Reise Reiseberichte

Ägypten Spezial – Teil 2: Coral Garden

In dieser achtteiligen Serie reisen wir mit Ihnen die ägyptische Küste des Roten Meeres hinunter. Der zweite Stopp befindet sich ein wenig südlich von Safaga.

Wolfgang Pölzer

TEXT – Barbara & Wolfgang Pölzer

Von Sharm el Naga kommend, vorbei an der berühmten Soma Bay und Safaga stoppt unser Fahrer nach rund 40 Minuten vor dem Orca Diveclub Coral Garden. Ein echtes Tauchresort, wie man es heutzutage kaum mehr findet! Ruhige Lage, nur 32 Zimmer, einfach eingerichtet, aber mit schönem Meerblick. In der Anlage gibt es weder Pool noch Animation.

Kein Schnickschnack, sondern als Herzstück eine Top-Tauchbasis. Schon beim ersten Rundgang begeistert uns das Basiskonzept: Von Tauchern für Taucher gemacht. Ähnlich wie auf einem Safarischiff steht pro Person eine breite Sitzbank mit Flaschenhalterung und Equipmentkiste bereit, wo man sein Gerödel den ganzen Urlaub über lassen kann, ohne es mehrmals täglich in irgendwelchen immer zu kleinen Kästchen verstauen zu müssen.

Basenleiterin und -leiter Sonja Kraus und Tom Freibote

Mindestens ebenso sympathisch: die beiden erfahrenen Basenleiter, das deutsche Paar Sonja und Tom, das den Gästen neben dem Hausriff mit diversen Ausfahrten eine breite Palette an Tauchmöglichkeiten bietet.

Tauch- und Schnorchelbucht

Wenige Schritte vor der Basis queren wir den fast 600 Meter langen Sandstrand der Gassous Bay und stapfen hinter Jessi ins Wasser. Die deutsche Tauchlehrerin soll uns einen ersten Überblick über die riesige Hausriffbucht vermitteln.

Über flach abfallenden Sandgrund geht es vorbei an mehreren künstlichen Riffstrukturen aus Baustahl, Plastikrohren und Amphoren, die nach fast zehn Jahren im Wasser schon ordentlichen Bewuchs zeigen. Interessanter finden wir jedoch einen Korallenblock im 20-Meter-Tiefenbereich, der wie ein Magnet jede Menge Leben anzieht.

Eine Schule Silberflossenblätter steht am Beginn der Gassous Bay, der Hausbucht von Coral Garden.

Mehrere Arten bunter Seenadeln, dazu Garnelen, Muränen, Feuerfische und Zackenbarsche neben einem Glasfischschwarm und Blaustreifenschnappern scheinen mit kleinen Riff- und Fahnenbarschen um die Wette zu eifern. Sogar einen bestens getarnten Geisterpfeifenfisch kann Jessi uns zeigen.

Weiter flosseln wir über ein Pärchen von Zwergflügel-Rossfischen und gleich diverse Nacktschnecken am Sandgrund zu einem kapitalen Barrakuda, der gerade von zwei Schnorchlern beobachtet wird. Zurück im Flachwasser müssen wir uns keine Sorgen über umherflitzende Zodiacs oder gar Jetskis machen – der Einsatz von beidem ist in der gesamten Bucht verboten.

Ein junger Schaukelfisch wippt wunderbar getarnt im Flachbereich der Bucht hin und her.

In gerade mal drei Meter Wassertiefe überrascht uns Jessi zum Abschluss noch mit zwei Baby-Schaukelfischen. Niedlich! Die kaum daumennagelgroßen Winzlinge verbergen sich zwischen Algenblättchen und einem Kreis aus Korallenbrocken. De facto haben wir bei unserem 1,5-stündigen Rundkurs lediglich den flachen Mittelteil der Bucht gesehen.

Korallengärten und Steilwände beiderseits heben wir uns für den folgenden Tag auf. Auf den tiefen Abschnitt der Buchtmitte mit vorgelagerten Riffen bis über 40 Meter müssen wir diesmal allerdings verzichten. Da es bei unserem Aufenthalt im Winter gegen 17 Uhr in Ägypten schon dunkel ist, schließen wir stattdessen einen Nachttauchgang an.

