Die Devise beim Blackwater Diving lautet: Stell dich deiner Angst!
„Blackwater Diving nennt sich diese Art des Nachttauchens“, erklärte mir Paul am Abend zuvor bei einem Bierchen in der Bar von Sams Tours. „Vor zehn Jahren haben Taucher damit vor Hawaii begonnen“, und Richard flüsterte mir leise zu: „Eigentlich mag ich nachts nicht tauchen und außerdem hab ich tierische Angst vor Haien!“ Ich guckte den großen, dunkelhaarigen Briten ungläubig an. Wie ist es möglich, dass dieser durchtrainierte Kerl sich vor Haien fürchtet und sagte ihm: „Dann hast du dir den denkbar ungünstigsten Platz auf der Welt ausgesucht, Palau ist ja quasi haiverseucht!“
Dass Paul seinen Freund doch noch ins Wasser bekommen hat, liegt an den Fotos, die er aus Hawaii gesehen hat. „Ich stehe total auf Makrofotografie und als ich diese seltsamen, durchsichtigen Wesen sah, wusste ich, ich komme nicht um solch einen Blackwater–Tauchgang herum!“, erklärte Richard mir. Die Angst, dass plötzlich vor seiner Makrolinse eine graue Flosse auftaucht, blieb allerdings, und begleitet auch mich, um ehrlich zu sein. Eigentlich liebe ich Haie, aber jetzt, hier nachts im Ozean, kann ich gut auf die grauen Jäger verzichten. Man ist eh schon genug damit beschäftigt, nicht die Orientierung zu verlieren. Oben, unten, links, rechts – das schwarze Wasser schluckt jegliches Raum-Zeit-Gefühl. Nur die eigenen Luftblasen zeigen an, wo oben ist.