Im Rahmen der ersten Studie wurden einem Delfin mit Hilfe von weichen Latexklappen die Augen verdeckt, um seine Sicht zu blockieren. Der Meeressäuger sollte anschließend einen Artgenossen imitieren, was ihm problemlos gelang.
Das Ziel der zweiten Studie lag in der Darlegung, dass Klänge dem Delfin bei der Lösung dieser Aufgabe helfen. So ahmte er ebenfalls erfolgreich die Bewegungen eines Menschen nach, der sich neben ihm im Wasser befand. „Wir mussten die Geräusche variieren, die ein Delfin bei verschiedenen Bewegungen wahrnimmt, um feststellen zu können, ob dies seine Fähigkeit zur Nachahmung verändert“, erklärt Dr. Kelly Jaakkola, Forschungsleiterin des DRC. „Wenn sich eine Person im Wasser bewegt, klingt dies ganz anders, als wenn es ein Delfin tut.“ Während des Tests verursachte ein Mensch durch verschiedene Bewegungen unterschiedliche Geräusche, beispielsweise indem er im Wasser auf- und abtauchte, während des Schwimmens mit den Füßen klatschte und sich im Kreis drehte. Der junge Delfin Tanner ahmte diese Bewegungen trotz Blindheit erfolgreich nach.
Ein weiteres erstaunliches Ergebnis lieferte der Unterwasserschallempfänger. Während sich Tanner bei der Nachahmung eines Artgenossen den Schall zu Nutze machte – vergleichbar mit der Erkennung eines Händeklatschens beim Menschen – stellte er bei der Imitation des Menschen auf Echoortung um. Normalerweise ist die Echoortung bei Delfinen nicht ständig in Gebrauch; der Delfin muss sie erst bewusst aktivieren. Dies zeigt wiederum, dass Tanner
intelligent agiert hat: Er änderte seine Strategie, um an die benötigten Informationen zu gelangen. Diese Flexibilität veranschaulicht, dass Delfine in der Lage sind, Probleme aktiv zu lösen.„Bisher haben nur Menschen und Delfine diese Art von flexiblen Fähigkeiten bei der Nachahmung gezeigt“, weiß Dr. Jaakkola.
„Die Erforschung der Imitation bei Delfinen und Menschen gibt uns nicht nur Aufschluss über die einzelnen Spezies, sondern liefert wesentliche Informationen, warum wir diese Fähigkeit überhaupt entwickelt haben.“
Das DRC wurde 1984 als gemeinnützige Organisation gegründet. Das Zentrum, in Grassy Key auf den Florida Keys gelegen, ist das Zuhause einer Familie von Großen Tümmlern und kalifornischen Seelöwen. Über die Jahre hat das DRC gemeinsam mit renommierten Wissenschaftlern und Instituten zahlreiche Forschungsprojekte auf der Grundlage von Beobachtungen, Wahrnehmungstests und der Analyse der Tierhaltung durchgeführt.
Infos zum DRC: www.dolphins.org