Die Bucht Gassous Bay mit ihrem 600 Meter langem Sandstrand

Ab in die Dunkelheit

Neue Flasche, neuer Guide. Und zurück ins Wasser. Deutlich langsamer und gemütlich geht es jetzt im Zickzack über Sandgrund und kleine Blöcke. Jetzt stehen nur noch Fotomotive im Vordergrund. Und an diesen mangelt es keineswegs.

Neben diversen Krabben und Garnelen, Drachenköpfen, schlafenden Papageifischen sowie einer bildhübschen Tigerkauri entdecken wir erneut einen Geisterpfeifenfisch. Und als persönliches Highlight noch zwei grimmig dreinblickende, bis auf ihre Glotzaugen und das zähnefletschende Maul im Sand eingegrabene Himmelsgucker.

Himmelsgucker oder Sterngucker, früher auch als Meerpfaff bezeichnet, sind eine Familie der Barschartigen. Dennoch besitzen sie potente Giftstacheln am Ende ihrer Kiemendeckel.

Ab nach draußen

Der folgende Tag steht ganz im Zeichen der Hausriffbucht-Außenseiten. Vorbei am standorttreuen Barrakuda und diesmal gleich drei Pärchen von Flügelrossfischen stöbern wir, immer noch im Flachwasser, ein prächtiges Exemplar eines Rotmeer-Walkmans auf.

Flügelrossfische, auch Seemotten genannt. Sie werden den Seenadelartigen zugeordnet.

Der top getarnte, giftige Skorpionsfisch präsentiert uns seine leuchtend bunten Warnfarben an den gespreizten Flossen und gibt dabei ein tolles Fotomotiv ab.

Rotmeer-Walkmen bewegen sich behäbig über den Sand, wohl wissend wie abschreckend ihr Gift ist.

Deutlich größer, überrascht uns am Anfang der Korallenwand eine riesige Schule Silberflossenblätter. Die gut handflächengroßen Schwarmfische schwimmen zu Hunderten an der Riffkante nahe der Wasseroberfläche und jagen nach Plankton. Bis auf ihre gelben Flossen komplett silbrigglänzend und im Sonnenlicht stark reflektierend, können wir uns von ihrem anmutigen Glitzerspiel kaum trennen.

Diveguide Zyad drängt zur Eile, schließlich will er uns möglichst viel von diesem schönen Korallengarten zeigen. Durch ein Labyrinth aus Canyons, Spalten und kleinen Höhlen führt er uns vorbei an Barbenschwärmen, schlafenden Kugelfischen und Drachenköpfen, kleinen Thunfisch- und Makrelen-Trupps und landet mit uns bei einem kapitalen Krokodilsfisch, der es sich am Eingang einer Grotte bequem gemacht hat.

Krokodilfische werden auch Plattköpfe genannt. Auch wenn sie ähnlich wie Skorpionfische mit Stacheln besetze Flossen besitzen, haben sie dort keine Giftdrüsen.

Dank 15-Liter-Flaschen erreichen wir nach einer Tauchzeit von exakt zwei Stunden wieder unsere Einstiegsstelle. Allein das sagt schon einiges über die Qualität des Tauchspots aus. Wir sind begeistert von diesem Tauchhotel mit seiner enorm vielfältigen Bucht.

Wem die gemütliche Zwei-Sterne-Anlage nicht standesgemäß genug erscheinen sollte, der kann auch im benachbarten Vier-Sterne-All Inclusive-Hotel Coral Sun Beach logieren und in fünf Gehminuten am Strand entlang hierher zum Tauchen kommen.

Coral Garden Resort

Das einfache, zweckmäßige und gemütlich ausgestattete Zwei-Sterne-Hotel Coral Garden Resort besteht seit dem Jahr 2000. Es befindet sich in schöner, ruhiger Lage mit Sandstrand ohne Pool und ohne Animation und eignet sich perfekt zum Tauchen, Schnorcheln und Relaxen.

Die Zimmer, sauber und ordentlich, sind klimatisiert und mit einem Kühlschrank ausgestattet.

