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Vor Sri Lanka bahnt sich eine Umweltkatastrophe an

Auf einem mit 300 Tonnen Öl beladenen Containerschiff nahe Sri Lanka hat sich eine Explosion mit anschließendem Brand ereignet. Die unter der Flagge Singapurs fahrende X-Press Pearl ist Anfang Juni gesunken, einen Monat nachdem sie Feuer gefangen hatte, was die Sorge um eine mögliche Umweltkatastrophe weckte. WWF sagt, es drohe eine der größten ökologischen Katastrophen der vergangenen Jahrzehnte, sollte auch nur ein Teil des Öls ins Meer gelangen. Es wäre schlicht verheerend für Wal- und Riffhaie, Schildkröten, Pott- und Blauwale, die ganze Meereswelt vor Sri Lanka. Von den vom Meer abhängenden Menschen ganz zu schweigen. Des Weiteren transportierte die X-Press Pearl 25 Tonnen Salpetersäure und andere Chemikalien sowie 28 Container mit Plastikgranulat für die Verpackungsindustrie. Schon bevor der Frachter vergangene Woche sank, stürzten mehrere Container während des Brandes ins Meer. Die Plastikteilchen aus den Containern verschmutzen seither das Meer und die Strände Sri Lankas. Es gab schon massive Folgen für die Meeresbewohner. Die Tiere fressen das Plastik, weil sie es nicht von Nahrung unterscheiden können und verhungern dann mit vollem Magen.  Die winzigen Plastikteilchen wurden sogar bis zu 80 Kilometer landeinwärts gefunden. „Durch die Meeresströmungen werden die Plastikpartikel über die ganze Welt verteilt“, sagt die Umweltwissenschaftlerin Patricia Holm von der Uni Basel. 

Die residierende U.N.-Koordinatorin in Sri Lanka Hanaa Singer-Hamdy sagt, eine solche Umweltkatastrophe verursacht erhebliche Schäden auf dem Planeten und bedroht Leben und Lebensgrundlagen der Bevölkerung. Ein U.N.-Team von Experten für Ölkatastrophen und Chemikalien – von der Europäischen Union bereitgestellt – wurde nach Sri Lanka entsandt. Das Schiff soll knapp 1.500 Container geladen haben, von denen 81 als „gefährliche“ Güter beschrieben wurden. Die Hauptsorge gilt dem Öl, das als Treibstoff für das Schiff verwendet wurde. Offiziell hieß es, es könnte bei dem Feuer verbrannt sein. Sowohl die sri-lankischen Behörden als auch der Betreiber des Schiffes, X-Press Feeders, haben gesagt, dass es bisher keine Anzeichen für einen Ölaustritt gibt.

Die Folgen einer Ölkatastrophe

Die Folgen einer solchen Katastrophe lassen sich am Beispiel von Mauritius erklären. Gerade letztes Jahr liefen vor Mauritius tausende Tonnen Schweröl aus dem havarierten Frachter Wakashio. Den Einsatzkräften gelang es zwar, den Großteil des verbleibenden Öls abzupumpen, für Teile der Natur kommt die Rettung allerdings zu spät. Das bereits ausgetretene Schweröl droht die Natur in Mauritius für Jahrzehnte zu zerstören. 

In der direkten Umgebung der Unglücksstelle liegen ein geschütztes Korallen-Atoll und zwei UNESCO-Feuchtgebiete. Das Blue Ray Korallenriffgebiet in der Nähe des havarierten Frachters wird seit 2019 aufwändig renaturiert. Die Havarie des Frachters droht die Fortschritte nun zur Nichte zu machen. Die Korallenriffe sind schon stark durch die Klimakrise gefährdet, das austretende Schweröl ist ein weiterer schwere Schlag gegen das geschwächte Ökosystem. Auch die Mangrovenwälder in der Region sind durch die Ölkatastrohe in Gefahr. Im Schlick der Mangrovenwälder leben Muscheln, Würmer und Schnecken, die das Öl in tiefere Bodenschichten eintragen. Dort fehlt der Sauerstoff, mit dessen Hilfe Mikroorganismen das Öl sonst abbauen. Daher vergiftet das Öl dort Tiere und Pflanzen viele Jahre lang und zerstören so die Kinderstube von Fischen und anderen Meereslebewesen. Das trifft auch die ungefähr 2300 Fischer auf Mauritius besonders hart.  Angesichts des bereits ausgetretenen Öls braucht es dann Unterstützung für die Fischer sowie engagierte regionale Zusammenarbeit, um das bereits ausgetretene Öl zu beseitigen. Doch wer zahlt den Schaden?

Die fast vergessene Katastrophe

Auch im Roten Meer vor Jemen droht eine Ölkatastrophe. Vor dem Bürgerkriegsland liegt schon fast vergessen von der Öffentlichkeit seit einem Jahr ein havarierter und verlassener Tanker. Rund 160.000 Tonnen Rohöl drohen ins Meer zu laufen. Das sind viermal so viel wie bei der verheerenden Ölkatastrophe des Tankers “Exxon Valdez”, der im Jahr 1989 havarierte und eine Ölpest vor Alaska verursacht hatte. Langfristig kann nur der totale Ausstieg aus fossilen Energieträgern unsere Natur schützen. Denn dann ist auch ein Großteil der Öltanker obsolet.

 

Quelle: wwf