Cave diving im Tauchurlaub ausprobiert
Im Sommer 2007 fuhren mein Vater, einige seiner Freunde und ich nach Spanien, um dort einen fantastischen Tauchurlaub zu verbringen. Zuerst machte ich einige Tauchgänge im Freiwasser vor der Costa Blanca, um mich an Bedingungen und Umgebung zu gewöhnen. Das wogende Seegras, zahlreiche Meeresbewohner wie Kraken, Fische und Sepias begeisterten mich direkt ab dem ersten Tauchgang. Doch die Checkdives waren natürlich nur der Anfang. Die Höhle, die der Grund für unsere Reise war, erforderte viel Vorbereitung und Planung. Nach ein paar Tagen ging es dann endlich los mit meiner Expedition ins Ungewisse. Zwar wollte ich unbedingt zum ersten Mal Höhletauchen, aber ein wenig aufgeregt war ich dann trotzdem. Könnte es sein, dass ich entgegen meiner Erwartungen in der engen, dunklen Höhle doch klaustrophobisch werde? Natürlich war mir klar, dass ich von einem erfahrenen Taucher begleitet werden würde, der sich voll darauf konzentrierte, dass ich bei jedem Anflug von Unwohlsein sofort Hilfe bekommen würde und wenn nötig, auch den Tauchgang in der Höhle abbrechen könnte. Trotzdem war mir ein klein wenig mulmig zumute.
Faszination Höhlentauchen: Wie in einer anderen Welt
Da die Höhle nur vom Meer aus erreichbar war, wateten wir am Strand in das angenehm warme Wasser und tauchten bis vor die Steilküste. Von den Schilderungen der anderen wusste ich, dass wir zunächst vom offenen Meer aus durch eine Felsöffnung in einen Höhlenvorhof tauchen würden. Durch das große Loch in der Felswand gelangten wir in ein flaches, mehr oder weniger rundes Becken, über dem man den blauen Himmel sehen konnte. Im Wasser tummelten sich zahlreiche Fische und kleine Krebse. Der eigentliche Höhleneingang war eng und von scharfkantigen Felsen umgeben. Trotz der Wellen, die vom offenen Meer direkt in den Höhlenvorhof rollten, gelang es mir, in die Höhle zu gleiten, ohne mit meinen Flaschen anzustoßen und mir mein Equipment zu zerkratzen.
Atemberaubende Taucherfahrung
Nach dem engen Eingang öffnete sich die Höhle vor mir. Dank dem faszinierenden Bild, das sich mir bot, war meine Aufregung wie weggeblasen. Raue graubraune Felsen umgaben mich, und im klaren Wasser dachte ich darüber nach, dass sich so wohl auch Astronauten fühlen müssen, wenn sie durch den Weltraum schweben. Langsam flösselten wir an der Hauptleine entlang und tiefer in die Höhle hinein. „Wie in einer anderen Welt“, dachte ich immer wieder und bestaunte die Felsen. Eine fremdartige, silbrig schimmernde Substanz lugte an einigen Stellen der Höhlendecke aus Felsspalten hervor. Die Enge und die Dunkelheit verursachten bei mir kein Unbehagen, ganz im Gegenteil. Ich fühlte mich geborgen und völlig entspannt. Wirklich weit tauchten wir natürlich nicht in die Höhle hinein, trotzdem stand schon nach den ersten Metern für mich fest: Das ist es! Das will ich wieder machen!
Irgendwann gab Andreas das Zeichen zur Umkehr. Schweren Herzens wandte ich den schartigen Felsen den Rücken zu. Nach dem Urlaub wurde ich immer wieder gefragt, wie mein erster Höhlentauchgang war, ob ich Angst hatte. Wenn ich dann verneinte und begeistert ins Detail ging, war das für mein Freunde meist schwer nachzuvollziehen. Für andere ist es nur ein unheimliches Felsloch im Wasser – für mich ist es Faszination pur.
Nele Engler