Reise Reiseberichte

Ägypten Spezial – Teil 5: Shoni Bay

In dieser achtteiligen Serie reisen wir mit Ihnen die ägyptische Küste des Roten Meeres hinunter. Nun halten wir im Shoni Bay Resort nur 20 Minunten entfernt vom Flughafen Marsa Alam.

Wolfgang Pölzer

TEXT – Barbara & Wolfgang Pölzer

Es geht weiter. Und zwar gute 100 Kilometer bis knapp südlich von Port Ghalib. Hier steigen wir im Vier-Sterne-Shoni Bay Resort ab. Die großflächige 500-Betten-Anlage mit eigenem, ein Kilometer langem Sandstrand wurde ursprünglich für den italienischen Markt errichtet. Jahre später wurde sie um eine animationsfreie Ruhezone mit eigenem Poolbereich erweitert und beherbergt nun rund 50 Prozent deutschsprachige und viele internationale Gäste.

Uns interessiert der Tauchbetrieb, der erst seit kurzem von den Orca Dive Clubs übernommen wurde. Zumindest die Luftansicht auf Google Earth sieht vielversprechend aus und zeigt einen etwa 50 Meter breiten tiefblauen Kanal mitten in der weiträumigen Bucht. Das lässt zumindest seeseitig Steilwände vermuten.

Basenleitung Fabienne Wiederkehr und Mohamed Mabrouk

Top-Hausriffbucht

Das schweizerisch-ägyptische Ehepaar Fabienne und Mohamed werden uns das in ihrer Funktion als Tauchbasenleiter genau erklären. Besser noch: Mohamed bietet uns eine Führung durch sein Hausriff an. Gesagt, getan. Eine halbe Stunde später stapfen wir hinter ihm in die flach abfallende Badebucht.

Kaum abgetaucht, flosseln wir in zügigem Tempo leicht nach rechts. Die Sicht im jetzt am Nachmittag etwas sandig aufgewühlten Wasser bessert sich beinahe mit jedem Flossenschlag. Das »Mittelriff« ist unser Ziel: ein vorgelagerter Riffrücken im 20-Meter-Tiefenbereich. Zwischen blühenden Steinkorallen hält dort eine Grüne Schildkröte ein Nickerchen. Mitsamt kapitalem Schiffshalter huckepack am Panzer.

Knapp daneben schlummert eine zweite Schildkröte in einer Nische, und darüber zieht ein Schwarm juveniler Barrakudas seine Kreise. Auch eine Handvoll Fledermausfische gibt uns die Ehre, bevor Mohamed Kurs Richtung Küste nimmt. Hier winden wir uns durch enge Canyons, wo sich Trupps von Soldaten- und Beilbauchfischen, so mancher Drachenkopf und ein wunderschöner Krokodilsfisch verbergen.

Zurück in Sicherheitsstopp-Tiefe werden wir plötzlich von einem stattlichen Schwarm von Großmaulmakrelen umringt. Hunderte der ellenlangen, silbrig glänzenden Fische wuseln ungewöhnlich dicht um uns herum. Jedoch ist nicht der Planktonfang ihre Intention. Sondern die pure Angst vor drei kapitalen Stachelmakrelen, die ihnen dicht an den Flossen kleben.

Nur wenige Augenblicke währt das spannende Schauspiel, dann sind Jäger und Gejagte auch schon wieder im aufgewühlten Wasser des Roten Meeres verschwunden. Obwohl solche Szenarien sicher gewohnt, ist auch Mohamed begeistert. Den Großmaulmakrelen-Schwarm kann man hier fast ganzjährig in fünf Meter Tiefe antreffen. Für solche Jagdszenen braucht man jedoch schon etwas mehr Glück.

Das Außenriff wartet

Für den folgenden Morgen brauchen wir vor allem eines: einen Wecker. Denn eine sehr zeitige Ausfahrt nach Elphinstone ist angesagt. Das rund 20 Kilometer schräg südlich vorgelagert liegende Riff ist bekannt für seine üppig bewachsenen Steilwände, fischreichen Plateaus und Großfischsichtungen. Allen voran die heiß begehrten Weißspitzen-Hochseehaie, nach ihrem wissenschaftlichen Artnamen »Longimanus« genannt.

Im PS-starken Offshore-Schlauchboot schaffen wir die Strecke in 25 Minuten und können an dem einzigen kleinen Safariboot festmachen, das gerade vor Ort liegt. Dann nichts wie rein in den Pool und die Gunst der Stunde mit so wenigen Tauchern nutzen! Im kristallklaren Wasser des südlichen Roten Meeres sinken wir entlang der sonnenbeschienenen Elphinstone-Ostseite ins tiefe Blau.

Farbenprächtige Weichkorallen, Schwämme, ausladende Büsche Schwarzer Korallen sowie sich weit von der Wand wegstreckende Steinkorallen ziehen an uns vorüber. Soldatenfische und Zackenbarsche beäugen uns aus dunklen Überhängen und Felsnischen, während Unmengen von kleinen Riffbarschen nach Plankton schnappen.

Füsiliere und Stachelmakrelen, ein Trupp juveniler Thunfische, Schnapper, Flöten-, Doktor- und Falterfische – alle da! Nur nach Haien halten wir vergeblich Ausschau. Vorne am Südplateau verbeißt sich eine Karettschildkröte genüsslich in eine saftige Weichkoralle. Und ein etwas scheuer Napoleon zieht in der Ferne vorüber.

