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Rettung für Schweinswale

Ein neues akustisches Warngerät für Schweinswale ist erfolgreich getestet worden. Porpoise Alarm (PAL) imitiert die Kommunikationslaute von Schweinswalen, um die Tiere vor tödlichen Fischereinetzen zu warnen. Die neuesten Ergebnisse stellte der Meeresbiologe Prof. Boris Culik auf der 25. Konferenz der Europäischen Gesellschaft für Walforschung in Cádiz, Spanien, vor. Ein von Boris Culik gemeinsam mit dem Hersteller hydroakustischer Systeme L3-ELAC Nautik in Kiel entwickelter Klickgenerator wurde so programmiert, dass er entsprechende Warn-Klicks mit zunehmender Frequenz erzeugt. Erste Versuche zeigen, dass die Tiere das Signal richtig verstehen und darauf mit intensiver akustischer Untersuchung reagieren. Ziel dieses durch den Freundeskreis der Bonner Konvention zur Erhaltung wandernder wild lebender Tierarten (UNEP/CMS) unterstützten Forschungsprojekts ist es, für die Schweinswale erkennbare Warngeräusche zu erzeugen. Hannes Jaenicke, Vorsitzender des Freundeskreises, erklärte: „Bis zu 80 Prozent der gestrandeten Schweinswale kommen in Stellnetzen um. Die Warngeräte sind eine wichtige Sofortmaßnahme, um den Beifang in Nord- und Ostsee zu mindern.“

Tod durch Beifang
Die wichtigste Todesursache für Schweinswale ist Beifang, das Verfangen und Ertrinken in Fischereinetzen vor allem in Kiemennetzen. Die Tiere können die Netze aus feinem Nylongarn weder visuell noch akustisch durch ihre Klicklaute rechtzeitig erkennen. Um Beifang zu vermeiden, werden derzeit vorwiegend Pinger eingesetzt. Dabei handelt es sich um akustische Geräte, die für Schweinswale störende Geräusche aussenden. Als Reaktion halten die Tiere zu mit Pingern bestückten Netzen einen Abstand von bis zu mehreren hundert Metern ein. Auf diese Entfernung können Schweinswale nicht mehr durch Echolot ein Netz als Hindernis oder Bedrohung wahrnehmen. Folglich lernen Schweinswale nicht, den Bezug zwischen Pinger und Bedrohung herzustellen. Die Pinger halten die Schweinswale auch von ihren natürlichen Nahrungsgründen fern. Zusätzlich werden die Meeressäuger durch die lauten Pinger auch in benachbarte Netze gescheucht, die von weniger als zwölf Meter großen Kuttern ausgebracht werden. Diese müssen jedoch laut EU-Richtlinie nicht mit Pingern ausgerüstet sein. Schweinswale kommunizieren meist mit Klicks. Bestimmte Klick-Abfolgen, sogenannte Klicktrains, werden dabei als Warnung verstanden. Die Reaktion von Schweinswalen auf dieses Signal testete Boris Culik gemeinsam mit dem Studenten Simon Winkler in Versuchen im Fjord & Baelt Center im dänischen Kerteminde. Bei näherer Prüfung der Geräuschquelle steigerten die vier Versuchstiere die Anzahl ihrer Klicks um circa 40 Prozent. Diese positiven Ergebnisse wurden an frei lebenden Schweinswalen im Kleinen Belt vor der dänischen Stadt Fredericia überprüft. Sobald Schweinswale gesichtet wurden, startete PAL die Signalabfolge. Dabei wurden die Tiere weder verscheucht oder angelockt, sondern sie untersuchten interessiert die Umgebung der Geräuschquelle. Da die Schweinswale nicht pausenlos klicken, können sie Netze übersehen und dadurch mit ihnen kollidieren. Das soll „PAL“ verhindern. Die von einem Klickdetektor aufgenommene Anzahl und die Lautstärke der empfangenen Klicks stiegen bei Einsatz des Warngerätes deutlich an. Das Ergebnis bestätigt die Resultate aus dem Aquarium in Kerteminde.

Ob das neue Warngerät tatsächlich helfen kann, Schweinswale vor dem Ertrinken in Fischereinetzen zu bewahren, muss noch in einem Feldversuch gemeinsam mit Fischern getestet werden. Derzeit wird der hier erfolgreich eingesetzte Prototyp den harschen Bedingungen der Fischereiindustrie angepasst. Weitere Infos findet ihr auf www.cms.int