Das Ausnahmetalent der Apnoe-Szene würde eine rießige Lücke in der Wettkampfsparte hinterlassen. Die dreiundfünfzigjährige Russin hält mehrere Weltrekorde und führt die Ranglisten der Damen in allen offiziellen Wettkampfdisziplinen an. Lediglich in der Disziplin No-Limit, bei der alle Hilfsmittel erlaubt sind, die aber keine offizielle Wettkampfdisziplin ist, gibt es mit Tanya Streeter eine Frau, die tiefer als Molchanova getaucht ist.
Mit 101 Metern Tiefe in der Disziplin konstantes Gewicht mit Flossen, 71 Meter Tiefe in der Disziplin konstantes Gewicht ohne Flossen, 91 Meter Tiefe in der Disziplin Free Immersion (Taucher zieht sich am Seil in die Tiefe und wieder hinauf) sowie in der Disziplin mit variablem Gewicht (127 Meter) hält das Ausnahmetalent die aktuellen Rekorde. Auch in den Schwimmbad-Disziplinen ist sie das Maß aller Dinge. Mit 9,02 Minuten hält Molchanova den Rekord in der Disziplin Statik (Zeittauchen), mit 237 Metern den in der Disziplin Streckentauchen mit Flossen und mit 182 Metern, den im Streckentauchen ohne Flossen. Danach kommt lange erst mal nichts.
Molchanova ist in der Szene beliebt und genießt den größten Respekt der anderen Taucher. Ihr Sohn Alexey Molchanov hält den aktuellen Rekord der Männer in der Disziplin Tieftauchen mit konstantem Gewicht (128 Meter). Er ist sofort nach Bekanntmachung des Unfalls nach Formentera gereist, um die Rettungskräfte bei der Suche zu unterstüzen.
Wir hoffen weiterhin, dass die weltbeste Apnoeistin wieder auftaucht, allerdings gibt es nach dieser langen Zeit kaum noch Hoffnung.
Die deutsche Rekordhalterin Anna von Boetticher drückt ihr Beileid aus:
„Ich kannte Natalia gut. Sie war einzigartig, eine absolute Ausnahmeathletin, die mit mitte fünfzig immer noch die unangefochtene Spitze unseres Sports war. Dabei war sie immer um die anderen bemüht, bedankte sich nach jedem Training oder Wettkampf bei Sicherheitstauchern und Crew und erkundigte sich immer, wie es bei anderen im Wasser lief. Dabei ging es ihr nicht um Konkurrenz, sondern sie war ehrlich interessiert, freute sich über jeden Fortschritt den man machte und hatte immer Ratschläge parat, wenn es mal nicht klappte. Sie hatte eine wunderbare Bindung zu ihrem Sohn Alexey, der sie schon immer auf Wettkämpfe begleitet hat und zum Unterrichten um die Welt gereist ist. Alles, was er kann (er ist einer der besten Männer), hat er von ihr gelernt. Natalia ist ein unglaublicher Verlust. Für den Sport, aber vor allem für uns alle persönlich.“
Weitere Infos: www.aidainternational.org
Natalias Weltrekord im Zeittauchen in voller Länge: