Forscher haben vor kurzem die allererste vollständige Karte der flachen tropischen Korallenriffe der Welt erstellt. Die Karte ist Teil des Allen Coral Atlas, einer frei zugänglichen, benutzerfreundlichen Plattform zur Überwachung von Korallenriffen, und zeigt etwa 253.000 Quadratkilometer des Flachwasserriffs in hoher Auflösung. Für die Erstellung der Karte, die aus etwa 2 Millionen Satellitenbildern, Felddaten von über 450 Forschungsteams aus aller Welt und neuartigen Kartierungstechniken erstellt wurde, benötigten Forscher der Arizona State University, der University of Queensland in Australien, der National Geographic Society, Planet und Vulcan drei Jahre.
Die Benutzer können zwischen natürlichen Merkmalen, wie der Satellitenkartierung der benthischen Komponenten des Meeresbodens, einschließlich Sand, Felsen und Seegras, und anthropogenen Bezeichnungen, wie den Grenzen von Meeresschutzgebieten, umschalten. Die Karten enthalten auch ein Tool, mit dem sich Daten zur weltweiten Korallenbleiche nahezu in Echtzeit verfolgen lassen. Obwohl Korallenriffe nur einen Prozent des Meeresbodens bedecken, beherbergen sie mehr als ein Viertel aller Meeresarten. Außerdem bieten sie Küstenschutz, wirtschaftliche Sicherheit und Nahrungsproteine für Hunderte von Millionen Menschen. Korallenriffe gehören jedoch zu den am stärksten bedrohten Ökosystemen der Welt. Wenn Hitzewellen im Meer auftreten, können Korallen übermäßig gestresst werden und absterben. Von 2009 bis 2018 starben weltweit etwa 14 Prozent der Korallen, viele davon aufgrund von Bleichereignissen. Die Entwickler hoffen, dass ihre Arbeit an der Ressource zu Maßnahmen im Ozean und zu einem besseren Schutz der Riffe vor derartigen Bedrohungen führt.
»Der wahre Wert der Arbeit wird sich zeigen, wenn Korallenschützer in der Lage sind, Korallenriffe auf der Grundlage der hochauflösenden Karten und des Überwachungssystems besser zu schützen«, so Greg Asner, Geschäftsführer des Allen Coral Atlas und Direktor des ASU Center for Global Discovery and Conservation Science, in einer Pressemitteilung.
Wegweiser für den Meeresschutz
Der Atlas wird bereits von Regierungen in mehr als 30 Ländern genutzt, darunter Indonesien, Fidschi, die Philippinen, Kenia und Mosambik. Derzeit wird die Karte unter anderem für die Planung künftiger Meeresschutzgebiete und anderer mariner Raumordnungspläne herangezogen.
»Es gibt Länder, Organisationen und Regierungsbehörden auf der Welt, die keine Karte ihrer Riffe haben … diese Karten werden den Menschen helfen, indem sie im Grunde genommen eine Grundlage bieten, um besser einschätzen zu können, wo Handlungsbedarf besteht«, erklärt Chris Roelfsema, leitender Kartierer des Allen Coral Atlas und leitender Forscher an der Universität von Queensland, gegenüber Mongabay. »Wir können besser Pläne für Meeresschutzgebiete erstellen, wir können die Fischbiomasse hochrechnen oder den Kohlenstoffbestand betrachten und all diese Dinge, die bisher nicht möglich waren.«
Laut den Entwicklern macht die Fertigstellung der Flachwasserkorallenkarten den Allen Coral Atlas zur umfassendsten, detailliertesten und ständig aktualisierten Ressource, die es gibt. Neben der Konsultation der Karten für die geografische Planung können aktuelle Informationen über Bedrohungen wie die Korallenbleiche die Entscheidungsträger nahezu in Echtzeit alarmieren, wenn sie andere Stressfaktoren in dem Gebiet, wie den Tourismus oder die kommerzielle Fischerei, reduzieren müssen. Sie können auch Korallen in ihren lokalen Gewässern identifizieren, die hitzeresistenter sind und bei der Wiederherstellung benachbarter Riffe helfen könnten. »Wir müssen dieses Instrument nutzen«, so Asner, »um die Korallenriffe vor den Auswirkungen der Klimakrise und anderen Bedrohungen zu schützen.« Dieser Beitrag zur Überwachung der Bleiche beleuchtet die Notlage der Korallenriffe angesichts des Klimawandels. Laut einigen Vorhersagen, sollen 70 bis 90 Prozent der weltweiten Korallenriffe in den nächsten drei Jahrzehnten verschwinden, wenn wir keine Maßnahmen ergreifen werden.
»Wir müssen die Korallenriffe an allen Fronten schützen«, sagte Roelfsema. »Dies muss mit lokalem Management unter Verwendung von Meeresschutzgebieten, der Reduzierung schädlicher Aktivitäten und der Unterstützung der Rehabilitation beginnen. Wir sind alle mit dem Meer und den Riffen verbunden. Der Klimawandel wirkt sich auf diese Riffe aus, und wir alle haben Einfluss auf den Klimawandel.«
Hier geht es zum Allen Coral Atlas: www.allencoralatlas.org
Fotos: Screenshot von allencoralatlas.org