Nach langer Suche und intensiver Planung hat das BSHRP das »Rügener Monsternetz«, eines der größten je in der Ostsee entdeckten Geisternetze, vollständig geborgen. Die Bergung, die in zwei Etappen – eine Tonne im Frühjahr und vier Tonnen im Sommer – durchgeführt wurde, markiert einen bedeutenden Erfolg im Einsatz gegen herrenlose Fischernetze, die eine immense Gefahr für die Unterwasserwelt darstellen.
Eine Mammutaufgabe für Mensch und Maschine
Das gigantische Netz hatte sich über Jahre hinweg mit weiteren Geisternetzen verknäult und war teilweise im Meeresboden vergraben. Wolfgang Frank, Basisbesitzer in Prora auf Rügen, war maßgeblich an der Lokalisierung der Netze beteiligt. Er suchte fünf Jahre lang nach einem Netz, das ursprünglich vom Fischereischiff »Antares« 2019 verloren wurde. Dieses hatte sich an einer 30 Meter langen und acht Meter hohen Röhre verfangen, die während eines Sturms unbemerkt über Bord eines Transportschiffes gegangen war.
Die eigentliche Bergung war eine technische und logistische Herausforderung: Das Netz wog insgesamt fünf Tonnen – eine Dimension, die selbst die erfahrenen Taucherinnen und Taucher überraschte. Sabine Kerkau, Leiterin des BSHRP, berichtet: »Wir haben es schon „Monsternetz“ genannt, aber dass es tatsächlich so gigantisch sein würde, hat unsere Erwartungen übertroffen.«
Dank der Kooperation mit Tom Kürten von den Baltic Sea Explorers, der seit Beginn des Projekts als Kooperationspartner und Bergungsexperte unterstützt, konnte die komplizierte Hebeaktion erfolgreich umgesetzt werden. Kürten brachte in den sieben Jahre seit es das Projekt gibt seine gesammelte Expertise ein, die er auch mit dem BSHRP-Team teilte.
Ein wegweisendes Beispiel für Zusammenarbeit
Der Kapitän der »Antares« spielte eine Schlüsselrolle: Er stellte das Schiff für die finale Bergung kostenlos zur Verfügung. Dies ist das erste Mal, dass ein »Verursacher« sich aktiv und unentgeltlich an einer solchen Aktion beteiligt hat – ein Vorbild für weitere Fischer, mit dem BSHRP zusammenzuarbeiten. Normalerweise kostet die Miete eines Bergungsschiffs rund 2.000 Euro pro Tag.
Gefahr für die Meere gebannt
Geisternetze wie das »Rügener Monster« fischen auch ohne menschliches Zutun weiter und bedrohen die Meerestiere sowie das gesamte Ökosystem. Die Bergung dieses Netzes ist ein wichtiger Beitrag zum Schutz der Umwelt und sendet ein starkes Signal im Kampf gegen Umweltverschmutzung.
Ehrenamt und Spenden als Fundament
Die gesamte Mission wurde durch die engagierte Arbeit ehrenamtlicher Taucherinnen und Taucher sowie durch großzügige Spenden ermöglicht. So wurde beispielsweise das Preisgeld des boot Dive Award 2024, das das System ENOS von Seareq gewonnen hatte, vollständig an das BSHRP gespendet. Dirk Göldner, Geschäftsführer von Seareq, erklärt: »Es ist großartig, dass diese Spende nicht nur die Bergung ermöglicht hat, sondern sogar noch Mittel für zukünftige Einsätze übrig sind.« Göldner weiter: »Die Tatsache, dass sogar noch etwas Gelder für künftige Bergungen übrigbleiben, zeigt, wie effizient das BSHRP arbeitet.«
Ein Blick in die Zukunft
Die Bergung des »Rügener Monsternetzes« ist ein Meilenstein, doch die Arbeit des BSHRP ist noch lange nicht beendet. Sabine Kerkau betont: »Es gibt noch zahlreiche Geisternetze in unseren Meeren, die eine Gefahr darstellen. Doch mit Engagement und Unterstützung können wir weitere Schritte machen.«
Wer das BSHRP unterstützen möchte, findet weitere Informationen unter: www.bshrp.org.
Ein Beitrag von Benjamin Schulze (unter Verwendung von Material von www.seareq.de).