Bei Ronja liegt dieser Tauchgang neun Jahre zurück – aber das Malheur mit anschließender Standpauke hat sie nicht vergessen: Bei diesem Tauchgang im Jahre 2006 während der AOWD-Ausbildung hatte sie gerade 15 geloggte Tauchgänge. Geplant war ein Multi-Level-Tauchgang mit einer Tauchlehrerin und ihrem Buddy. Die Vorbereitungen liefen gut: gemeinsamer Abstieg auf 27 Meter. Unten sammeln. Fünf Minuten an der Wand entlang Richtung Osten tauchen. Schließlich sollte über Etappen der Aufstieg eingeleitet werden. Ronja sollte guiden damit die Tauchlehrerin das Team beobachten konnte.
Sie erinnert sich: Beim Abstieg bis zur Tiefe von 27 Metern läuft alles reibungslos. Fünf Minuten bleiben sie auf diesem Level und geben sich das Okay-Zeichen. Als sich Ronja wenige Sekunden später nach ihrem Buddy umschaut, ist niemand da. Was ist los? Sie schaut zur Oberfläche und sieht ihren Instruktor hinter dem Buddy hertauchen. Was tun? Sie bleibt ruhig und steigt langsam auf fünf Meter Tiefe, um den Sicherheitsstopp einzuleiten, doch der Tauchlehrer macht Zeichen, sofort aufzutauchen.Was war passiert? Auf 27 Meter hat der Atemregler ihres Tauchpartners Wasser gezogen. Ihr Buddy bekam Panik und ist an die Oberfläche geschossen. Der Instruktor befand sich rechts hinter Ronja und konnte nicht reagieren. Zum Glück blieb der Aufstieg ohne Komplikationen.
Beim Nachbriefing am nächsten Tag wurden beide eine Stunde lang rund gemacht: Warum hat Ronja nicht aufgepasst? Wieso hat ihr Buddy nicht den Oktopus benutzt? Wozu der Notaufstieg und Sicherheitsstopp? Eigenes Fehlverhalten sah die Tauchlehrerin nicht.
Fehler 1: Wie reagiert ein Anfänger der auf einmal Wasser aus dem Regler zieht? Natürlich hätte man den Oktopus nehmen, oder zum Buddy tauchen können – aber in der Panik ist der Verstand ausgeschaltet. Besser nah nebeneinander als hintereinander weg tauchen
Fehler 2: Die Tauchlehrerin meint, tadellos gehandelt zu haben. Hier war sie allerdings zu weit vom Anfänger-Team entfernt, um effektiv eingreifen zu können.
Fehler 3: Wozu die Strafpredigt? Konstruktive Kritik bringt mehr als Schuldzuweisungen.
EXPERTENTIPP
Robert Mostard, PADI Course Director
„Ich bin mir nicht sicher, ob man beim Buddycheck festellen kann, ob ein Automat unter Wasser undicht ist. Es stellt sich aber die Frage, ob die Ausrüstung überhaupt geprüft wurde. Ich sage meinen Tauchern immer: Geht nie ohne Check ins Wasser! Es ist immer erstaunlich, welche Kleinigkeiten entdeckt werden, die unter Wasser zu ernsthaften Problemen führen können. Die Position der Tauchlehrerin war alles andere als ideal: Sie tauchte weit hinten und seitlich hinter dem Buddyteam. Dadurch ist der Instruktor zu weit weg, um im Notfall effektiv helfen zu können. Wenn man über den Schülern bleibt, kann man unkontrollierte Aufstiege besser verhindern. Immer leicht versetzt bleiben, um nicht im Blasenschwall zu verschwinden. Vom Sicherheitsstopp rate ich im Notfall übrigens ab: Einfach langsam bis zur Oberfläche auftauchen und sich dort treffen. Ich rede hier natürlich von Sporttauchern und nicht von Tekkies. Was ich nicht verstehe: Warum erfolgte das Debriefing erst am nächsten Tag? Man sollte nach einen Tauchgang mit Komplikationen zeitnah über die Vorfälle sprechen. Dazu gehört auch Lob auszusprechen, falls Entscheidungen richtig getroffen wurden. Es sollten aber auch alternative Möglichkeiten besprochen werden. Warum sie nicht zum Oktopus gewechselt hat? Welcher Taucher weiß schon, wie er in einer Tiefe von 27 Metern reagiert? Erst wenn man das erlebt hat, kann man seine Reaktion einschätzen. Immer vor dem Tauchgang beide Automaten checken und Mundstücke sowie den Zustand der Kabelbinder, Masken- und Flossenbänder checken.“