Reiseberichte

Rotes Meer in Ägypten: Von einsamen Tauchspots und seltsamen Meereslebewesen

Meine Reise beginnt mit einem Roadtrip – vom Flughafen in Hurghada bis runter ins 280 Kilometer entfernte Marsa Alam. Ich bin aufgeregt, denn was habe ich nicht alles vor dem Abflug gelesen und was wurde nicht alles geschrieben: „Seien Sie wachsam!“ rät das Auswärtige Amt – „Pass bloß auf Dich auf!“ meinen die lieben Verwandten. Und jetzt bin ich da – mehr als 4500 Kilometer von Hamburg entfernt auf dem ägyptischen Rotmeer – Highway mitten im Nirgendwo, zur linken die türkisblaue See, zur rechten weit und breit Berge und Wüste. Nur mein Fahrer und ich. Ich bin angespannt – nennen wir es mal wachsam! Dieser Zustand hält zum Glück nur sehr kurz an: Denn wir kommen auf unserer Tour gen Süden durch El Quseir, wo Ägypten noch authentisch ist. Als wir langsam über die staubige, von Schlaglöchern gesäumte Hauptstraße des kleinen Fischerorts fahren, sehe ich ägyptische Kinder auf der Straße toben und Fußball spielen, Frauen mit und ohne Kopftuch lachend von Geschäft zu Geschäft flanieren, und Männer bei einer Wasserpfeife entspannen. Was für ein Kontrast zum Touri-Zentrum Hurghada! Da wird mir schlagartig klar: Für den Rest dieser Reise wirst du nicht wachsam, sondern vor allem achtsam sein, und die Vielfalt dieses Landes und der Unterwasserwelt des Roten Meeres in dich aufsaugen. Gesagt – getan!

Fast surreal, was sich da unter Wasser abspielt

Nach knapp einem Tag Anreise kann ich es kaum erwarten, endlich ins Wasser zu kommen! Meine erste Station ist die Extra Divers Tauchbasis im Three Corners Equinox nördlich von Marsa Alam. Der ägyptisch-stämmige Basisleiter Mohamed spricht exzellentes Deutsch und organisiert für uns Tauchgänge von Land aus und mit dem Zodiac. Die Basis liegt direkt am Strand, sodass wir uns meistens direkt am Meer anrödeln können. Unser erster Tauchgang ist in einer kleinen, abgelegenen Bucht südlich vom Hotel. Über den Sandstrand geht’s ins türkisgrüne Wasser und linke Schulter ins Riff. Wahnsinn! Nach vier Jahren Pause bin ich endlich wieder im Roten Meer – fast hätte ich vergessen, wie schön es ist. Die Korallen mit ihrer bunten Farbenpracht, der Fischreichtum mit den bunten Papageienfischen, Barakudas, Makrelen, Thunfischen – und die üblichen 30 Meter Sichtweite.

Mein persönliches Highlight in Marsa Alam war jedoch ein Riffbewohner, den ich vorher überhaupt nicht auf dem Radar hatte: Der Dugong! – Die Seekuh von Marsa Alam! Man schätzt den Bestand dieser Manatee-ähnlichen Tiere auf etwa sieben Tiere im gesamten Roten Meer. Zwei davon leben permanent am Hausriff des Equinox. Als wir mit dem Zodiac zurückkehren, taucht eines der meterlangen Tiere schnaufend neben uns auf. Sofort springen wir mit ABC ins Wasser. Wie eine Mischung aus Wal, Delfin und Seehund, durchwühlt der Dugong den Meeresgrund mit seinem Maul und taucht alle paar Minuten an die Oberfläche, um Luft zu holen. Wir tauchen zum Greifen nahe neben dem Tier. Was für ein surrealer Anblick!

 

Perfekt wie ein Schweizer Uhrwerk: Tauchen in El Quseir

Nächster Stopp auf meiner Tour ist das Mövenpick Resort in El Quseir, Das Fünf-Sterne-Haus hat gerüchteweise das schönste Hausriff am Roten Meer und das zweitbeste der Welt. Das Hotel ist im Stil eines nubischen Dorfs erbaut und fügt sich auf diese Weise nahtlos in die Landschaft ein. Die zugehörige Tauchbasis liegt am Hausstrand und verfügt über einen eigenen Steg, sodass der Einstieg ins Hausriff nur ein Katzensprung ist. Center-Manager Mark Hügi und sein großes Team legen großen Wert auf Perfektion, um den häufig gut betuchten Kunden ein außergewöhnliches Unterwasser-Erlebnis zu bieten. Ich gehe mit meinem privaten Guide Mohamed auf Erkundungstour am Riff, das etliche Varianten bietet: linke Schulter, rechte Schulter oder mittig befinden sich große, mit Weich- und Hartkorallen bewachsene Riffblöcke, die zum Teil wie Türme bis zur Oberfläche wachsen. An diesem außergewöhnlichen Hausspot tummeln sich Blaupunktrochen, Krokodilfische, und viel kleineres Getier. Auch Delfine lassen sich hier hin und wieder blicken. „Im vergangenen Jahr hat sich sogar ein Walhai hier bei uns in die Bucht verirrt“, berichtet Basisleiter Hügi. Der riesige Fisch sei direkt in der Nähe vom Einstieg in der Bucht geschwommen und habe sowohl Urlauber als auch Guides in Staunen versetzt. Wer sich weniger für Großfisch interessiert, kann in der Mitte der Lagune einem spannenden Makrobereich widmen und am Sandgrund nach Seepferdchen suchen oder Ausschau nach Rochenbabys halten, denn die geschützten Riffe sind die Kinderstube für viele Arten. Ein wirklich außergewöhnlicher Abenteuerspielplatz unter Wasser, an dem ich stundenlang auf Entdeckungstour gehe und trotzdem immer noch neue Ecken finde – dank Guide Mohamed, der schon seit 20 Jahren an diesen Spots unterwegs ist.