Bisher wurden bei Wirbeltieren nur Effekte mütterlicherseits auf das Immunsystem der Nachkommen gefunden“, erklärt Erst-Autorin Dr. Olivia Roth, Evolutionsbiologin am GEOMAR. Bei der Grasnadel, einer mit den Seepferdchen verwandten Fischart, brüten allerdings auch die Männchen – die Embryonen reifen in einer Bruttasche aus, die eine Plazenta ähnliche Struktur aufzuweisen scheint. Das gibt ihnen die Möglichkeit, Immunantworten an ihre Nachkommen weiterzureichen. Prof. Dr. Thorsten Reusch, Leiter einer Forschungseinheit des GEOMAR Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel, ergänzt, dass dies bei Wirbeltieren ein einzigartiges Phänomen sei. Dieses habe interessante Auswirkungen auf die Evolution von Immunsystemen. Für Ihre Studie beobachteten die Wissenschaftler 18 Familien der Grasnadel in Aquarien. Die Paare starten mit verschiedenen Vorraussetzungen in den Versuch: Entweder wurden beide Tiere vor der Brutphase geimpft, um die Immunantwort anzuregen, oder nur eines der beiden Elterntiere. Alle Nachkommen, bei denen ein oder beide Partner geimpft wurden, hatten eine positiv veränderte Immunabwehr. „Für spezielle Reaktionen des Immunsystems war der Vater allein ausschlaggebend, andere Funktionen wurden durch das Zusammenwirken von Vater und Mutter gesteigert“, fasst Dr. Roth zusammen. Weitere Experimente sollen nun zeigen, inwieweit dieses Ergebnis übertragbar ist. Denkbar ist zum Beispiel, dass die Väter auch bei anderen Arten eine Rolle spielen können, bei denen die Männchen für die Brutpflege zuständig sind. Bei einigen Buntbarschen brüten sie die Eier sogar im Maul aus. Weitere Informationen unter: www.geomar.de