Unterschiedliche Ursachen für Klimaschwankungen
Die Vermutung existiert bereits mehr als ein halbes Jahrhundert. Der norwegische Klimaforscher Jacob Bjerknes postulierte schon 1964 unterschiedliche Ursachen für Klimaschwankungen auf den unterschiedlichen Zeiträumen. Während die Atmosphäre hauptsächlich auf den kürzeren Zeitintervallen von Monaten bis zu Jahren Klimaschwankungen hervorruft, bestimmt auf den längeren Zeitintervallen von Jahrzehnten vor allem das Meer. Der erste Teil dieser Hypothese ist inzwischen gut untersucht, doch der Zweite ließ sich bisher nicht beweisen. „In der jetzt vorgelegten Studie können wir durch eine neue Analyse der Schiffsmessungen, die seit Ende des 19. Jahrhunderts vorliegen, den zweiten Teil der Bjerknes-Hypothese verifizieren“, sagt Prof. Dr. Mojib Latif vom GEOMAR, Ko-Autor der Studie. „Für die langzeitlichen Klimaschwankungen im atlantischen Sektor ist insbesondere die Golfstromzirkulation von entscheidender Bedeutung“, so Latif weiter.
Einflüsse der Meeresströmungen
Meeresströmungen beeinflussen die Oberflächentemperatur der Ozeane und damit auch den Wärmeaustausch mit der Atmosphäre. Und das verursacht schließlich Klimaschwankungen auf den angrenzenden Kontinenten. Am deutlichsten ist eine Schwingung mit einer Periode von 60 Jahren. „Solche dekadischen Klimaschwankungen sind dem generellen Erwärmungstrend überlagert, sodass es zeitweise so scheint, als wäre der Erwärmungstrend verlangsamt oder gar gestoppt. Nach einigen wenigen Jahrzehnten beschleunigt er sich dann aber wieder“, erläutert Prof. Latif. „Es ist für uns wichtig, diese natürlichen Zyklen zu verstehen, dann können wir letztendlich auch bessere Klimavorhersagen liefern.“ Ein Hauptproblem sei, so Latif weiter, dass es gerade aus den Ozeanen nur wenige und lange zurückreichende Messungen gäbe, was die Analyse und Interpretation der Klimaentwicklung erschwert. Daher nutzen die Wissenschaftler immer ausgefeiltere statistische Methoden, um noch mehr Informationen aus den Daten zu extrahieren.
„Wir benötigen sowohl realistische Modellsimulationen als auch langzeitliche Datensätze und gute Analysemethoden, um verlässliche Klimavorhersagen erstellen zu können. Unsere Arbeit ist ein weiterer Mosaikstein auf einem langen Weg, aber ich bin zuversichtlich, dass wir den natürlichen Klimaschwankungen ihre Geheimnisse entlocken werden“, resümiert Prof. Latif.
Infos: www.geomar.de