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Das Müll-Meer

Aktuellen Schätzungen von Wissenschaftlern zufolge treiben in unseren Ozeanen bereits 150 Millionen Tonnen Plastik, jedes Jahr kommen weitere 6,4 Millionen Tonnen hinzu. Ganze Inseln aus Müll sind dort entstanden, wo die Strömungen den Müll ablagern. Die größte schwimmende Mülldeponie befindet sich im Nordpazifik. Das Mikroplastik entsteht dann, wenn die auf der Wasseroberfläche treibenden Stücke durch die Wellenbewegung und UV-Licht zersetzt werden: Zum Teil bis auf Pulvergröße. Diese feinen Körnchen sinken nach unten und verteilen sich im ganzen Ozean. Wenn das geschehen ist, können sie kaum noch entfernt werden.

Doch dass der Plastikstaub ungebetener Gast in den Ozeanen ist, ist kein ästhetisches Problem: Die kleinen Partikel werden von Meereslebewesen, angefangen von Plankton, mit (oder auch statt) der Nahrung aufgenommen. Durch die Nahrungskette verteilt sich der Müll bis in die Mägen sämtlicher Meeresbewohner. Und ladet so schließlich auch wieder bei uns auf dem Teller. Wir essen zwar nicht das Plastik, weil die Fische natürlich ausgenommen werden, bevor sie hinter den Theken der Verkäufer landen, aber wir essen die Schadstoffe, die darin enthalten sind: Weichmacher und DDT zum Beispiel. Die gelangen durch das Plastik in den jeweiligen Organismus, der es gegessen hat und werden dann immer weiter gegeben. Ganz oben in der Nahrungskette sammeln sich die Schadstoffe. Die sind giftig und verursachen Krebs.
Doch was soll der Mensch essen, wenn seine Nahrung vergiftet ist?
Weil wir uns mit dieser Frage gar nicht erst auseinander setzen wollen, ziehen die Leute, die das Problem kennen, Konsequenzen: So gründete Günther Bonin den Verein One Earth One Ocean. Diese gemeinnützige Umweltorganisation beschäftigt sich intensiv mit dem Thema Plastikmüll. Ziel ist es, eine weltweite Datenbank zu den Verschmutzungswerten von Seen, Flüssen und Ozeanen zu erstellen. Dazu spendete die Röchling-Stiftung aus Mannheim dem Verein jetzt ein Infrarot-Spektrometer zur Wasseranalyse.  Damit kann One Earth One Ocean genommene Proben selbst analysieren. Das Gerät kann sämtliche Plastikarten im Wasser bestimmen und quantifizieren. Bis jetzt war man dafür auf kostenintensive Leistungen wissenschaftlicher Institute angewiesen.
Aber reine Problemanalyse ist nicht die Devise des Vereins. Es sollen auch Lösungen für die Vermüllung der Gewässer gefunden werden. So werden zum Beispiel  speziell entwickelte Katamarane geplant, die den Müll einsammeln sollen. Die vier mal zwei Meter großen Seehamster sind auf Binnengewässern schon im Einsatz. Aus einer Tonne iengesammeltem Plastikmüll lassen sich 900 Liter Öl zurückgewinnen. Man forscht außerdem an Bakterienkulturen, die Weichmacher im Plastik abbauen.

Doch auch wenn sich das Öko-Grüppchen noch so sehr anstrengt: Sie werden das Problem ohne Unterstützung kaum in den Griff kriegen. Der Plastikmüll braucht dringend mehr Aufmerksamkeit.
Im Deutschen Meeresmuseum gibt es zur Zeit eine Austellung zum Thema. Oder Sie informieren sich hier:

www.oneearth-oneocean.com