Die 32 Zimmer in drei verschiedenen Kategorien bieten Platz für bis zu 70 Gäste und verfügen alle über Klimaanlage, Kühlschrank/Minibar, TV, Safe, Bad/WC und Terrasse.

Frühstück und Abendessen werden im Halbschatten des hauseigenen Restaurants serviert.
Die Terassen laden zum Relaxen und Sonnenbaden ein.

Wer mehr Komfort möchte, kann auch im Vier-Sterne-Hotel Coral Sun Beach logieren, das fünf Gehminuten am Sandstrand entlang am anderen Ende der Bucht liegt und neben Pool, Fitnesscenter, Shops und Miniclub/Kinderbetreuung auch All Inclusive-Verpflegung bietet.

Eine Bar mit gemütlichen Hangout drum herum lädt zur Gemeinschaftlichkeit ein.

Anreise & Sicherheit

Anreise: Der Autotransfer vom Flughafen Hurghada dauert etwa eine Stunde.
Medizin: Die nächstgelegene Druckkammer befindet sich in Safaga.

Preise bei sun+fun

Coral Garden Resort
pro Person ab 704 Euro: 7 ÜN/DZ/Steinhaus, HP, inklusive Flug mit Air Cairo ab Deutschland nach Hurghada
Tauchen: Orca-Tauchbasis,
10 Hausrifftauchgänge: 240 Euro,
10 Bootstauchgänge: 341 Euro

Basisprofil: Orca Dive Club Coral Garden

Besteht seit: 2008
Basisleitung: das Pärchen Sonja Kraus & Tom Freibote (deutsch)
Ausbildung: nach SSI und CMAS von OWD bis zum Tauchlehrer-Assistent sowie alle gängigen Spezialkurse. Kindertauchen ab 10 Jahren, Nitrox 32 for free, Rebreather-Ausbildung und -Support sowie zwei Mares Horizon im Verleih.
Tauchbestimmungen: Vorlage von Brevet, Logbuch und Tauchtauglichkeitsattest sowie verpflichtender Checkdive. Bojenpflicht für jeden Taucher!
Getaucht wird bei bis zu 30 geloggten Tauchgängen nur mit Guide, danach selbständig im Buddyteam. Da die Basis bei der örtlichen Küstenwache für jeden Taucher vorab eine Genehmigung beantragen muss, sollen die Gäste unbedingt bis spätestens eine Woche vor Anreise eine Reisepasskopie per E-Mail schicken.
Tauchplätze: Neben dem weiträumigen und abwechslungsreichen Hausriff werden Halbtages-Bustouren sowie Bootstouren ab Safaga mit der dortigen Orca-Partnerbasis angeboten. Insgesamt können rund 25 verschiedene Tauchspots in fünf bis 90 Minuten Entfernung erreicht werden. Am Hausriff gibt es kein Zodiac. Dadurch ist es in der weitläufigen Bucht angenehm ruhig, sodass man hier viel mehr Fische sieht.
Maximaltiefe: 40 m
Tauchlehrer: 4 TL, 2 Guides
Ausstattung: 35 komplette Ausrüstungen.
Leihgebühr: 24 Euro/Tag.
Preise: ein Hausriff-Tauchgang (inklusive Flasche und Blei) kostet 34 Euro. Ein 10er Paket Hausrifftauchen ab 225 Euro. Aufpreis für Nachttauchgang: 5 Euro. OWD-Kurs (inklusive Brevetierung): 460 Euro (bei Vorbuchung).


Lage: in der Gassous Bay direkt am wunderbaren Hausriff, etwa 22 Kilometer südlich von Safaga.
Nachhaltigkeit: Die Tauchbasis hat seit 2015 mehrere künstliche Riffe in der Hausriffbucht installiert und ist ständig bemüht, Plastikmüll an allen Tauchplätzen an Land und unter Wasser zu sammeln. Zu Drinks in Restaurant und Bar werden innovative Strohhalme aus ägyptischem Reedgras gegeben sowie Plastikflaschen einer vertrauenswürdigen Recyclingstelle zugeführt.