Virus setzt den Korallen im Great Barrier Reef stark zu
Was erstmal nach einer harmlosen Infektion klingt, führt laut einem Artikel der BBC zu einem riesigen Problem am Great Barrier Reef. Das Virus sorgt letzten Endes dafür, dass sich die sowieso schon vorhandene Korallenbleiche noch zusätzlich verschlimmert. Denn es ist so: Gesunde Korallen stützen sich auf eine symbiotische Beziehung zu photosynthetischen Algen. Diese Einzeller sind auch bekannt als Symbiodinium, leben im Gewebe der Korallen und stellen bis zu 90% der Nährstoffe für die Korallen bereit.
Korallenbleiche: Unter Stress quitieren die Algen ihren Dienst
Unter Stress wie beispielsweise bei erhöhter Wassertempertur wird der Photosynthese-Prozess der Algen gestört und die Bindung zwischen Koralle und Symbiodinium wird unterbrochen. Manche Korallen stoßen die Algen dann auch ins Meer ab. Das Resultat ist, dass die Koralle praktisch verhungert und ausbleicht, was für die Meereslebewesen fatal ist.
Jetzt haben australische Wissenschaftler vom Institut für Meereswissenschaft (AIMS) drei unterschiedliche Viren identifiziert, die das Symbiodinium attackieren. Dies wurde unter Laborbedingungen an Proben der Korallenart Acropora aspera untersucht, die entlang des Great Barrier Reefs im Norden von Queensland gesammelt wurden und setzten sie auch realen Bedingungen von starkem UV-Licht bis zu starkem Regen aus. Eben alles das, was bei Korallen zu Stress und somit zur Bleiche führt. Zusätzlich wurde die Korallenart in freier Wildbahn examiniert. „In den Proben, die wir haben, gibt es scheinbar eine anhaltende Virusinfektion“, berichtet Meeresbiologin Dr. Karen Weynberg vom AIMS. „Das Symbiodinium wird von drei verschiedenen Arten von Viren sehr stark angegriffen.“ Weynberg erklärt weiter, dass der Effekt der Viren auf die Algen letztendlich für die Korallenbleiche verantwortlich sei.
Video: Tauchen am Great Barrier Reef – Ein Paradies auf Erden
Irreversible Schäden möglich: Great Barrier Reef leidet
Viren sind nichts Ungewöhnliches im Meer. Man nimmt an, dass in einem einzigen Teelöffel von Meerwasser mehrere Millionen von Viren vorhanden sind. Viren wurden dementsprechend schon früher in Korallenkolonien gefunden, ohne dass sie jedoch einen negativen Einfluss auf die Meereslebewesen gehabt hätten. Viel ist jedoch bis dato unbekannt über Rolle dieser Parasiten, die bei den Korallen leben. Falls die derzeitigen Erwärmungstendenzen weiter anhalten, wird das Great Barrier Reef bis zum Jahr 2030 irreversible Schäden erleiden. Dementsprechend wichtig ist es, mehr über den potentiell negativen Einfluss der Viren auf die Korallenbleiche herauszufinden.
Wie kommen die Wissenschaftler auf einen Herpesvirus am Great Barrier Reef?
Neben der Bleiche wurden bei den gestressten Korallen haufenweise virusähnliche Partikel entdeckt – nicht-infektiöse Partikel einer viralen Infektion. Bei genauer Betrachtung von Partikeln im Nanometerbereich haben die Wissenschaftler festgestellt, dass die zugehörigen Viren zu bekannten Gattung wie dem Herpesvirus, Retrovirus und Megavirus gehören. Die Herpesviren hatten von ihrer Gestalt her viel mit den menschlichen Herpesviren gemein, auf genetischer Ebene jedoch kaum Gemeinsamkeiten.
Fazit: Umweltbedingungen schwächen das Immunsystem des Great Barrier Riffs
Der Ausbruch des Virusinfekts kommt während der Phase, in der die Korallen durch die äußeren Einflüsse und Umweltbedingungen geschwächt werden. Das legt den Schluss nahe, dass die (menschgemachten) Umweltveränderungen dazu führen, Korallenriffe anfälliger für Virusinfektionen zu machen. Darauf deutet die Tatsache hin, dass die Menge der virusähnlichen Partikel nach dem Beginn der Korallenbleiche bis zu vier Mal höher war als zuvor.
„Das sind sehr schlechte Nachrichten“, sagt Rebecca Vega-Thurber, die an der Studie maßgeblich mitgearbeitet hat, in einer Mitteilung. „Diese Korallenbleiche hat in sehr kurzer Zeit am einem kompletten Riff stattgefunden. Das Riff wird sich möglicherweise erholen, aber Vorfälle wie dieser ereignen sich immer häufiger auf der ganzen Welt.“
“This is bad news,” said Rebecca Vega-Thurber, an assistant professor of microbiology at Oregon State University’s College of Science and corresponding author of the study, in a statement. “This bleaching event occurred in a very short period on a pristine reef. It may recover, but incidents like this are now happening more widely all around the world.”
Die National Oceanic and Atmospheric Administration hatte bereits im vergangenen Jahr mitgeteilt, dass aufgrund steigender Meerestemperaturen eine dritte große Korallenbereich drohe, von der vor allem der Pazifik und der Indische Ozean betroffen sein würden. Die Frage, ob diese Korallenbleiche von der Virusinfektion ausgelöst wird oder umgekehrt, ist somit eine simple Frage von Ursache und Wirkung.