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Toter Tümmler in der Adria

Der Portier eines Hotels entdeckte den tot vor dem Hotelstrand treibenden Großen Tümmler. Bei der Obduktion fand man sieben Schrotkugeln im Brustkorb des erwachsenen Männchens. „Doch er war nicht sofort tot“, erklärt Ulrike Kirsch, Leiterin des Projekts „Rettung der letzten Adria-Delfine“ von der Gesellschaft zur Rettung der Delphine (GRD). „Der knapp drei Meter große und einen halben Zentner schwere Delfin verblutete langsam und qualvoll“. Große Tümmler sind sehr neugierig und nähern sich Menschen und Booten oft ohne Scheu. Ihre Freundlichkeit wird ihnen entlang der kroatischen Küste immer wieder zum Verhängnis: Mehrfach wurden erschossene Delfine aufgefunden, davon in den letzten fünf Jahren allein drei in Istrien, die Dunkelziffer dürfte weitaus höher sein. Die kroatische Tierärztin Dr. Martina Duras von der Universität Zagreb Projektpartnerin der GRD – ist fassungslos: „Wir hatten immer den Eindruck, dass die Menschen in Istrien am meisten Verständnis für den Naturschutz zeigen, weil wir hier von den örtlichen Tierärzten, der Polizei und den Behörden stark unterstützt werden.“ Die Befunde der Obduktion lassen darauf schließen, dass der Delfin in den Gewässern von Porec, also in der Nähe des Fundorts, umgebracht wurde. Wale, Delfine und Robben sind in Kroatien streng geschützt. Die Polizei hat in dem aktuellen Fall eine Untersuchung gegen Unbekannt eingeleitet. „Bei einem derart kleinen Bestand wie den Adria-Delfinen wiegt jedes einzelne tote Tier schwer und bedeutet einen herben Verlust für das Überleben der Population“, sagt Ulrike Kirsch. „Wir hoffen sehr, dass der oder die Schuldigen bald gefunden und entsprechend hart bestraft werden“. Straftaten gegen streng geschützte Tiere werden in Kroatien mit Bußgeldern bis zu umgerechnet etwa 5000 Euro geahndet. Mit ihrem Schutzprojekt zur “ Rettung der letzten Adria-Delfine will die GRD gemeinsam mit ihren Partnern von der Universität Zagreb die nur noch etwa 220 Große Tümmler zählende Population vor dem Aussterben bewahren. Es sind die letzten Meeressäuger, die das ganze Jahr über in kroatischen Küstengewässern leben, nachdem die Mönchsrobbe und der Gemeine Delfinin der Adria ausgestorben sind. Schon eine geringfügige Störung im ökologischen Gleichgewicht könnte für die kleine Population das Aus bedeuten. Obwohl die Meeressäuger seit 1995 gesetzlich geschützt sind, sterben noch immer mehr als die Hälfte durch menschliche Einflüsse, wie Beifangtod in Fischernetzen, Überfischung, Jagd und Wassermotorsport. www.delphinschutz.org