Wahrscheinlich möchte auch der Nachbar zeitgleich auf das WC. Wer schon mal das Vergnügen hatte, einen Sitzplatz direkt gegenüber der gut frequentierten Bordtoilette zu ergattern, wird ohnehin alle fünf Minuten durch das schrille Pfeifen der düsenartigen Spülung geweckt. Spätestens aber beim Geruckel an der „Wackel-Ziehharmonikatür“, gefolgt von einer beißenden Sanitärreinigerfahne, wird dem Schlaf-Wach-Schlummern ein jähes Ende gesetzt.
Zur Ablenkung gibt es ja das „Multimedia-System“. Wie dreist, dass einige Fluggesellschaften ihren Gästen in der Holzklasse eine billige 90er-Jahre-Konsole zumuten. Miserabler Sound, kryptische Menüs. Und wenn man nach dem zehnten Sackgassen-Link nicht zum gewünschten Film gelangt, drückt man aus Versehen die „Stewardess-Taste“. Und da rollt sie auch schon mit ihrem Rammwagen durch die Gänge. Vor Schreck flutscht die Fernbedienung aus der Hand und verschwindet wie das Kabel eines Staubsaugers in der Lehne. Eigentlich kann das Ding dort bleiben. Spätestens nach zehn Minuten wird der Film ohnehin angehalten, um die quäkigen und unverständlichen Ansagen des Captains zu ertragen.
Jetzt müssen nervige Einreiseformulare ausgefüllt werden. Wer kommt auf die Idee, in der Smartphone-Ära mit Passbook-Apps Pappkarten handschriftlich ausfüllen zu lassen? Wer soll mein Gekrackel dechiffrieren können? Aussteigen, anstehen, im Gangway bei wechselndem Backofen- oder Eisschrankklima warten. Hier werden die Leistungen der Airline gepriesen: „Symphonie für die Sinne“ steht da auf einem Fernweh-Plakat der Fluglinie. Okay, in Werbewelten wird selten mit Superlativen gegeizt: Auch Imbissbudenbetreiber verkaufen ihre rudimentären Kochkünste mit Fettgebäck und Hack als „Mediterrane Spezialitäten“. Die Geschmäcker sind verschieden. Wer nicht überrascht werden will, sollte nicht reisen. Wer etwas erleben möchte, muss warten können. Die nächste Reise kommt bestimmt!