Die Erklärung könnte Grannys Verhalten liefern: Nicht nur, dass sie und andere Schwertwalkühe sich nicht um die evolutionstheoretischen Vorraussetzungen kümmern – sie führen auch mit ihrer Erfahrung die Gruppe bei der Futtersuche an und bringen sich aktiv in die Erziehung des Nachwuchses ein, auch wenn es nicht mehr ihr eigener ist. Die älteren Orca-Weibchen wissen mit ihrer Erfahrung, wo sie die besten und größten Lachse finden können – und vom Lachsbestand ist das Überleben der gesamten Gruppe abhängig.
Video: Orcas in der Antarktis – Killerwale in Aktion
Hohes Alter der Orcas bringt Aquarium-Betreiber in Erklärungsnot
Das hohe Alter von Orca J2 Granny ist nicht nur für ihre Familie ein absoluter Zugewinn, sondern diente bereits den Gegnern von Orca-Aquarien als Argumentationshilfe gegen die engen Bassins, in denen Orcas in Gefangenschaft gehalten werden. Der Aquarium-Betreiber SeaWorld hatte beispielsweise behauptet, dass Orcas in freier Wildbahn längst nicht so alt werden – J2 Granny hat das Gegenteil bewiesen und verdeutlicht damit, dass Orcas in Gefangenschaft doch deutlich früher sterben als solche in freier Wildbahn. Erst kürzlich hatte SeaWorld angekündigt, die umstrittenen Shows mit Orcas zumindest teilweise einzustellen, das Zuchtprogramm für Orcas zu beenden, und anstatt der Shows ein Programm anzubieten, das mehr der Lebensweise der Tiere entspricht. Von einer Freilassung der noch vorhandenen Tiere in die freie Wildbahn war jedoch nicht die Rede.
Der Orca J2 Granny wurde nun seit einigen Monaten nicht mehr gesehen. Falls Granny nun im Alter von 105 Jahren ihr Ende gefunden haben sollte, hat sie in jedem Fall ein für ein wildes Tier wie einen Schwertwal riesiges Vermächtnis hinterlassen.