hatten solche Fälle in der Vergangenheit und haben ganz klar abgelehnt. Wir legen die Unternehmen, die uns mit Spenden unterstützen, auf die Waagschale und entscheiden nach sehr strengen Kriterien. Die Unternehmen müssen nachhaltig agieren und es wirklich ernst meinen.

TAUCHEN: Herzlichen Dank für das Gespräch und viel Erfolg weiterhin bei eurer wichtigen Arbeit!

www.elasmocean.org

Wenn ihr noch mehr Fakten über die Organisation erfahren möchtet: hier findet ihr noch ein Video-Interview von der boot Düsseldorf (2023).