Die Tauchzeit verrinnt, die Luft in der Flasche wird weniger – untrügliches Zeichen zur Umkehr. Die besten Chancen auf »Longis« hat man bekanntlich knapp unter der Wasseroberfläche, oft direkt unter einem der hier nahezu immer anzutreffenden Safariboote.

Bei null Strömung biegen wir heute daher schon weit vorher ins Freiwasser ab, um einen Zickzack-Kurs eben noch in Sichtweite zum Riff einzuschlagen. Und tatsächlich: Schon nach wenigen Minuten hat unsere Strategie Erfolg.

Da schält sich doch glatt ein stattlicher Weißspitzen-Hochseehai aus dem hellen Blau in weiter Ferne und hält direkt auf uns zu! Enorm elegant anzusehen, wie er in seiner typischen leicht S-förmig geschwungenen Schwimmweise völlig entspannt herbeigleitet und erst in Armeslänge vor meiner Kamera abdreht.

Diesem gut und gern zweieinhalb Meter langen Weibchen fehlt ein Teil der Rückenflosse. Vermutlich eine fatale Begegnung mit einer Schiffsschraube. Zweimal umkreist das Weibchen unsere Gruppe in geringem Abstand. Dann verschwindet es genauso lautlos und plötzlich, wie es gekommen ist.

Zurück an Bord zur Oberflächenpause herrscht nach dieser Sichtung Hochstimmung. Getoppt nur von der Euphorie nach unserem zweiten Tauchgang, als wir sage und schreibe drei verschiedene »Longis« aus nächster Nähe bestaunen dürfen.

Damit kann unser Nachmittags-Tauchgang später mittels Zodiac als »Hausriff-Erweiterung« natürlich nicht mithalten, obwohl zwei kämpfende Kraken, Napoleon, Schwarzspitzen-Riffhai und zum Drüberstreuen ein Baby-Gitarrenrochen im nicht mal knietiefen Wasser beim Ausstieg auch nicht schlecht sind.

Shoni Bay Resort

Das weitläufige Vier-Sterne-Hotel Shoni Bay Resort besteht seit 2009 und bietet in 212 Zimmern Platz für bis zu 500 Gäste. Die sechs Zimmerkategorien reichen vom einfachen Doppelzimmer bis zur großen Junior-Suite sowie den etwas abseits stehenden neuen Seaview Chalets in besonders ruhiger Lage ohne Animation mit eigener Poolanlage.

Alle Zimmer sind mit Klimaanlage, Minibar, Telefon, Sat-TV, Safe, Bad/WC und Balkon oder Terrasse ausgestattet. Insgesamt verfügt das Hotel über zwei Restaurants, drei Bars, drei Pools, Fitnessraum, Spa, Miniclub mit Kinderbetreuung und Spielplatz.

Anreise & Sicherheit

Anreise: Der Autotransfer vom Airport Hurghada dauert etwa zwei Stunden und 45 Minuten, vom Airport Marsa Alam nur 20 Minuten.
Medizin: Die nächstgelegenen Druckkammern befinden sich 15 Autominuten entfernt in Port Ghalib und im 25 Minuten entfernten Marsa Shagra.

Preise bei sun+fun

Shoni Bay Resort
Pro Person ab 586 Euro: 7 ÜN/DZ, AI, inklusive Flug mit European Air Charter ab Deutschland nach Marsa Alam.
Tauchen: Orca-Tauchbasis
10 Hausrifftauchgänge: 248 Euro

Basisprofil: Orca Dive Club Shoni Bay

Besteht seit: 2022
Basisleitung: das ägyptisch-schweizerische Paar Fabienne Wiederkehr und Mohamed Mabrouk.
Ausbildung: nach SSI von OWD bis zum Divemaster sowie alle gängigen Spezialkurse. Kindertauchen ab 8 Jahren, Nitrox 32 for free.

Tauchbestimmungen: Vorlage von Brevet, Logbuch und Tauchtauglichkeitsattest sowie verpflichtender Checkdive. Getaucht wird bei bis zu 30 geloggten Tauchgängen nur mit Guide, danach selbständig im Buddyteam.

Tauchplätze: Das weiträumige, schöne und vielfältige Hausriff kann mit dem Zodiac (bis zu acht Taucher) erweitert werden. Zusätzlich werden mit dem Zodiac auch Einzel- oder Doppeltank-Ausfahrten etwa bis zum 30 Minuten entfernten Elphinstone-Riff angeboten. Darüber hinaus gibt es Halb- oder Ganztages-Touren mit dem Bus sowie Tagesboot-Touren ab Marsa Alam oder Port Ghalib. Insgesamt rund 30 Tauchspots in fünf bis 90 Minuten Entfernung.

Maximaltiefe: 40 m
Tauchlehrer: 4 TL, 2 Guides
Ausstattung: 30 komplette Ausrüstungen.Leihgebühr: 24 Euro/Tag.
Preise: Ein Hausriff-Tauchgang (inklusive Flasche und Blei) kostet 45 Euro. Ein 10er Paket Hausrifftauchen ab 312 Euro. Aufpreis für Hausriff-Zodiac: fünf Euro/Tauchgang. Nachttauchgang: fünf Euro Aufpreis. OWD-Kurs (inklusive Brevetierung): ab 465 Euro.

Lage: 17 Kilometer südlich von Port Ghalib in der Shoni Bay, mit einem ein Kilometer langen Badestrand vor dem Hausriff.
Nachhaltigkeit: keine Plastikbecher an der Tauchbasis, freie Wasserspender in Basis und Hotel sowie Pappstrohhalme im Hotel.