Text von Prof. Dr. Claus-Martin Muth
Bei sehr vielen Reisenden sind Darminfektionen und daraus resultierende Durchfallerkrankungen im Urlaub ein häufiges Problem. Diese werden vor allem durch klimatische Veränderungen, unsaubere Lebensmittel und letztlich durch Bakterien und Viren verursacht.
Laut Statistiken der Weltgesundheitsorganisation WHO haben in tropischen Gebieten etwa die Hälfte der Touristen ein Gesundheitsproblem. Wobei es sich in zirka 70 Prozent der Fälle um Magen-Darm-Erkrankungen handelt.
Man spricht in diesem Zusammenhang vom »Reisedurchfall« oder der »Reisediarrhoe«. Diese liegt vor, wenn drei oder mehr ungeformte Stühle pro Tag bei gleichzeitigem Vorliegen eines oder mehrerer begleitender Symptome wie Fieber, Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen bestehen.
Wo kommt es her?
Die Ursache einer solchen Reisediarrhoe (Durchfall) kann durchaus vielfältig sein. Sehr häufige Erreger sind allerdings Darmkeime und hier am häufigsten enterotoxische E. coli (ETEC)-Bakterien. So erfolgt die Aufnahme der Erreger sehr häufig über mit solchen Fäkalkeimen kontaminiertem Wasser oder Nahrungsmittel. Aber auch mechanisch über den Kontakt mit verunreinigten Händen.
Auswirkungen und Behandlung
Durchfall-Erkrankungen führen zu ausgeprägten Flüssigkeitsverlusten. Besonders bei Kindern (aber nicht nur bei diesen!) können diese rasch problematisch werden. Taucher seien in diesem Zusammenhang daran erinnert, der Verlust von Flüssigkeit erhöht zusätzlich die Gefahr, einen Dekompressionsunfall zu erleiden.
Es ist bei solchen Durchfall-Erkrankungen daher sehr wichtig, unabhängig von einer Tauchaktivität für den Ausgleich des Flüssigkeits- und Salzverlustes zu sorgen. Hier sind fertige Präparate wie zum Beispiel Elotrans®, mitgebracht von der heimischen Apotheke, sehr empfehlenswert. Falls keine Elektrolytlösung zur Verfügung steht, kann im Notfall nach dem folgenden Schema ein Ersatz hergestellt werden:
2 Esslöffel Traubenzucker oder ersatzweise normaler Zucker, 1 Teelöffel Kochsalz, ½ Teelöffel Natron (Natriumbicarbonat), gelöst in 1 Liter abgekochtem Wasser.
Cola und Salzstangen?
Die Therapie mit Cola und Salzstangen durchzuführen, kann nach heutigen Erkentnissen nicht mehr empfohlen werden. Sie ist nur als absolute Notlösung anzusehen, wobei der hohe Zuckergehalt von Cola den Durchfall noch verstärken kann.
Das wichtigste ist jedoch die Vorbeugung. Hier gilt die strikt zu beachtende goldene Regel: Egal, was du essen willst: Koche es, brate es, schäle es oder vergiss es! (Boil it, cook it, peel it, or forget it!) Daher gilt: Augen auf bei der Essensauswahl am Buffet im Hotel und auf dem Tauchschiff, eher Finger weg von rohen Salaten und Obst.
Kommt es trotz aller Vorsicht doch zur Durchfall-Erkrankung, ist diese meist innerhalb von drei bis vier Tagen von selbst vorbei. Aus diesem Grund und wegen der Sorge um die Entwicklung von Resistenzen bei den Erregern wird auch nicht die sofortige Einnahme von antibiotikahaltigen Medikamenten empfohlen.
Dieser Rat ist wichtig vor dem Hintergrund, dass solche Medikamente im Ausland häufig frei verkäuflich sind und mitunter auch von medizinischen Laien, etwa Tauchbasenpersonal verteilt werden. Bei sehr heftigen Diarrhoe-Verläufen leistet Imodium® mitunter gute Dienste – ohne allerdings den Erkrankungsverlauf an sich zu beeinflussen.
Wenn die Einnahme allerdings erforderlich ist, sollten Tropfen gewählt werden, weil der »Durchmarsch« manchmal schneller sein kann als die Auflösung der Kapsel. Zudem muss nach der Einnahme mit dem Auftreten von Schwindel, Kopfschmerzen und Müdigkeit gerechnet werden, sodass das Tauchen beeinträchtigt sein kann. Allerdings sollte bei einer Reisediarrhoe ohnehin mit dem Tauchen pausiert werden.
Was tun, wenn es nicht aufhört?
Hält ein solcher Durchfall über mehr als 48 Stunden an, oder ist er besonders heftig, sollte unbedingt ein Arzt vor Ort aufgesucht werden, weil es sich dann auch um etwas anderes als eine »normale« Reisediarrhoe handeln kann. In solch schweren Fällen können lokale Antibiotika durchaus gute Dienste leisten. Zumal die durch den anhaltenden Durchfall hervorgerufenen Flüssigkeitsverluste lebensbedrohlich werden können.
Schließlich kann sich hinter anhaltenden Durchfällen auch eine noch ernstere Erkrankung wie Malaria, Cholera und anderes verbergen. Gegen Cholera ist eine Impfung möglich, denn es steht seit einiger Zeit ein entsprechender Impfstoff (Dukoral®) in Deutschland zur Verfügung. Untersuchungen zufolge scheint dieser Cholera-Impfstoff aber auch gegen die gewöhnliche Reisediarrhoe, die ja nicht vom Cholera-Erreger ausgelöst wird, einen gewissen Schutz zu bieten. Hier sollte vor Reisebeginn eine ausführliche Beratung durch den Hausarzt erfolgen.
REISELUST HOFFENTLICH NICHT GETRÜBT!
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