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Panik beim Tauchen: Todesangst in der Tiefe

Panik beim Tauchen kann verheerende Folgen haben!

Miroslav plant eine Tauchreise zum Blue Hole in Dahab/Ägypten. Der Divemaster möchte mit seinem Buddy, ein Tauchlehrer mit rund 1000 Tauchgängen, The Arch betauchen: Der Durchbruch in der Felswand in 52 Metern Tiefe ist ein anspruchsvoller Spot.
Die Tauchbasis füllt ausschließlich mit Nitrox – ein Problem. Mit EAN28 für die Tiefe von 52 Metern sollte das nach Urteil der beiden „aber noch gerade so funktionieren“.
Kurz vor dem Eingang des Bogens gibt sein Buddy das Okay-Zeichen. Trotz einer plötzlichen psychischen und körperlich spürbaren Unruhe erwidert Miroslav das Okay-Zeichen. Die beiden tauchen weiter: 55 Meter Tiefe. Das Wasser wird immer dunkler. Miroslav merkt, wie sein Puls steigt. Ein Herzrasen kommt dazu, wie er es noch nie zuvor erlebt hat. So stark, dass er denkt, sein Brustkorb würde aufreißen. Er versucht sich zu beruhigen. In der Todesangst, die er verspürt sieht er nur noch eine Lösung: Raus aus der Dunkelheit, die sich für ihn wie ein Grab anfühlt. Klaustrophobische Ängste, die Gedanken an eine Sauerstoffvergiftung durch die Nitrox-Mischung, das kurzzeitige Abfallen auf 60 Meter Tiefe. Er hat nur einen Gedanken: nach oben! Er schießt hoch. In 37 Metern versucht er, sich zu beruhigen und macht einen kurzen Stopp. Keine Verbesserung. Er legt einen weiteren Sprint bis 25 Meter Tiefe hin. Plötzlich nimmt der Druck vom Brustkorb ab und die Atmung normalisiert sich. Endlich erreicht ihn auch sein Buddy. Die beiden können den Tauchgang noch sicher beenden. Miroslav schreibt das Erlebnis in sein Logbuch: „Wir tauchen zusammen und doch jeder für sich. Ich dachte, dass ich meine Grenze kenne, doch ich habe sie weit überschritten.“

Fehler 1: Dass zwei erfahrene Tauchprofis einen 52-Meter-Tieftauchgang mit Nitrox wagen, ist lebensgefährlicher Wahnsinn.Mit EAN28 ist beim Sauerstoff-Partialdruck von 1,4 bei 40 Metern das Tiefenlimit.
Fehler 2: Beim ersten Anzeichen von Unwohlsein sollte man sofort den Tauchgang abbrechen.
Fehler 3: Spätestens jetzt sollten die Alarmglocken schrillen.
Fehler 4: Natürlich wäre es besser gewesen, zum Buddy zu schwimmen. Im Notfall kann der Partner die Situation beruhigen. Aber in einer Panik reagiert niemand vernünftig.

Michael Krüger

Unser Experten-Tipp: „Ängste kontrollieren!“

„Die Regel ,Tauche nie allein’ stammt aus früheren Zeiten. Den einzigen Schutz bot ein zuverlässiger Tauchpartner. Da hieß es auch ,Tauche so nah an deinem Partner, dass du ihn im Notfall erreichen kannst’. Trotz der verbesserten Technik macht diese Regel auch heute noch Sinn. Bei einem Okay-Zeichen aus einigen Metern Entfernung kann ich nicht deuten, ob mein Buddy schon im Nirwana des Tiefenrauschs schwebt. Nur wenn man eng zusammen taucht, ist es möglich, im Notfall schnell zu reagieren. Außerdem gibt die Nähe Sicherheit. Absolut unverständlich ist, dass zwei erfahrene Taucher mit Nitrox ernsthaft, ohne Beachtung aller Regeln, einen Tieftauchgang auf über 50 Meter planen.
Zum Thema Angst: Es gibt Bedrohungen, die der Mensch emotional wahrnimmt und die Urängste hervorrufen. Zu den Auslösern zählen Tiefe, Dunkelheit, Alleinsein, sich schnell bewegende Tiere, plötzliche Bewegungen. Aber auch das Atmen unter Wasser kann verängstigen. Besonders die physikalischen Gefahren beim Tauchen sind für unser Landlebewesengehirn so abstrakt, dass sie oft ignoriert werden. Eine Reihe dieser Auslöser hat der Taucher in der Tiefe durchlebt. Einige Gefahrenquellen werden kognitiv verstanden, aber lösen keine Emotionen aus. Ein Taucher weiß, dass es gefährlich ist, wenn er auf 30 Metern mit wenig Luft eine Nacktschnecke fotografiert. Hat er Angst? Nein! Um die Bedrohung zu spüren, muss er sich erst ein Horrorfilmchen in seiner Fantasie zusammenbasteln. Ein Blick darauf, wie die menschliche Psyche und das Gehirn funktionieren, wäre in jeder Tauchausbildung genauso sinnvoll wie Tauchphysik, um Gefahren deuten zu können.“

Monika Rahimi,
Autorin „Tauchen ohne Angst“